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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums
Autoren: Hans Kneifel
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einen ebenso breiten, schwarzen Ring um den Hals. Sie blickte niemanden an, als sie mit ihrem Tanz begann.
    Zu dem Takt der kleinen Handtrommeln kam jetzt eine riesige Trommel. Orcido flüsterte eindringlich:
    »Cade – es ist der Tanz der Ahouri. Das wirst du kein zweites Mal in deinem Leben sehen.«
    Cade schwieg und sah gebannt zu. Der Tanz gab für den, der genau hinsah und blitzschnell Bewegung und Ausdruck in reales Geschehen umsetzen konnte, eine genaue Deutung. Flöten und Handtrommeln, Riesentrommel und jetzt die hallenden Schläge der Blechteller, dazu ab und zu ein Fanfarenstoß. Als nach den ersten sechzehn Taktfolgen die Frau in den Bereich der Öllampen kam, konnte jeder sehen, daß sie unverkennbar die Züge Ahouris trug, der Göttin der kurzen Leidenschaft.
    Cade spürte plötzlich einen stechenden Schmerz unter der Schädeldecke. Er konzentrierte sich auf die Bewegungen und trank einen Schluck Wein. Bildete er es sich nur ein, oder ging tatsächlich in ihm eine Art Wandlung vor? Für ihn jedenfalls wurden die Bewegungen in Verbindung mit der Musik ausdrucksvoll und erhielten klare Bedeutungen.
    Es war ein Tanz von unverhüllter Erotik.
    Cade lehnte sich zurück, kniff die Augen halb zusammen und starrte: seine Gedanken irrten ab. Sie verschmolzen mit der Deutung des Tanzes.
    Er erkannte die Introduktion. Das Weltall. Unendliche Entfernungen, in denen die Sterne, in Wirklichkeit Sonnen, Leuchtfeuer unbekannter Küsten darstellten. Er empfand die Drehungen der Tänzerin als die Bahnen von Planeten und Monden. Ein riesiges Reich wurde sichtbar, ohne feste Grenzen, das niemandem gehörte.
    Das Imperium …
    Ein Zusammenschluß von vielen Völkern, die viele Planeten bewohnten. Sie waren von wenigen Welten ausgezogen, in riesigen Schiffen, und hatten in jahrtausendewährender Arbeit dieses Imperium geschaffen. Sie hatten Planeten gegründet, auf denen Schiffe gebaut und andere, auf denen kostbare Steine aus der Planetenrinde gebrochen wurden. Viele andere Welten, und alle hatten ihren Zweck. Eine riesige harmonische Einheit, geschlossen und mit den Störungen, die es in jedem Bereich gab, in dem Menschen zusammen lebten.
    Ein Sternenimperium.
    Das alles war vor unendlich langer Zeit geschehen. Und dort, wo Kämpfe ausbrachen …
    Cade registrierte halb unbewußt, wie sich der Klang der Instrumente zugleich mit den Bewegungen der Frau veränderte. Alles wurde härter, kriegerischer. Jetzt erschienen neue Komponenten in diesem Tanz: Schwerter, Lanzen, Gewehre.
    Man brauchte Krieger, um diese Kriege zu beenden.
    Söldner, Gladiatoren …
    Aber da stellte sich den Verwaltern des Imperiums eine Überlegung in den Weg: ein Volk, das durch den Raum flog und Entfernungen schrumpfen ließ, Lichtjahre zu Stunden machte, über alles verfügte, was man sich wünschte, ein solches Volk sollte in seinen Reihen keine Männer haben, deren Beruf es war, andere Männer oder Frauen zu töten. Man schämte sich dieser Notwendigkeit.
    Und man beschloß, auf abgelegenen Welten Truppenlager einzurichten. Drei Planeten wurden gefunden. Man brachte alle diejenigen, die sich freiwillig zu diesem Dienst meldeten, dorthin, versorgte sie mit allem, was sie brauchten und sagte ihnen, sie sollten sich bereithalten.
    Und zu unregelmäßigen Zeiten brauchte man sie.
    Man schickte Schiffe aus, um sie zu holen. Sie flogen – irgendwohin. Sie landeten und kämpften – gegen wen auch immer. Sie beseitigten die Spuren des Krieges, die furchtbaren Zerstörungen. Und sie erlebten, daß auch ein Imperium Mörder brauchte. Neun Zehntel derjenigen, die den Beruf des Gladiators als ein romantisches Abenteuer betrachteten, drohten an dieser Einsicht zu zerbrechen. Man nahm ihnen, so bitter das war, einen Teil ihrer Erinnerungen und setzte sie aus.
    Irgendwo …
    Dort lebten sie, meist klüger als die Masse, in jedem Fall aber anders, bis zu ihrem Tod. Sie ahnten nichts von ihrem bisherigen Leben. Aber auch dieses Verfahren ging nicht immer glatt. Es kamen Versager und Pannen.
    An diesem Punkt des Tanzes erkannte Cade Kilham mit erschreckender Deutlichkeit, was er wirklich war.
    Ein Gladiator.
    Er war irgendwo ausgebildet worden, sicher nicht auf Geirklasgers Land. Dann hatte man ihn mit vielen seiner Kameraden in ein Raumschiff gebracht und kämpfen lassen wie ein dressiertes Tier. Er hatte nach dem Ende der Kämpfe begriffen, daß man ihn ausgenutzt hatte und war vermutlich geflohen. Man ergriff ihn, löschte einen Teil der Erinnerungen und
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