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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche
Autoren: Karlheinz Deschner
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Christentum, nicht zuletzt als Konsequenz seines Endzeitglaubens, ein starker Staatshaß, nennt das Neue Testament den Staat »die große Hure« und den »Greuel der Erde«, findet man da »überall radikale Negation« (der Theologe Weinel), ist alles, was der Staat tut, »im Dienste des Satans getan« (der Theologe Knopf). Doch wenn es auch noch lange staatsfeindliche Strömungen im Christentum gibt: bereits Paulus – und er ist, um einmal mehr daran zu erinnern, der älteste christliche Autor überhaupt – dachte da um, auch er gezwungen durch das Ausbleiben des Herrn (S. 74).
    Schon bei Paulus beginnt gegenüber Jesus – für den die Staaten zur Civitas Diaboli, zum Machtbereich des Teufels gehören und die Staatsmänner zu den Vergewaltigern der Völker – die Anerkennung, die Verherrlichung des Staates. Hatte Jesus erklärt: »Ihr wißt, daß die, die über die Völker herrschen, sie unterjochen und die Großen sie vergewaltigen«, so läßt Paulus die staatliche Obrigkeit – die ihn ja dann selber, wenn wir den christlichen Überlieferungen glauben dürfen, einen Kopf kürzer macht, »von Gott verordnet« sein und stempelt die Regierungen zum Inbegriff von Fug und Recht: für die Kirche seit zwei Jahrtausenden das Fundament einer blutigen Kollaboration 43 .
    Die frühe staatsfreundliche Tendenz aber setzt sich im Christentum fort und siegt.
    Schon die alten Apologeten stoßen in dasselbe Horn. Aristides von Athen findet kaum ein Ende, den Kaisern die christlichen Edelmenschen anzupreisen. Sie treiben »nicht Ehebruch und Unzucht«, beteuert er, »legen kein falsches Zeugnis ab, unterschlagen kein hinterlegtes Gut, begehren nicht, was nicht ihr eigen ... Ihre Frauen, o Kaiser, sind rein wie Jungfrauen, und ihre Töchter sittsam. Ihre Männer enthalten sich jedes ungesetzlichen Verkehrs und aller Unlauterkeit ...« (natürlich: »in der Hoffnung auf die in der andern Welt winkende Vergeltung ...«). Diese Christen kriechen den Kaisern, den heidnischen wohlgemerkt, die sie im 4. Jahrhundert doch aufs gemeinste diffamieren (I 203 ff), im 2. Jahrhundert in den allerhöchsten Hintern. Der »ganze Erdkreis«, behauptet anno 177 Athenagoras von Athen in seiner Apologie, sei der kaiserlichen »Wohltaten teilhaftig«. »Weise Mäßigung« attestiert er ihnen, »Menschenliebe« in »allen Dingen«, auch »Begabung und Bildung«, und ersucht devotest um das Neigen der Herrscherhäupter. »Denn welche Eurer Untertanen verdienen es, eher Erhörung ihrer Bitten zu finden als
wir, die wir für Eure Herrschaft beten,
damit die Regierung in gerechtester Erbfolge vom Vater auf den Sohn übergehe und Euer Reich wachse und gedeihe, indem die ganze Welt Euch Untertan wird? Dies liegt auch in unserem Interesse, damit unser Leben ruhig und ungestört verlaufe und wir alle Anordnungen bereitwillig vollziehen können.« 44
    Und wie sich die Christen alsbald dem Staat als solchem anpassen, so eben auch, als das erwartete Gottesreich auf Erden ausblieb, dem üblichen Erwerbs- und Wirtschaftsleben.

Die »Revolutionäre« retten die Reichen. Die Kirchenlehrer Gregor von Nazianz und Ambrosius von Mailand

    Gregor von Nazianz, Sohn eines Bischofs, tadelt zwar den ungerechten Gewinn, geißelt Getreidespekulanten oder Händler, die zwei Maße und zwei Gewichte gebrauchen, er verwirft es, den Mammon um des Mammons willen zu horten und sein Herz daran zu hängen. Doch andererseits, weiß er, segne Gott manchmal Fromme durch Güter. Selber sehr begütert, sieht Gregor im Reichtum eine Gottesgabe. Reichtum mache es dem Menschen möglich, materiell selbständig zu sein und den Notleidenden zu helfen. Allerdings fordert der reiche Heilige keine bestimmte Vermögensquote für die Armen, ja, er animiert nicht einmal sehr zum Almosengeben. »Gib dem Dürftigen nur ein wenig«, interpretiert er das Evangelium auf seine Art, »denn nicht wenig ist es für den, der Not leidet«. Gegebenenfalls genüge schon der »gute Wille«. Auch brauche, wer an das Unglück gewohnt sei – wieder ein nicht zu unterschätzender Vorteil des Armen –, nicht so viel Hilfe wie einer, der schon vermögend war und dann in Not geriet. So fordert Gregor dazu auf, Unterschiede in der Fürsorge zu machen und die durch ein Unglück, durch Schiffbruch, Raub, die Rücksichtslosigkeit der Wucherer, plötzlich arm gewordenen Reichen besser zu behandeln, ihnen mehr Mitleid, mehr Hilfe zu schenken als den übrigen Armen. Wer seit der Geburt an Elend gewöhnt sei, ertrage es
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