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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche
Autoren: Karlheinz Deschner
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von der Erbsünde, der Prädestinationslehre, der Mann, mit dem der Einbruch der Askese ins Christentum beginnt, die Verachtung der Frau, die Diffamierung der Ehe und eine gänzlich andere Praxis der Verkündigung, der schäumenden Intoleranz 39 .
    Dieser Paulus denkt auch über Armut und Reichtum bereits anders. Er propagiert zwar das Gebot der Nächstenliebe, setzt Geldgier dem Götzendienst gleich, doch fehlen bei ihm alle harten Ausfälle Jesu gegen den Reichtum. Besitz als solchen wertet Paulus positiv und will die christliche Bruderliebe nicht so weit getrieben sehen, daß der Schenkende dadurch selber in Not gerate. »Denn nicht soll andern eine Entlastung, euch selbst aber eine Belastung geschaffen werden«. Das klingt nun wirklich
völlig anders
als bei Jesus. Und während dieser auf die Vögel des Himmels zeigt, die nicht säen, nicht ernten und doch leben, lehrt das paulinische Schrifttum »die Ehre darin zu suchen, daß ihr ein ruhiges Leben führt, euren eigenen Geschäften nachgeht und euch euer Brot mit eurer Hände Arbeit verdient«. Ausdrücklich wird bestimmt: »Wenn einer nicht arbeiten will, dann soll er auch nicht essen!« Und während Jesus seinen Jüngern befiehlt, das Evangelium ohne Geld im Gürtel zu verkünden, während er ihnen nur einen Wanderstab und Sandalen gestattet, bei Markus, bei Matthäus und Lukas auch Stab und Schuhe verbietet, erlaubt Paulus den Boten des Evangeliums die Annahme von Geld, ja, ereifert sich geradezu dafür, wenn auch nicht immer im eignen Interesse.
    Doch auffallend oft kommt Paulus auf diesen Punkt. »Wer aber Unterricht im Wort Gottes erhält, lasse seinen Lehrer an allen Gütern teilnehmen!« »Haben wir etwa nicht das Recht, Essen und Trinken zu beanspruchen?« »Im mosaischen Gesetz steht ja doch geschrieben: ›Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden!‹« »Wenn wir für euch das Geistliche ausgesät haben, ist es da etwas Absonderliches, wenn wir von euch das Irdische ernten?«
Daran
hat sich der christliche Klerus gehalten!
Dies
hat er nicht gedreht und gewendet, nicht abgeschwächt, wie die radikalen Gebote Jesu! Und auch von seinen Gemeinden berichtet Paulus keine Gütergemeinschaft, sondern daß sie »einander beißen und auffressen« und zusehen sollen, »nicht voneinander verschlungen« zu werden; genau die herrschende christliche Praxis, die wir seit zweitausend Jahren kennen – gewiß auch außerhalb des Christentums; aber hier geht es um das Christentum 40 !
    Daß man über Geld schon in der Urgemeinde nicht mit sich fackeln ließ, lehrt das berüchtigte »Strafwunder« des Petrus. Als nämlich ein gewisser Ananias ein Grundstück verkauft, den Betrag dafür aber, im Einverständnis mit seiner Frau Saphira, nicht ganz bei Petrus abgeliefert, sondern selbst noch etwas behalten hatte, erklärt der Apostelfürst: »Nicht mich hast du belogen, sondern Gott« – ein ungeheures, den ganzen nicht mehr überbietbaren Größenwahn dieser Kleineleutebrüder spiegelndes Wort, ein Wort mit ebenso weitreichenden wie verheerenden Folgen. Ananias sinkt vor Petrus nieder, gibt seinen Geist auf und wird sogleich beiseite geschafft. Nach drei Stunden kommt Saphira, und Petrus bestraft auch sie mit dem Tod. »Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden dich hinaustragen. Und alsbald fiel sie zu seinen Füßen und gab den Geist auf.« Das ist der »Geist«, der im Christentum Schule macht! Das
eigene Interesse,
das des angeführten Zirkels – dies muß immer wieder gesagt werden: stets als das
Gottes
deklariert –, geht über alles, auch über Leichen, über mehr Leichen und verheuchelter über Leichen als irgendwo sonst auf Erden. (Das Lehramt der katholischen Kirche hat dem Staat das Recht zur Verkündung der Todesstrafe ausdrücklich bestätigt und -trotz stets erneut vorgebrachter Einwände – sein Urteil niemals revidiert.) 41
    Auch der bekannte Streit in der Urgemeinde zwischen den »Hellenisten« und »Hebräern« betraf bereits den finanziellen Bereich, wenn es auch noch um weit mehr dabei ging. Die »Hellenisten« fühlten sich jedenfalls bei der Verteilung des täglichen Lebensunterhalts (in Naturalien oder Bargeld) benachteiligt und protestierten bei den Aposteln 42 .
    Nur allzubald verhielt sich die Christenheit auch in sozialer Hinsicht wie alle Welt. Als das erwartete Gottesreich auf Erden nicht kam (S. 73 f), nahm man auch mit dem bestehenden Reich vorlieb. Zwar prägt das älteste
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