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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche
Autoren: Karlheinz Deschner
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zu Land aus allen Himmelsrichtungen, wie Philon überliefert, um sich »in Frömmigkeit und Gottesverehrung unentbehrlicher Erholung« hinzugeben – der hohe Klerus kassierte: aus den vorgeschriebenen Spenden, aus manchen Opfern, aus Lizenzgebühren für das Errichten von Gewerbeständen sowie aus anderen Quellen. Er unterhielt Banken und zog noch die Räuber, einschließlich römischer Gouverneure, auf sich. Kaum zufällig wählte man die Tage der Festwallfahrten auch zur Liquidierung von Verbrechern 24 .

4. Kapitel

Verdummung
    »Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?«
    1. Kor. 1,20

    »Mit dem Geschwätz bei euch haben die
Schulmeister
begonnen und da ihr die Wissenschaft einteiltet, habt ihr euch von der wahren Wissenschaft abgeschnitten«.
    Tatian 1

    »Nach Jesus Christus bedürfen wir des Forschens nicht mehr. Wenn wir glauben, verlangen wir über den Glauben hinaus weiter nichts ...«
    Tertullian 2

    »Wenn du Geschichtsberichte lesen willst, dann hast du das Buch der Könige, wenn aber Weise und Philosophen, dann hast du die Propheten ... Und wenn du Hymnen begehrst, so hast du die Psalmen Davids«.
    »Apostolische Kirchenordnung« (3. Jahrhundert) 3

    »Religion ist darum das Kernstück des ganzen Erziehungsprozesses und muß alle Erziehungsmaßnahmen durchdringen«.
    Lexikon des katholischen Lebens (1952) 4

Das Christentum lehrt – seit Jesus –,
alles
zu hassen, was nicht Gott dient

    Das Evangelium war ursprünglich eine apokalyptische, eine eschatologische Botschaft, eine Predigt vom nah bevorstehenden Ende der Welt (S. 71 f). Jesus und seine Jünger sind davon felsenfest überzeugt, deshalb pädagogische Probleme für sie nicht relevant; sie sind gänzlich desinteressiert an Bildung und Kultur. Sie kümmern sich um Wissenschaft und Philosophie so wenig wie um Kunst. Immerhin drei Jahrhunderte lang wird es überhaupt keine christliche Kunst geben. Kirchenrechtliche Verfügungen noch in späterer Zeit stellen Künstler in der Kirche mit Schauspielern (vgl. S. 355 ff), Bordellwirten und ähnlichen Typen auf eine Stufe. Bald wird die biblische »Fischersprache« (anscheinend besonders die der lateinischen Bibeln) durch alle Jahrhunderte verhöhnt, von den Christen freilich ostentativ verteidigt – obwohl selbst und gerade Hieronymus und Augustin nicht nur einmal gestanden, wie sehr sie der fremde, unbeholfene und oft falsche Stil der Bibel abgeschreckt habe. Augustin erschien sie überdies wie ein Ammenmärchen! (Im 4. Jahrhundert formte man biblische Stoffe gelegentlich in vergilsche Hexameter um, ohne daß es sie erträglicher machte.) »Homines sine litteris et idiotae« nennen in der lateinischen Übertragung die jüdischen Priester die Apostel Jesu 17 .
    Da aber das Gottesreich auf Erden ausblieb, setzte die Kirche an seine Stelle das Himmelreich, und die Gläubigen sollten ganz auf dieses hin leben, das heißt ganz im Sinne der Kirche, das heißt ganz zum Nutzen der Kirche, das heißt ganz für die Interessen des hohen Klerus. Denn wann und wo immer dieser Klerus Kirche sagt, Christus, Gott, Ewigkeit, da dient das ihm und nur ihm allein. Während er das Seelenheil des Gläubigen vorgibt, denkt er an sein eignes Heil. Und hat er dies in der Frühzeit vielleicht auch nicht immer identifiziert, er wußte doch, all das nützt ihm.
    Im Christentum war die Entwicklung geistiger Kräfte kein Selbstzweck, wie in der Pädagogik der hellenistischen Welt, sondern nur ein Mittel zur religiösen Erziehung, zur angeblichen Verähnlichung mit Gott. Zwar mußte natürlich auch die christliche Erziehung auf das Berufsleben, die Erwerbstätigkeit vorbereiten, doch entscheidend war das Endziel, die Vorbereitung aufs Jenseits. Erst von daher bekam die übrige Erziehung überhaupt Bedeutung. Alle vom Christentum besonders propagierten Tugenden, wie Demut, Glaube, Hoffnung, Liebe, doch auch alle von der nichtchristlichen Ethik so großzügig übernommenen Werte wurden viel weniger um ihrer selbst willen geschätzt, als wegen ihrer Hinführung zum letzten Ziel. Christus, Gott, die ewige Seligkeit, der Glaube, daß der Christ im Jenseits »unaufhörliche Wonne empfindet« (Athenagoras), bildeten das Zentrum dieser ganzen Dressur 18 .
    Schon im Neuen Testament geht es nicht um die menschliche Pädagogik, die bloß gestreift wird, sondern um die Heilspädagogik Gottes, wozu es, Ansatzpunkte in der Stoa beiseite, in der griechisch-römischen
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