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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht
Autoren: Monika Felten
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sagte sie düster.
    »Was hast du vor?«, wollte Jamak wissen.
    »Ich will sehen, ob die anderen Prinz Kavan als Thronfolger anerkennen«, erklärte Noelani. »Und ich will sehen, ob sie mit den Rakschun verhandeln.« Sie blickte Jamak bittend an. »Ich hoffe nur, dass mir noch genügend Zeit dafür bleibt.«
    Jamak verstand. »Ich werde die Wachen aufhalten, solange ich kann«, versprach er. »Aber beeil dich.«
    »Das werde ich.« Noelani schenkte Jamak ein Lächeln. »Ich sehe ja, was hier geschieht, und kann jederzeit zurückkommen.« Sie verstummte, richtete den Blick wieder auf die Wasserschale … und fand sich kurz darauf an derselben Stelle in der Welt der Geistreise wieder.
    »Kaori?« Obwohl sie alles in ihrer Umgebung erkennen konnte, fühlte sich Noelani wie eine Blinde. Waren die Geister noch hier? Oder waren sie fortgegangen? »Kaori? Bist du da?« Weil sie nicht wusste, wo sie nach den anderen suchen musste, blieb Noelani einfach, wo sie war, und wartete ab. Wenn Kaori in der Nähe war, würde sie ihr antworten, dessen war sie gewiss.
    Die Zeit verstrich, und nichts geschah.
    Obwohl die Wachen Jamak vorerst in Ruhe ließen, konnte Noelani das wachsende Gefühl der Dringlichkeit kaum noch leugnen, das sie immer heftiger verspürte. Wenn Kaori nicht bald auftauchte, um ihr zu erzählen, was hier vorgefallen war, mochte es zu spät sein.
    »Kaori?«, rief sie wohl schon zum hundertsten Mal – und erhielt wieder keine Antwort. Dafür bemerkte sie, wie erneut jemand an der Zeltplane rüttelte, und hörte eine befehlsgewohnte Stimme rufen: »Mein König?«
    Jamak eilte zum Eingang und wechselte ein paar Worte mit dem Krieger vor der Tür, doch der ließ sich diesmal nicht so leicht abweisen. Noelani entging nicht, dass Jamak unruhig wurde. Immer wieder drehte er sich zu ihr um, als wolle er sich vergewissern, dass sie schon von der Geistreise zurückgekehrt war.
    »Kaori! Komm schnell.« Noelanis Worte kamen einem Hilferuf gleich. Wenn Kaori nicht bald erschien und ihr sagte, was sie wissen musste, war der ganze Plan in Gefahr. »Beeil dich! Ich habe nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich bin hier!« Eine sanfte Berührung an der Wange unterstrich die Worte und ließ Noelani aufatmen. »Dank Jamaks Hilfe ist unser Plan aufgegangen. Alles wird gut!«, hörte sie Kaori sagen. »Prinz Kavan und Olufemi haben Verhandlungen aufgenommen. Sie haben sich gegenseitig versichert, den Krieg beenden zu wollen, und sich darauf verständigt, weiter zu verhandeln, wenn sie in die Welt der Lebenden zurückgekehrt sind.«
    »Können wir ihnen vertrauen?« Nach so viel Betrug und Lügen, die sie hatte erleben müssen, war Noelani misstrauisch.
    »Ich denke, ja.« Kaori klang zuversichtlich. »Ohne dass ich ihn darauf angesprochen habe, hat Prinz Kavan mir zugesichert, dass er den Befehl seines Vaters gegen unser Volk unverzüglich aufheben wird. Die Menschen von Nintau können in Baha-Uddin siedeln und sich mit seiner Hilfe ein neues Leben aufbauen.«
    »Das ist gut!« Noelani warf einen Blick zum Zelteingang, wo Jamak inzwischen heftig mit denen stritt, die Einlass begehrten. Einen Augenblick zögerte sie, dann sagte sie: »Dann ist es so weit.«
    »Ja.« Kaori schien sich ihrer Sache sicher zu sein. »König Azenor ist tot, und auch wenn Fürst Rivanon noch nicht ganz hinter Prinz Kavan steht, so bin ich doch sicher, dass er gegen die Übermacht der anderen keine Aussicht auf Erfolg haben wird. Er steht allein da. Ohne den König ist seine Macht gering. Am Ende wird auch er einsehen müssen, dass es besser ist, mit den Affen zu brüllen, als gegen sie anzuschreien.« Sie verstummte kurz und sagte dann: »Die Rakschun waren übrigens sehr erfreut, dass sie nicht mit König Azenor verhandeln müssen. Dass ihr ehemaliger Sklave ein Prinz war, hat sie überrascht, es macht die Verhandlungen aber auch einfacher, weil Kavan die Befindlichkeiten der Rakschun sehr genau kennt.«
    »Das klingt alles sehr gut.« Noelani spürte, wie ihr die Kehle eng wurde, als sie zum Abschied sagte: »Ich … ich gehe jetzt zurück. Bis gleich.«
    »Bis gleich.« Kaoris Stimme war so voller Zuneigung, dass Noelani ein warmes Gefühl durchflutete. Was auch geschehen mochte, es würde nur halb so schlimm sein, weil sie nicht allein war und Kaori ihr beistehen würde.
    Ein kurzes Ausatmen genügte, um loszulassen und in ihren Körper zurückzukehren.
    Keinen Augenblick zu früh.
    Kaum dass sie die Augen aufschlug, wurde die Plane vor dem Zelteingang von
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