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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Autoren: Joe Abercrombie
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noch dazu ein blutiges. Sie konnte doch nicht bewaffnet sein! Doch nicht hier!
    In diesem Augenblick dämmerte ihm ganz langsam, dass er einen Degen hatte. Aber natürlich. Er fasste ungeschickt an den Knauf und zog die Waffe, in der unbestimmten Absicht, die gurkhisische Teufelin mit der flachen Seite der Klinge auf den Hinterkopf zu schlagen, bevor sie noch mehr Schaden anrichten konnte. Die Inquisition sollte sie seinetwegen gern haben, und die anderen auch. Leider verstanden die Praktikalen seine Geste falsch.
    »Fallen lassen«, zischte die rothaarige Frau und funkelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Das werde ich nicht tun!«, gab Jezal zurück, den es unglaublich beleidigte, dass sie offenbar glaubte, er sei auf der Seite dieser Schurken.
    »Ähm …«, machte Quai.
    »Aaaah«, stöhnte Neunfinger, griff ein blutverschmiertes Stück Teppich und zog es zu sich her, wobei der Tisch ein Stückchen über den Boden hüpfte.
    Ein dritter Praktikal schob sich durch die Tür, an der rothaarigen Frau vorbei, mit einem schweren Streitkolben in der behandschuhten Hand. Eine unangenehm aussehende Waffe. Jezal stellte sich unwillkürlich vor, welche Auswirkungen sie auf seinen Schädel haben mochte, wenn sie im Zorn geschwungen wurde. Unsicher packte er den Knauf seines Degens etwas fester und spürte den schrecklichen Wunsch, jemand möge ihm sagen, was nun zu tun sei.
    »Du kommst mit uns«, sagte die Frau wieder, als ihre beiden Freunde langsam ins Zimmer vorrückten.
    »Ach du große Güte«, murmelte Langfuß und suchte Deckung hinter dem Tisch.
    Dann wurde die Tür zum Bad mit so viel Macht aufgestoßen, dass sie gegen die Wand knallte. Da stand Bayaz, völlig nackt, und Seifenwasser tropfte an ihm herunter. Sein langsamer Blick glitt zunächst über Ferro, die mit zornerfülltem Gesicht und gezücktem Messer dastand, dann über Langfuß, der sich hinter dem Tisch versteckte, über Jezal mit seinem gezogenen Degen, Quai, der mit offenem Mund dastand, den wie ein Trümmerfeld daliegenden Neunfinger und schließlich über die drei schwarz maskierten Gestalten mit ihren einsatzbereiten Waffen.
    Es entstand eine bedeutungsschwere Pause.
    »Was, verdammt noch mal, geht hier vor?«, donnerte er und marschierte ins Zimmer. Das Wasser tropfte von seinem Bart, rann durch die gekräuselten weißen Haare auf seiner Brust und an seinen frei hängenden Nüssen herab. Es war ein seltsamer Anblick. Ein nackter alter Mann, der drei Praktikale der Inquisition herausforderte. Albern, aber niemand lachte. Es war etwas eigentümlich Erschreckendes an ihm, selbst ohne seine Kleidung und in derart tropfnassem Zustand. Es waren die Praktikalen, die vorsichtig rückwärts gingen und verwirrt, sogar verängstigt wirkten.
    »Du kommst mit uns«, wiederholte die Frau, obwohl in ihrer Stimme nun ein leicht zweifelnder Ton mitschwang. Einer ihrer Begleiter trat Bayaz vorsichtig entgegen.
    Jezal spürte ein komisches Gefühl in seinem Bauch. Ein Ziehen, ein Saugen, ein leeres, übles Gefühl. Es war, als stünde er wieder auf der Brücke, im Schatten des Hauses des Schöpfers. Nur schlimmer. Das Gesicht des Zauberers hatte sich furchtbar verhärtet. »Meine Geduld ist zu Ende.«
    Wie eine Flasche, die aus großer Höhe herabfällt, zerbarst der vorderste Praktikal. Es gab keinen Donnerschlag, nur ein leises, morastiges Geräusch. Eben noch war er mit erhobenem Schwert auf den alten Mann zugegangen, unversehrt. Im nächsten Augenblick hatte er sich in tausend kleine Stückchen aufgelöst. Ein nicht genau zu bestimmendes Teil von ihm prallte mit feuchtem Klatschen gegen den Putz neben Jezals Kopf. Das Schwert fiel rasselnd zu Boden.
    »Was haben Sie gesagt?«, grollte der Erste der Magi.
    Jezals Knie zitterten. Ihm stand der Mund offen. Er fühlte sich schwach, von Übelkeit gepackt und innerlich fürchterlich leer. Sein Gesicht war blutbespritzt, aber er wagte nicht, sich die Tropfen abzuwischen. Stattdessen starrte er den nackten Alten an und konnte nicht glauben, was er da sah. Ihm war, als hätte er miterlebt, wie sich ein freundlicher alter Possenreißer binnen eines kurzen Augenblicks in einen brutalen Mörder verwandelt hatte, ohne auch nur im Geringsten zu zögern.
    Die rothaarige Frau stand einen Augenblick da, bespritzt mit Blut und kleinen Fleisch- und Knochenstückchen, die Augen tellergroß aufgerissen, dann bewegte sie sich langsam rückwärts auf die Tür zu. Der andere Maskierte folgte ihr und stolperte in seiner Eile, den
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