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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike
Autoren: Karlheinz Deschner
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geben. Und dies ihm gar nicht zukommende Bistum behauptet er jetzt durch Ränke und List«. 15
    Weiter lästert, verleumdet Kornelius: schon vor der Taufe, wahrscheinlich als Katechumenus, hätten Novatian böse Geister geplagt und christliche Exorzisten behandelt; »der Satan« habe »lange Zeit in ihm gewohnt«. Doch die »schlimmste Torheit« seines Antipoden sei es gewesen, daß Novatian sogar beim Austeilen der Eucharistie seinen Anhang flehentlich beschwor, ihm treu zu sein. Die Hände eines jeden soll er fest ergriffen haben mit dem Satz: »Schwöre mir beim Blute und Leibe unseres Herrn Jesus Christus, daß du mich nie verlassen und nie zu Kornelius übergehen werdest!« Und statt beim Brotempfang mit Amen zu respondieren, mußte man angeblich geloben: »Ich werde nie zu Kornelius zurückkehren«. 16
    Bischof Kornelius, dem Cyprian schließlich »das herrlichste Zeugnis der Tugend und des Glaubens« ausstellt, wirft seinem Gegenbischof auch »Feigheit und Lebensgier« vor, Abfall während der Verfolgung. 258 starb Novatian als Märtyrer. Die Kirche freilich leugnete dies. Dafür ließ sie Kornelius »enthaupten«, der in Wirklichkeit, 253, eines natürlichen Todes in Centumcellae starb. »Die Akten«, schreibt der katholische Theologe Ehrhard, »die den Papst Kornelius zum Märtyrer machen, sind wertlos«, das heißt gefälscht; heute wohl kaum noch bestritten. 17
    Kornelius exkommunizierte im Jahr 251 auf einer Synode von sechzig Bischöfen Novatian samt Genossen; und nach einem peinlichen Zögern schloß sich Cyprian von Karthago (der übrigens selber im Mai 252 auf einem kleinen Gegenkonzil in Fortunatus einen Gegenbischof bekam) Kornelius an und stand bald in nichts hinter dessen Hetze zurück.
    Wie Kornelius, geißelt Cyprian die »Abtrünnigen«, »die Verräter«, ihren »Irrtum«, »Wahnsinn«, ihre »Unterwühlung«, »Raserei«. Besonders Novatus, der Presbyter, einer seiner Hauptgegner, der Cyprians Bischofsweihe bekämpft und bald darauf in Rom Novatian, den »abgefeimten Bösewicht«, stützt, den »wahnwitzigen Schismatiker«, wird ein Hauptobjekt seiner Attacken. »Er ist ein stets neuerungssüchtiger Mensch, rasend in der Gier seiner unersättlichen Habsucht ... ... immer auf der Lauer, um zu verraten, ein Schmeichler, der nur täuschen will ... Eine lodernde Fackel ist er, um das Feuer der Empörung anzufachen, ein wirbelnder Sturmwind, um den Schiffbruch des Glaubens herbeizuführen, ein Feind der Ruhe, ein Gegner der Stille, ein Widersacher des Friedens«. Die Cyprianischen Tiraden beschwören »die Waisen, die er beraubt, die Witwen, die er betrogen, und auch die Gelder der Kirche, die er abgeleugnet hat ...«. »Auch sein Vater ist auf offener Straße gestorben, und er hat seine Leiche nicht einmal begraben lassen. Seine Frau stieß er mit dem Fuße auf den Unterleib, wodurch er ihre vorzeitige Niederkunft und den Tod des Kindes verursachte. Und nun ...« 18
    Genug. Christen über Christen. Priester über Priester.
    Die Kirche Novatians, schon früh totgesagt, währte in Wirklichkeit jahrhundertelang fort, ja, war »in ihrer geschichtlichen Existenz das latente Eingeständnis des schlechten Gewissens der Großkirche, die sich dauernd zu Kompromissen mit ihrer Umwelt genötigt sah und das auch empfinden mußte« (Andresen). Die Novatianer galten später dogmatisch als rechtgläubig, stimmten auch in der besonders kontroversen Trinitätstheologie ganz mit den Katholiken überein. Selbst Theodosius I. hat sie voll geduldet; erst recht Kaiser Julian. Von Spanien und Gallien, wo auch Bischof Marcianus von Arelate (Arles) Novatianer wurde, bis in den Orient gab es bald in jeder größeren Stadt zwei Bischöfe und zwei Gemeinden, die einander bekämpften, obwohl man ihre »Rückkehr« zum Katholizismus sehr erleichterte. In Konstantinopel besaßen die Novatianer im 4. Jahrhundert drei Kirchen; Acesius war dort unter Konstantin Bischof. Selbst in Rom dauerte das novatianische Schisma mit einem beträchtlichen Anhang und gleichfalls mehreren Kirchen bis ins 5. Jahrhundert. Im Osten (in Syrien, Kleinasien, Palästina u.a.), wo Novatian vor allem Anklang fand, bestand die Sekte noch viel länger; auch zahlreiche Montanisten traten ihr hier bei. Hießen die Novatianer ja manchmal geradezu Montanistae und Montenses. Sie selber, die »Gemeinde der Heiligen«, nannten sich auch, »in geistigem Hochmut«, sagt Euseb, »katharoi«, die »Reinen«, weil ihre Kirche die von Todsünden »reine« Kirche sei;
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