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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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wieder ein, den sie in seinem Geist verbracht hatte. Es war ein sonnenheller Ort gewesen, warm und offen, ohne dunkle Ecken oder umschattete Nischen. Dieser würde jetzt für immer verloren sein. Ein riesiger schwarzer Riss würde seinen Geist durchziehen, voller Grauen und Scham. Eine Narbe, die er für den Rest seines Lebens tragen würde.
    Nun, willkommen in der wirklichen Welt, dachte Kelly und ihre Kehle schnürte sich zu und tat weh. Wütend starrte sie aus dem Fenster.
    »Verstehst du, es ist wirklich wichtig, dass wir Iliana beschützen«, sagte Winnie leise zu Galen. Er fragte nicht, warum. Bereits zuvor war Kelly aufgefallen, dass er nicht gefragt hatte, warum Iliana nicht ersetzbar sei. Aber Winnie erzählte es ihm trotzdem. »Sie ist eine Wilde Macht. Weißt du darüber Bescheid?«
    »Wer weiß heutzutage denn nicht darüber Bescheid?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Nun, die meisten Menschen zum Beispiel. Aber sie ist nicht nur eine Wilde Macht; sie ist das Hexenkind. Jemand, den wir Hexen seit Jahrhunderten erwarten. Die Prophezeiungen besagen, sie werde die Gestaltwandler und die Hexen einen. Sie wird den Sohn des Ersten Hauses der Gestaltwandler heiraten. Und dann werden die beiden Rassen geeint sein und alle Gestaltwandler werden sich dem Zirkel der Morgendämmerung anschließen, und wir werden zur Jahrtausendwende in der Lage sein, das Ende der Welt zu verhindern.« Als Winnie zum Ende kam, war sie außer Atem. Dann schüttelte sie den Kopf. »Du wirkst nicht gerade überrascht. Wer bist du? Das hast du immer noch nicht verraten.«
    »Ich?« Er blickte noch immer ins Leere. »Ich bin niemand, verglichen mit euch.« Dann lächelte er ein wenig ironisch, ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Ich bin ersetzbar.«
    Nissa fing Kellys Blick im Rückspiegel auf; sie wirkte besorgt. Kelly zuckte nur die Achseln. Sicher, Winnie erzählte diesem ersetzbaren Typen eine Menge. Aber es spielte keine Rolle. Er stand nicht auf der Seite des Feindes; und außerdem wusste der Feind bereits alles, was Winnie erzählte. Sie hatten Iliana als die dritte Wilde Macht identifiziert; der Drache bewies das. Sie hätten ihn nicht geschickt, wenn sie sich nicht sicher gewesen wären.
    Aber trotzdem wurde es Zeit, diesen Jungen, der sich in alles einmischte, loszuwerden. Natürlich konnten sie ihn nicht zu dem Unterschlupf mitnehmen, in den sie Iliana brachten.
    »Verfolgt uns jemand?«, fragte Kelly.
    Nissa schüttelte den Kopf. »Wir haben sie alle schon vor Meilen abgeschüttelt.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Todsicher.«
    »Okay. Nimm irgendeine Ausfahrt und wir werden ihn absetzen.« Sie wandte sich an Galen. »Ich hoffe, du findest den Weg nach Hause.«
    »Ich will euch begleiten.«
    »Tut mir leid. Wir haben wichtige Aufgaben.« Kelly brauchte nicht hinzuzufügen: Und das schließt dich nicht mit ein.
    »Hört mal.« Galen holte tief Luft. Sein bleiches Gesicht war angespannt und erschöpft, als habe er, seit er in diese Limousine gestiegen war, drei Nächte Schlaf verloren. Und in seinen Augen stand ein Ausdruck, der der Verzweiflung sehr nah kam. »Ich muss euch begleiten. Ich muss helfen und versuchen, wiedergutzumachen, was ich getan habe. Ich muss es in Ordnung bringen.«
    »Das kannst du nicht.« Kellys Worte kamen schroffer heraus, als sie beabsichtigt hatte. »Du bist dazu nicht ausgebildet und du hast mit dieser Angelegenheit nichts zu tun. Du wirst uns nichts nützen.«
    Er warf ihr einen Blick zu. Der Blick widersprach nichts von alldem, was sie gesagt hatte, aber irgendwie schaffte Galen es, dass sie sich - nur für eine Sekunde - klein fühlte. Seine grüngoldenen Augen waren das genaue Gegenteil von den undurchsichtigen Augen des Drachen.
    Kelly konnte meilenweit in sie hineinschauen, in endlose, lichterfüllte Abgründe, und es war alles Verzweiflung. Kummer, so groß, dass er sie erschütterte.
    Sie wusste, dass es ihn eine Menge kosten musste, ihr das zu zeigen, sich so offen und verletzbar zu machen. Aber er sah sie weiter fest an.
    »Du verstehst nicht«, sagte er leise. »Ich muss euch helfen. Ich muss es wenigstens versuchen. Ich weiß, ich spiele als Kämpfer nicht in eurer Liga. Aber ich ...« Er zögerte. »Ich wollte das eigentlich nicht sagen ...«
    In diesem Moment stöhnte Iliana und richtete sich auf.
    Oder versuchte, sich aufzurichten. Sie schaffte es nicht ganz. Sie griff sich an den Kopf und begann vom Sitz zu rutschen.
    Galen hielt sie fest und stützte sie
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