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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Autoren: Joe Abercrombie
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unterdrückten Schrei aus, als er sich auf den Fliesen wieder und wieder um sich selbst drehte und die zerschmetterten Beine haltlos zuckten.
    Etwas bohrte sich in den Rücken des Blutigen Neuners, aber es war kein Schmerz. Es war ein Zeichen. Eine Botschaft in einer Geheimsprache, die nur er verstehen konnte. Es sagte ihm, wo der nächste tote Mann stand. Er wirbelte herum, und das Schwert folgte ihm in einem wilden, schönen, unaufhaltsamen Halbkreis. Es krachte gegen den Bauch seines Gegners, ließ den zusammenklappen, holte ihn von den Beinen und schleuderte ihn durch die Luft. Er prallte von der Wand neben dem Kamin zurück und krümmte sich auf dem Boden zusammen, während der Putz auf ihn niederrieselte.
    Ein Messer kam zischend angeflogen und bohrte sich mit dumpfem Aufschlag in die Schulter des Blutigen Neuners. Der Schwarze, der die Ringe in den Ohren trug. Er hatte es geworfen. Er war auf der anderen Seite des Tisches, lächelnd und mit seinem Wurf zufrieden. Ein schrecklicher Fehler. Der Blutige Neuner legte nun auf ihn an. Ein weiteres Messer flog an ihm vorüber und traf scheppernd auf die Wand. Er sprang über den Tisch, und das Schwert folgte ihm.
    Der schwarze Mann wich dem ersten Hieb aus und auch dem zweiten. Schnell und berechnend schlau war er, aber nicht schlau genug. Der dritte Schlag traf seine Flanke. Nur eine kurze Berührung. Nur ein Hauch. Er zertrümmerte ihm lediglich die Rippen und ließ ihn schreiend in die Knie brechen. Der letzte Hieb aber war dann besser, ein Kreis aus Fleisch und Eisen, das in seinen Mund schnitt, ihm fast den Kopf abriss und Blut gegen die Wände spritzen ließ. Der Blutige Neuner zog das Messer aus seiner Schulter und warf es auf den Boden. Blut lief aus der Wunde, durchtränkte sein Hemd und hinterließ einen großen, schönen, warmen roten Fleck.
    Er fiel und verblich, wie Herbstlaub von einem Baum, kugelte über den Boden. Ein anderer Mann sprang vor, ließ an der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, ein Schwert mit kurzer Klinge durch die Luft pfeifen. Bevor er sich umdrehen konnte, war der Blutige Neuner über ihm, und seine linke Hand hatte die Fäuste des Schwertträgers schlangengleich gepackt. Er wehrte sich und versuchte sich zu befreien, aber es war sinnlos. Der Griff des Blutigen Neuners war so stark wie die Wurzeln der Berge, gnadenlos wie die Gezeiten. »Sie schicken solche wie dich, um gegen mich zu kämpfen?« Der Nordmann schleuderte den Mann gegen die Wand und drückte zu, quetschte ihm die Hände auf dem Griff seiner Waffe, bis die kurze Klinge geradewegs auf seine Brust deutete. »Eine verdammte Beleidigung!«, brüllte er und durchbohrte seinen Gegner mit dessen eigener Klinge.
    Der Mann schrie und schrie hinter seiner Maske, und der Blutige Neuner lachte und drehte die Klinge in der Wunde um. Logen hätte er vielleicht leid getan, aber Logen war weit weg, und der Blutige Neuner hatte nicht mehr Mitleid als der Winter. Sogar noch weniger. Er hieb, stach zu und lächelte, und die Schreie erstickten und erstarben; dann ließ er den Leichnam auf die kalten Steine sinken. Seine Finger waren blutverschmiert, und er wischte sie an seiner Kleidung ab, an seinen Armen, an seinem Gesicht – so, wie es sein sollte.
    Der am Kamin saß nun da, völlig erschlafft, den Kopf zurückgelehnt, Augen wie nasse Steine, und starrte an die Decke. Wieder Teil der Erde. Der Blutige Neuner zerteilte ihm mit einem Schwertstreich das Gesicht, nur um ganz sicher zu gehen. Besser, man sorgte für klare Verhältnisse. Der mit der Axt kroch auf die Tür zu, zog die verdrehten Beine über die Fliesen nach, keuchte und wimmerte dabei die ganze Zeit.
    »Ruhe jetzt.« Die schwere Klinge krachte hinten auf den Schädel des Mannes und verspritzte sein Blut über den Steinfußboden.
    »Mehr«, flüsterte er, und der Raum drehte sich um ihn, als er nach dem nächsten suchte, den er töten konnte. »Mehr!«, brüllte er und lachte, und die Wände lachten, und die Leichname lachten mit ihm. »Wo sind die anderen?«
    Er sah eine dunkelhäutige Frau mit einer blutenden Schnittwunde im Gesicht und einem Messer in der Hand. Sie sah anders aus als die anderen, aber sie kam ihm dennoch gerade recht. Er lächelte, schlich voran und hob das Schwert mit beiden Händen. Sie sprang zur Seite, beobachtete ihn, achtete darauf, den Tisch zwischen ihnen zu behalten, mit harten gelben Augen wie ein Wolf. Eine winzige Stimme schien ihm zu sagen, dass sie auf seiner Seite war.
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