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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike
Autoren: Karlheinz Deschner
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Bernhart 1

    »Mit einer oft erstaunlichen Unbekümmertheit umgeben sich die Nachfolger Petri auf dem römischen Bischofsstuhl ... mit dem Gepränge der Welt ... So entsteht eine Erscheinungsform des Petrus-Amtes, das etwa in seiner monarchischen Form in manchem mehr dem antiken Kaisertum gleicht als dem biblischen Petrusbild«.
    Der katholische Theologe Peter Stockmeier 2

    »Man kann aus zahlreichen Briefen des Hieronymus eine Sittenschilderung des christlichen Rom zusammentragen, welche einer Satire gleich ist ...; und auch dieser den Christen nicht feindliche Geschichtsschreiber hat schon den Luxus und den Ehrgeiz der römischen Bischöfe getadelt. Es ist bei Gelegenheit des blutigen Kampfs zwischen Damasus und Ursicinus um den Bischofsstuhl Roms, wo sich die berühmte Stelle findet: ›Wenn ich den Glanz der städtischen Dinge betrachte, so erkenne ich, daß jene Männer aus Begier, ihre Wünsche zu erreichen, mit aller Parteigewalt einander bestreiten mußten; denn erlangten sie ihr Ziel, so konnten sie sicher sein, von den Geschenken der Matronen reich zu werden, auf Wagen hoch einherzufahren, mit Pracht sich zu kleiden und so schwelgerische Mahlzeiten zu halten, daß ihre Tafeln die der Fürsten überboten.‹«
    Ferdinand Gregorovius 3

Kornelius contra Novatian

    Noch keine Generation war vergangen, da gab es ein neues und schärferes Schisma unter den römischen Bischöfen Kornelius (251–253) und Novatian, wobei wieder, außer der persönlichen Rivalität, die immer laxer gehandhabte Bußpraxis eine Rolle spielte.
    Während der großzügige Kornelius – ein Heiliger, hilfreich besonders gegen Fallsucht und Krämpfe – die haufenweise abgesprungenen Christen nach der decischen Verfolgung wieder aufnahm, was ihm natürlich den Sieg sicherte, lehnte dies Novatian schroff ab. Gegen die Mehrheit der römischen und gegen die afrikanische Kirche forderte er für »Lapsi« lebenslange Exkommunikation, da die Kirche »Todsünden« wie Mord, Ehebruch, Abfall nicht vergeben könne – tatsächlich ihre älteste Lehre!
    Novatian war ein früherer Berufsrhetor, gewandt, streng, ein ausgezeichneter Stilist, mit einer Vorliebe für Vergil und die Stoa. Zur Zeit der Verfolgung hatte er die römische Christengemeinde gleichsam federführend geleitet, nachdem Bischof Fabian (236 bis 255) gestorben war –
der erste »Papst«-Märtyrer,
über den freilich gar nicht die Todesstrafe verhängt worden, der im Gefängnis verschieden ist. Weder Cyprian noch die Inschriftplatte im Inneren seines Sarkophags nennen ihn deshalb Märtyrer.
Die alte Kirche aber gab bis dahin von siebzehn römischen Bischöfen elf als Märtyrer aus!
– »... zu Dokumentationen fehlte die Zeit; aber kein Grab ist ersonnen, kein Name mythisch, und der ›Zeugenschwarm‹ erregt nach wie vor Erstaunen«, schreibt Frits van der Meer generell. Doch warum sollte zur Dokumentation die Zeit gefehlt haben? Man fand sie doch auch für massenweise gefälschte Märtyrerberichte. Und spricht van der Meer nicht schon auf der ersten Seite vom »unermeßlichen Nachlaß der Kirchenväter«? Aber keine Zeit, um die eigenen Blutzeugen und gar »Märtyrer«-»Päpste« zu dokumentieren?
    Novatian hatte sich berechtigte Hoffnungen auf den Bischofssitz gemacht, auch Cyprian von Karthago zunächst seine Wahl erwartet. Bald aber kursierten über den Favoriten die unglaublichsten Verleumdungen, vor allem durch Kornelius selbst. Geistig und charakterlich unterlegen, höhnt er den Gegner »Leuchte«, »Dogmatiker und Schirmherr kirchlichen Wissens«, sagt ihm »unersättliche Habsucht« nach, »giftige Schlangentücke«, »Verschlagenheit und Falschheit, Meineide und Lügen«. Er schmäht ihn einen »schlauen und abgefeimten«, einen »boshaften«, »verbrecherischen Menschen«, eine »hinterlistige und bösartige Bestie« – Tiervergleiche sind unter streitenden Christen besonders beliebt (I 155 ff). Bischof Kornelius berichtet, Novatian sei »plötzlich, wie von einem Geschütz unter das Volk geschleudert, als Bischof« erschienen, indem er »drei Bischöfe, rohe und einfältige Leute, durch erdichtete Vorstellungen betrügerischerweise« nach Rom gelockt. Hier ließ er sie, verbreitet der hl. Kornelius über seinen Konkurrenten, »von einigen Leuten seines Gelichters, die dazu angestellt waren, einschließen und nötigte sie um vier Uhr nachmittags, als sie berauscht waren und taumelten, mit Gewalt, ihm durch eine eingebildete und ungültige Handauflegung das Bistum zu
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