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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche
Autoren: Karlheinz Deschner
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jetzt nicht aller Tage Abend. Die Seehunde tötet ein weiterer Blitzstrahl, und von zwei wilden Stieren, an die man sie fesselt, wird sie wunderbar befreit. Der Bräutigam stirbt, sie begleitet den hl. Paulus noch auf mehreren apostolischen Reisen, versammelt andere fromme Jungfrauen um sich und predigt bis ins höchste Alter. Und wenn sie nicht gestorben ist, lebt sie noch heute.
    Wer's nicht glaubt: die meisten Kirchenväter, darunter der hl. Chrysostomos, der hl. Augustin, feiern Thekla um der vielen Leiden willen, derer sie gewürdigt ward, als Märtyrerin und rühmen ihre jungfräuliche Reinheit; der Dom zu Mailand, wo man sie als Schutzheilige verehrt, besitzt auch Reliquien von ihr, hatte sie zumindest im 19. Jahrhundert noch, und die hl. katholische Kirche begeht das Fest der hl. Thekla weiter am 23. September 58 .
    Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird von einem katholischen Theologen (mit Imprimatur) in einer »Kirchengeschichte für Schule und Haus« dies Martyrium mit all den Wundern, durch die Gott seine Dienerin schützte, als bare Münze ausgegeben. Und auch die katholische »Forschung« findet hier »Körner geschichtlicher Wahrheit«. Wie Otto Bardenhewer, einst Doktor der Theologie und der Philosophie, Apostolischer Protonotar und Professor der Theologie an der Universität München, denn auch weiter betont: »Die reichen Zeugnisse der späteren kirchlichen Literatur über Thekla können nicht in Bausch und Bogen auf die Akten zurückgeführt werden. Bedenklicher steht es um den historischen Wert des Porträts des Apostels. Gegen Eingang wird Paulus beschrieben als ›ein Mann klein von Statur, kahlen Kopfes, mit krummen Schienbeinen, gewandt in seinen Bewegungen (euektikós), mit zusammengewachsenen Augenbrauen, ziemlich langer Nase, voller Anmut; bald nämlich erschien er wie ein Mensch, bald hatte er das Aussehen eines Engels‹« 59 .
    Die katholische Seelsorge aber steuert dazu das »
Kirchengebet
« bei: »Wir bitten dich, allmächtiger Gott! verleihe uns, die wir das Andenken deiner hl. Jungfrau und Martyrin Thecla feiern, daß wir bei ihrem jährlich wiederkehrenden Feste für die wahre himmlische Wonne stets empfänglicher und zur Nachahmung ihres heldenmütigen Glaubens immermehr entzündet werden. Amen.« Übrigens: »Mit Approbation des Hoch würdigsten Bischöflichen Ordinariates Augsburg und mit Erlaubnis der Obern«, nämlich der des Kapuzinerordens. Motto dieses Hausschatzes (mit »Lehre und Gebet für jeden Tag des Jahres«): »Nimm und lies! ›Wer vermag es würdig auszudrücken und nur zu denken, welch einen mächtigen Antrieb zum Heile das Leben der Heiligen Gottes und ihre Tugenden frommen Gemütern, die sie betrachten, verschaffen? Der Glaube wird dadurch befestigt, die Gottesfurcht genährt, die Verachtung der Welt (!) erzeugt, das Verlangen nach den überirdischen Dingen erweckt.‹ Hl. Paschasius« 60 .
    Welch edle katholische Form all dies annehmen kann, machen Ludwig Donin deutlich und sein Standardwerk »Leben und Thaten der Heiligen Gottes oder: Der Triumph des wahren Glaubens in allen Jahrhunderten. Mit Angabe der vorzüglichsten Geschichtsquellen und praktischer Anwendung nach den bewährtesten Geistesmännern« und »Mit Genehmigung des hochwürdigsten fürsterzbischöflichen Ordinariates von Wien«. Zeigt es doch folgende »
Anwendung
« aus dem Leben der hl. Thekla: »Unsere Hausgenossen, unsere Eltern, unsere Freunde sind oft unsere grausamsten Feinde. Die fleischliche und unordentliche Liebe (!), die sie zu uns haben, verursachen mehr Übel, als der Haß der Teufel. Sie setzen sich unseren guten Absichten entgegen, die wir haben, uns Gott hinzugeben; und ihre Schmeicheleien haben oft mehr Macht, uns entweder vom Guten abzuhalten oder zum Bösen zu verleiten, als die Drohungen und Peinen der Tyrannen«. Dazu, im Sperrdruck, ein Wort des hl. Cyprian: »
Fremde Treulosigkeit hat uns zu Grunde gerichtet, unsere Eltern sind Mörder
«. Diesen Haß auf Freunde, Nächste, selbst die eigenen Eltern, stehn sie kirchlichen Zwecken im Weg, lehrt das Christentum seit fast zweitausend Jahren (vgl. I 152 ff) und hat vielleicht
allein
dadurch mehr Unglück heraufbeschworen als mit allen Scheiterhaufen 61 .
    Als die Märtyrer ausstarben, jedenfalls auf katholischer Seite, begannen besonders die Mönche, aber auch jede Menge Bischöfe, eine wunderbare Rolle zu spielen.

Vom miraculum sigillum mendacii zu den katholischen Apologeten

    Im ersten Jahrtausend wurden viele Heilige
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