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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche
Autoren: Karlheinz Deschner
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wie man dort unter dem Namen des Paulus bereits verschiedene Briefe gefälscht hatte (S. 99 ff), so fälschte man im späten 2. Jahrhundert in markionitischen Kreisen einen Brief an die Laodiceer (der nach Kol. 4,16 verlorenging). Man erfand, vielleicht als Gegenfälschung zu der markionitischen, aus lauter Wörtern und Sätzen mehr oder minder echter Paulusbriefe einen weiteren Laodiceerbrief auf »rechtgläubiger« Seite, der immerhin vom 6. bis zum 15. Jahrhundert (in greulicher Sprache) in vielen lateinischen Bibelhandschriften stand. Der Fälscher appelliert darin an die Laodiceer, alles zu tun, »was lauter, wahr, sittsam, gerecht« ist ... Die Markioniten fälschten weiter unter dem Namen des Paulus einen Brief an die Alexandriner. Und um 180 fabrizierte ein katholischer Priester in Kleinasien einen 3. Korintherbrief, worin er auch warnt: »Denn mein Herr Jesus Christus wird schnell kommen, da er verworfen wird von denen, die seine Worte verfälschen« – freilich ein häufiger Brauch der Fälscher. So droht Jesus in der gefälschten »Epistula Apostolorum«: »Wehe aber denjenigen, welche dies mein Wort und mein Gebot fälschen«.
    Der 3. Korintherbrief gehört zu den unechten Paulusakten, die der kleinasiatische Priester »aus Liebe zu Paulus« verfaßt hatte. Bald entlarvt, wurde der Betrüger von der Kirche zwar abgesetzt (S. 136 f), doch stand der fingierte Briefwechsel zwischen den Korinthern und »Paulus« bis zum Ende des 4. Jahrhunderts in den syrischen (und dann jahrhundertelang in den armenischen) Ausgaben des Neuen Testaments; kein Geringerer als Kirchenlehrer Ephräm kommentierte ihn um 360 als kanonisches, den übrigen Paulinen gleichwertiges Schreiben. Überhaupt sind die gefälschten Paulusakten »nur langsam aus dem kirchlichen Gebrauch ausgeschieden worden« (Kraft) 254 .
    Immer ungehemmter gaben sich Christen als Apostel Jesu aus. Und schrieben sie nicht unter dem Namen von Aposteln – die in vielen Apostelakten, den Pilatusschriften, das Christentum bereits vor den prominentesten Würdenträgern und an den Höfen der Kaiser predigen –, dann traten sie mit Vorliebe als Jünger oder Schüler von Aposteln auf. So werden ein Leukios, ein Prochoros zum Schüler des Johannes gemacht, ein Evodius von Antiochien und ein Marcellus zu einem Schüler des Petrus, ein Euripos zu einem Schüler des Täufers usw. Auch die Katholiken Grathon, Linus, Clemens, Melito fälschten noch in späteren Jahrhunderten Apostelakten unter dem Namen von Apostelschülern. Weiter wurden Figuren der ältesten christlichen Zeit, über deren literarische Arbeiten nichts bekannt ist, noch erhaltene Fälschungen, Apostelakten und sonstige Schriften unterschoben: Nicodemus, Gamaliel, Joseph von Arimathia, einem Lucius, Charinus, Rhodon, Zenas, Polykrates. Ferner ersetzten Christen im ausgehenden Altertum nicht selten vordem verlorengegangene oder nur angekündigte Traktate durch literarischen Trug. Ja, sie erschwindelten ganze Figuren, unter deren Namen sie dann irgendwelche Opera produzierten. So sind im patristischen Schrifttum frei erfunden: Eusebius von Alexandrien, der Bischof Agathonicus von Tarsus, Bischof Ambrosius von Chalkedon sowie diverse Oberhirten, die Briefe an Petrus Fullo, den Patriarchen von Antiochien, geschrieben haben sollen 255 .
    Doch auch unter dem Namen bekannter Personen der Kirchengeschichte fälschte man freiweg.

Fälschungen zur Hebung des christlichen Ansehens gegenüber Juden und Heiden

    Häufig haben sich Christen den Kampf mit den Juden durch Fälschungen erleichtert, haben sie deren Vorwürfe durch literarischen Betrug entkräftet, um den eigenen Glauben desto heller leuchten zu lassen, nicht zuletzt, um Jesus deutlicher als den verheißenen Messias zu erweisen, auch als Jungfrauensohn.
    Das geschah zunächst in zahlreichen Einschüben, wobei die jüdischen Pseudepigrapha den Christen besonders zustatten kamen. So interpolierten diese die Sibyllinischen Weissagungen, das 4. Esra-Buch, die meistverbreitete Apokalypse des Altertums, das Martyrium Iesaiae, den griechischen Baruch, die Apokalypsen des Abraham, Elias, Sophonias, die Paralipomena Ieremiae, die Prophetenleben, die Testamente Adams, Abrahams, Isaaks, des Ezechias, des Salomon, der Zwölf Patriarchen usw. Die Christen fälschten Prophetensprüche, mit deren Hilfe sie bis ins Mittelalter die Juden zu bekehren suchten. Sie fälschten aber auch ganze Schriften unter den Namen von Personen des Alten Testaments, die Himmelfahrt des
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