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Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)

Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)

Titel: Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Autoren: Pamela Palmer
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Belgien, hier in Polen oder in einer der zig europäischen Städte, in denen sie seitdem gelebt hatte.
    Sie beugte sich vor und betrachtete das kleine, detailgenaue Bild eines Kindergesichts, das Paulina mit einem Kugelschreiber auf ihre Handfläche zeichnete. Wunderschön.
    »Kanntest du ihn?«, fragte sie das Mädchen.
    »Das ist mein Bruder.« Paulinas Kummer wurde umso deutlicher, da keinerlei Gefühl in ihren Worten mitschwang.
    Faith wusste, dass das Mädchen ihn bestimmt nicht mehr gesehen hatte, seit sie vor zwei Jahren zu Hause rausgeworfen worden war. Paulinas Schicksal brach ihr das Herz und bestärkte sie darin, dafür zu sorgen, dass es ihr irgendwann besser gehen möge.
    »Ich habe gestern Abend im Restaurant eine Dame bedient«, erzählte Faith beiläufig. »Sie arbeitet an der Kunstakademie.«
    Paulinas Kugelschreiber verharrte.
    »Ich habe ihr die Zeichnung gezeigt, die du mir mal gegeben hast; die von den Kindern im Park.« Faith öffnete den Orangensaft und nahm einen Schluck, während sie ihre Worte bei dem Mädchen wirken ließ. »Sie möchte dich kennenlernen.«
    Mit einem Ruck hob Paulina den Kopf und wütende blaue Augen, die ihre ganze Verletzlichkeit zeigten, durchbohrten Faith mit ihrem Blick. »Mich kennenlernen? Wofür denn? Ich bin eine Hure!«
    Verdammt . Faith brauste ebenso auf. »Ist ja nicht gerade so, als hättest du dir dieses Leben ausgesucht!« Sie hasste es, dass diese Mädchen erst zu Opfern gemacht und dann dafür geschmäht wurden. Das war so unfair. »Du bist nicht nur das, Paulina. Du bist auch ein Mädchen. Und wenn es nach dieser Dame geht, noch dazu eine talentierte Künstlerin.«
    Doch Paulina gab nicht nach, ihre Miene blieb hart. »Du hattest kein Recht, ihr meine Bilder zu zeigen!« Sie griff nach dem Orangensaft, sprang vom Bett und stürmte zur Tür hinaus, die sie hinter sich zuknallte.
    Faith stieß einen Seufzer aus. Es war eine große Herausforderung, Paulinas Schutzmauern zu überwinden. Natürlich hatte sie auch früher schon mit solchen Mädchen zu tun gehabt, denn genau diese nahm sie am häufigsten ins Visier. Leider scheiterte sie bei ihnen genauso häufig, wie sie mal einen Erfolg zu verbuchen hatte. Wenn sie so verbittert waren, nahmen sie sich oft selber nur noch als die Prostituierte wahr, zu der die Umstände sie gemacht hatten.
    Maria drehte sich zu Faith um und sah sie mit großen Augen an, die eigentlich viel zu alt für ihr Gesicht waren. »Weißt du … sie will es zu sehr … eine Künstlerin sein. Es ist besser, sich nichts zu wünschen.«
    Faith drehte sich um und lehnte sich wieder mit dem Rücken an die fleckige Wand. »Das habe ich auch immer gedacht.«
    Maria rutschte zu ihr rüber und ließ den Kopf an Faith’ Schulter sinken. »Was hast du dir denn immer gewünscht, Faith?«
    Was wünschte sie sich? Diesen Mädchen zu helfen. Und dann anderen Mädchen in anderen Städten. Das war alles, was sie sich je gewünscht hatte.
    Aber stimmte das auch? Es war seltsam, doch irgendwie beneidete sie Maria, weil Maria glaubte, dass sie geliebt wurde, auch wenn es nur ihr Zuhälter war. Und das konnte Faith von sich selber nicht sagen.
    Es ist besser, sich nichts zu wünschen.
    Sie hatte schon vor sehr langer Zeit gelernt, dass das stimmte.
    Es war ein kühler Abend und Faith zog die Strickjacke enger um sich, als sie von der Arbeit nach Hause ging. Vor ein paar Stunden hatte es geregnet und viel Laufkundschaft hatte Zuflucht im Restaurant gesucht, sodass es eine einträgliche, wenn auch anstrengende Schicht für Faith gewesen war. Allein die Trinkgelder würden schon reichen, um genug Essen für eine Woche zu kaufen, das sie wie immer mit Paulina und Maria teilen würde. Vorausgesetzt Paulina kam zurück.
    Auf der Straße vor ihrem Haus standen mehrere Mädchen, die in der Vergangenheit nicht ihre Freundinnen geworden waren. Als sie sich der schief in den Angeln hängenden Tür des Gebäudes näherte, bemerkte sie eine vertraute Gestalt, die an einer Ziegelsteinmauer mit Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg lehnte. Das Mädchen, das mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern neben ihrem Zuhälter stand, war Maria.
    Faith hatte schon vor, an den beiden vorbeizugehen, denn sie wollte nichts tun, das dieses Mädchen noch weiter von ihr entfernen könnte, doch dann hob Maria den Kopf und das Licht der Straßenlaterne fiel auf ihre geschwollene und blutende Lippe und die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen.
    Faith blieb stehen und die Hände
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