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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2
Autoren: Sigrid Undset
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sei gut und vergiß es, wenn ich dir anders geantwortet habe, als ich hätte tun sollen . . . Ich bin müde“, sagte er, streckte sich aus und gähnte. Er fragte, wie weit sie auf Jörundhof mit der Frühjahrsarbeit seien - hier hätten sie bis jetzt alle oberhalb des Hofes gelegenen Äcker gepflügt.
    Kristin brach auf, sobald sie es für schicklich hielt. Nein, Simon brauche sie nicht zu begleiten, sagte sie, als er seinen Umhang mit der Kapuze und den Axtstock nahm - sie habe ja die großen Burschen bei sich. Aber er wollte durchaus mitgehen - bat auch Ramborg, jedenfalls ein Stück weit mitzukommen. Im allgemeinen mochte sie das nie tun, aber heute abend begleitete sie die anderen bis auf den Fahrweg.
    Draußen herrschte schwarze Nacht, und am Himmel standen blitzende Sterne. Dr zarte warme Geruch frisch gedüngter Äcker dampfte frühjahrlich durch den Nachtfrost. Überall in der Dunkelheit rings um sie war der Laut rinnenden Wassers.
    Simon und Kristin gingen talaufwärts, die drei Buben liefen voran. Sie fühlte es, daß der Mann neben ihr herging und etwas sagen wollte, aber sie mochte es ihm nicht leicht machen, denn sie war noch sehr ärgerlich auf ihn. Zwar hatte sie ihren Schwager sehr gern - aber schließlich hatte doch alles seine Grenzen, er sollte nicht meinen, er könne alles sagen und es hinterher nur so einfach wieder zurücknehmen - es sei doch nur unter Verwandten ... Er mußte doch begreifen, daß es, gerade weil er ihnen in ihren Nöten so getreu beigestanden hatte, nicht leicht für sie war, wenn er heftig und grob wurde - sie konnte es nur schwer mit ihm aufnehmen. Sie entsann sich des ersten Winters, gleich nachdem sie ins Tal gekommen waren: Ramborg hatte ihr einen Boten gesandt, denn Simon lag mit geschwollenem Hals zu Bett und war ziemlich schlecht daran. Er litt von Zeit zu Zeit an dieser Plage. Als sie aber nach Formo kam und zu ihrem Schwager hineinging, wollte er weder dulden, daß sie ihn anfaßte, noch, daß sie ihn ansah; er war so wütend, daß Ramborg die Schwester ganz unglücklich um Entschuldigung bat, sie
    hierhergeholt zu haben. Simon sei auch zu ihr nicht besser gewesen, sagte sie, als er das erstemal in ihrer Ehe krank wurde und sie ihn pflegen wollte. Wenn er sein Halsgeschwür bekam, verkroch er sich in das alte Haus, das sie die Saemundsstube nannten, und duldete niemand in seiner Nähe, außer einem scheußlichen, schmutzigen und verlausten alten Mann namens Gunstein, der schon vor Simons Geburt auf Dyfrin gedient hatte. - Später würde Simon wohl zu seiner Schwägerin kommen und alles wiedergutmachen; er mochte es nicht, wenn ihn jemand so daliegen sah; es dünkte ihn solch ein jämmerlicher Zustand für einen erwachsenen Mann. Kristin hatte darauf, ziemlich störrisch, geantwortet, das könne sie nicht verstehen. Es sei doch weder eine Sünde noch eine Schande, ein Halsgeschwür zu haben ...
    Simon begleitete sie bis zur Brücke, und sie wechselten unterwegs nur ein paar Worte über Wetter und Hofarbeit - wiederholten dieselben Dinge, die sie schon daheim in der Stube gesagt hatten. Simon wünschte gute Nacht - dann aber fragte er plötzlich:
    „Weißt du, Kristin - was ich Gaute zuleide getan habe? Der Junge ist so böse auf mich.“
    „Gaute?“ fragte sie erstaunt.
    „Ja, hast du das nicht bemerkt? Er meidet mich - und kann er es nicht umgehen, mit mir zusammenzutreffen, so mag er kaum den Mund auftun, wenn ich mit ihm spreche.“
    Kristin schüttelte den Kopf; nein, sie hatte das nicht bemerkt.
    „Es müßte denn sein, daß du im Scherz ein Wort zu ihm gesagt hast, das er falsch aufgefaßt hat, er ist ja noch ein Kind . . Er hörte aus ihrer Stimme heraus, daß sie lächelte; da lachte er ein wenig.
    „Ich kann mich an nichts Derartiges erinnern.“ Damit wünschte er noch einmal gute Nacht und ging.
    Auf Jörundhof war es überall still. Die Stube war dunkel und das Feuer auf der Herdstätte mit Asche bedeckt. Björgulv lag wach da und sagte, der Vater und die Brüder seien vor einer guten Weile weggegangen.
    Im Ehebett drüben lag Munan allein und schlief. Als Kristin sich hingelegt hatte, nahm sie ihn in ihre Arme.
    Es war so schwer, mit Erlend darüber zu sprechen, wenn er es nicht selbst fühlte. Daß er die großen Söhne nicht mit in den
    Wald nehmen sollte, da es doch auf dem Hof mehr als genug Arbeit gab ...
    Daß Erlend selbst hinter dem Pflug einhergehen würde, hatte sie gewiß nie erwartet. Er hätte es auch wohl kaum fertiggebracht, eine
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