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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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kühl und ungerührt wie immer, eine Hand in die Hüfte gestemmt. Ihr kurzes nerzbraunes Haar war nicht einmal zerzaust; ihre Augen, die nur ein oder zwei Schattierungen dunkler waren, blickten fest. Und in der Hand hielt sie einen Kampfstock aus Eisenholz mit sehr scharfer Spitze.
    Kelly knurrte schwach vor Erleichterung. Man konnte von Nissa nicht erwarten, dass sie kreativ war - so funktionierte ihr Verstand einfach nicht. Aber in Fragen der Logik war sie unschlagbar und sie hatte Nerven aus Stahl. Und - worauf es jetzt besonders ankam - sie war eine erstklassige Kämpferin.
    »Wenn du spielen willst, warum versuchst du’s nicht mal mit mir?«, schlug sie vor und peitschte den Kampfstock einige Male professionell herum. Er sirrte durch die Luft, beschrieb eine komplizierte Figur und landete lässig quer über ihrer Schulter. Dann streckte sie die Spitze langsam aus, sodass sie auf die Kehle des Vampirs zeigte.
    »Ja, und lass mich auch mitmachen.« Diese Stimme war heiser und zittrig und trotzdem wild entschlossen. Sie erklang hinter der Theke. Winnie richtete sich auf. Sie hustete einmal, dann stand sie kerzengerade da und stellte sich dem Vampir. Orangefarbene, pulsierende Energie loderte zwischen ihren gewölbten Händen. Hexenkraft.
    Du lebst, dachte Kelly. Sie konnte das Aufblitzen von Erleichterung nicht verhindern.
    Der Vampir schaute von einem Mädchen zum anderen. Dann sah er Kelly an, die auf der Seite lag und schwach versuchte, ihre Beine wieder einsatzfähig zu machen. Ihr Schwanz peitschte wild hin und her.
    »Komm schon!«, rief der andere Vampir. Er taumelte unter der Last des Drachen und ging auf die Tür zu. »Lass uns Azhdeha von hier wegbringen. Er ist das Wichtigste überhaupt.«
    Der Vampir zögerte eine Sekunde, dann wirbelte er herum und rannte hinter seinem Freund her. Gemeinsam schleppten sie den Drachen aus der Shopping Mall.
    Dann waren sie fort.
    Kelly stieß ein letztes, atemloses Knurren aus und spürte, wie sie sich verwandelte. Diesmal fühlte es sich mehr an wie eine Schnecke, die aus ihrem Haus fiel. Ihre Krallen lösten sich auf, ihr Schwanz verwelkte und sie sackte in ihren menschlichen Körper hinein.
    »Boss! Geht es dir gut?« Winnie kam ein wenig unsicher auf sie zu.
    Kelly hob die Hand und schwarzes Haar fiel zu beiden Seiten auf den Boden. Sie stemmte sich mit den Armen hoch, schaute sich um und registrierte ihre Umgebung.
    Im Laden regte sich nichts mehr. Er war außerdem gründlich demoliert. Winnies Aufprall gegen die Wand hatte die meisten der dekorativen Teller und Uhren dort heruntergerissen. Kelly hatte in ihrem Kampf mit dem Drachen eine Reihe von Regalen zertrümmert. Überall lag zerbrochener Weihnachtsschmuck, kleine, glitzernde Scherben in Scharlachrot, Stechpalmengrün und Purpur. Es war, als befände sie sich in einem riesigen Kaleidoskop.
    Und draußen würde gleich das Chaos ausbrechen. Der ganze Kampf hatte nur etwa fünf Minuten gedauert, und während dieser Zeit waren alle Menschen, die im Laden gewesen waren, schreiend oder stumm hinausgelaufen. Kelly hatte sie bemerkt, ihnen aber weiter keine Beachtung geschenkt.
    Sie hätte ohnehin nichts unternehmen können, was diese Leute betraf.
    Jetzt näherten sich Sicherheitsleute und irgendjemand hatte zweifellos die Polizei gerufen.
    Erneut stemmte sie sich mit den Armen hoch und schaffte es, aufzustehen.
    »Nissa.« Ihre Kehle schmerzte beim Sprechen. »Wo ist der Wagen?«
    »Gleich dort unten.« Nissa zeigte auf den Boden. »Direkt unter uns, vor Mrs Fields’ Cookies Shop.«
    »Okay. Bringen wir Iliana von hier weg.« Kelly sah das Mädchen mit dem schimmernden Haar an, das bisher noch kein einziges Wort gesprochen hatte. »Kannst du gehen?«
    Iliana starrte sie an. Sie sagte nichts. Benommen und verängstigt, vermutete Kelly. Nun ja, in den letzten Minuten war auch eine Menge passiert.
    »Ich weiß, das alles kommt dir total verrückt vor und du fragst dich wahrscheinlich, wer wir sind. Ich werde dir alles erklären. Aber erst mal müssen wir weg von hier. Okay?«
    Iliana schrumpfte zitternd ein wenig in sich zusammen.
    Nicht gerade eine Heldin, dachte Kelly. Oder schnell von Begriff. Doch dann sah sie ein, dass sie unfair war. Dieses Mädchen war das Hexenkind; es besaß zweifellos verborgene Stärken.
    »Komm«, sagte Galen sanft zu Iliana. »Sie hat recht; hier ist es nicht sicher.«
    Iliana schaute ernst zu ihm auf. Sie wirkte, als wolle sie ihm zustimmen. Dann schauderte sie schwach, schloss die
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