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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht
Autoren: Monika Felten
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brannte.
    »Ich war im Heerlager und bin mit den Rakschun versteinert worden«, erzählte Pever. »Anders als bei dem Prinzen kennt Olufemi die Geschichte und die Hintergründe meiner Flucht vom ersten Tag an. Er war es auch, der der Maor-Say bei ihren Beratungen die Wahrheit über den Tod des Prinzen Marnek erzählt hat.« Er verstummte, senkte den Blick und wandte sich noch einmal Prinz Kavan zu. »Verzeiht mir, mein Prinz«, sagte er reumütig. »Wir alle haben das nicht freiwillig getan. Der König hatte unsere Frauen und Kinder in den Kerker werfen lassen und drohte, sie grausam zu töten, wenn wir uns weigern würden, den Prinzen umzubringen.«
    »Er lügt! Sie alle … alle lügen!« König Azenor blickte hektisch von einem zum anderen. »Ihr glaubt diesem verlogenen Kerl doch nicht etwa – oder?« Niemand sagte etwas, aber die Blicke, die die anderen sich zuwarfen, sprachen Bände. Ohne Zweifel war es Pever und kein Rakschun, der da vor ihnen stand, und selbst wenn manche noch zweifelten, trauten doch alle ihrem König die Abscheulichkeiten zu, den eigenen Sohn für seine Ziele zu opfern.
    »Ich hasse und verachte dich!« Prinz Kavan warf seinem Vater einen finsteren Blick zu. »Du bist nicht mehr länger mein Vater. Ich wünschte, du wärst tot.«
    Für einen Augenblick herrschte betroffenes Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und wenn auch keiner diese preisgab, war doch deutlich zu spüren, dass Pevers erschütternder Bericht etwas verändert hatte.
    »Nachdem das geklärt ist, sollten wir gehen«, sagte die Maor-Say in das Schweigen hinein.
    »Die Rakschun sind bereit zu verhandeln.« Ohne dass es jemand bemerkt hatte, war Olufemi vom Fluss heraufgekommen. »Trotz allem, oder gerade weil uns so viel angetan wurde, wünschen wir uns angesichts der misslichen Lage nichts mehr, als einen dauerhaften Frieden mit Baha-Uddin schließen zu können, sofern uns gestattet wird, in unsere angestammte Heimat zurückzukehren.«
    »Niemals!« König Azenor blieb stur. »Solange ich lebe, wird kein einziger Rakschun seinen Fuß auf den Boden von Baha-Uddin setzen. Ich bin der König. Ich entscheide. Mein Wort ist Gesetz.«
    »Ist das dein letztes Wort?«, fragte die Maor-Say.
    »So wahr ich hier stehe.«
    »Dann wird es keine Rückkehr geben. Nicht für dich, nicht für die Rakschun und für niemanden hier. Fortan werden zwei Mahnmale die Ufer des Gonwe schmücken. Das Lager der Rakschun zum Zeichen, dass man einen unterlegenen Feind nicht unterschätzen sollte, und die Tafel des Königs als Zeichen dafür, wohin Stolz und Überheblichkeit führen können.«
    »Du willst mir drohen?« Auf König Azenors Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen. »Das würde ich mir an deiner Stelle sehr gut überlegen. Denkst du wirklich, dass ich völlig unvorbereitet aus meinem Palast aufgebrochen bin? O nein. Ich habe schon damit gerechnet, dass dir meine kleine Planänderung nicht gefallen hat und dass du versuchen wirst, dich dafür an mir zu rächen. Deshalb habe ich verfügt, dass all die armseligen Geschöpfe, die du in unser Land geschleppt hast, auf der Stelle getötet werden, falls mir etwas zustoßen sollte …« Sein Grinsen wurde noch etwas breiter. »Was glaubst du, wie lange dein Diener die Wachen noch davon abhalten kann, ins Zelt zu kommen? Eine Stunde oder zwei? An deiner Stelle würde ich mich jetzt sehr beeilen, uns wieder lebendig zu machen, sonst sieht es für die, denen du eine bessere Zukunft versprochen hast, gar nicht gut aus.«
    »Das kann ich nicht, ohne dass die Rakschun auch wieder lebendig werden. Alle oder keiner!« Zum ersten Mal spürte Triffin die Selbstsicherheit der Maor-Say wanken. Die Drohung des Königs, sich an ihrem Volk zu rächen, schien sie in Bedrängnis zu bringen. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er auf einen Angriff gegen seine Person vorbereitet sein könnte.
    »Falsche Antwort. Sollten die Rakschun wieder lebendig werden, ist der klägliche Rest deines Volkes bei den Ahnen, lange bevor du sie warnen kannst«, drohte der König selbstbewusst. »Also überlege dir gut, was du tust.«

10
    »Sollten die Rakschun wieder lebendig werden, ist der klägliche Rest deines Volkes bei den Ahnen, lange bevor du sie warnen kannst.«
    Die Worte des Königs schnürten Noelani die Kehle zu. Sie verfolgte die Ereignisse mithilfe ihrer Geistreise, zur Untätigkeit verdammt, weil sie die Geister zwar hören, aber nicht sehen konnte.
    Nun aber war es genug!
    Sie hatte
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