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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Banks
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eigenen Ausdünstungen, in einer ewigen Agonie sinnloser Schufterei. Er hatte nie mit jemandem über diese Träume gesprochen, weil er nicht wusste, wem unter seinen Kameraden er trauen konnte, und weil er dachte: Wenn seine Vorgesetzten von den Träumen erfuhren, hielt man sie vielleicht für verräterisch, weil sie andeuteten, dass all die Arbeit vergebens war und nie zum Erfolg führen würde.
    Die Burg saß auf einem Felsvorsprung, auf einer steinernen Insel, die aus dem Überschwemmungsgebiet des großen, schlängelnden Flusses ragte. Die Burg selbst war schon eindrucksvoll genug, und die hohen Felswände auf allen Seiten machten sie uneinnehmbar. Aber sie musste eingenommen werden, hieß es. Nachdem sie fast ein Jahr lang versucht hatten, die Garnison hinter jenen Mauern auszuhungern und auf diese Weise zur Kapitulation zu zwingen, war vor gut zwei Jahren entschieden worden, dass ein Sieg nur dann errungen werden konnte, wenn es gelang, eine große Belagerungsmaschine nahe genug an die Felseninsel heranzubringen. Riesige Apparate wurden aus Holz und Metall gebaut und auf einer extra dafür angelegten Straße zur Burg gebracht. Sie konnten Felsbrocken oder zischende Metallbomben mit dem Gewicht von zehn Männern werfen, viele hundert Schritte weit, aber das Problem war: Wenn diese Apparate in Reichweite der Burg gebracht wurden, gerieten sie ihrerseits in Reichweite der Kriegsmaschine, über die die Verteidiger verfügten, einer großen Blide, die auf dem einen runden Turm der Burg stand.
    Wegen der hohen Position konnte die Blide auch weiter entfernte Ziele unter Beschuss nehmen– ihre Reichweite betrug etwa zweitausend Schritte. Alle Versuche, Belagerungsmaschinen nahe genug an die Burg heranzubringen, hatten zu einem Hagel aus Steinen von der Blide geführt, einem Hagel, der die Belagerungsmaschinen zerschmetterte und die Soldaten tötete. Die Techniker hatten eingestehen müssen, dass der Bau einer Maschine, die außerhalb der Reichweite der Blide bleiben, aber die Burg treffen konnte, praktisch unmöglich war.
    Und so gruben sie einen Tunnel zum Felsvorsprung, mit der Absicht, dort direkt vor der Nase der Garnison– und im toten Winkel der Blide– eine ausreichend starke Belagerungsmaschine zu bauen. Gerüchten zufolge sollte besagte Maschine eine Art selbstzündende Bombe sein, ein explosiver Apparat, der an der Felseninsel hochspringen und an den Burgmauern explodieren sollte. Eigentlich glaubte niemand diesen Gerüchten, obwohl die etwas plausiblere Vorstellung von einem mächtigen Katapult aus Holz, in einer Grube am Ende des Tunnels errichtet, ebenso abstrus und idiotisch erschien.
    Vielleicht war vorgesehen, den Tunnel durch den Fels zu treiben, auf dem die Burg stand, durch massives Gestein. Oder die Planer wollten eine riesige Bombe an den Fundamenten der Zitadelle platzieren. Beide Möglichkeiten schienen nicht minder absurd und sinnlos zu sein. Vielleicht war das unermesslich weit von diesem Ort (der, so wollten es andere Gerüchte, immer mehr an Bedeutung verlor) entfernte Oberkommando in Hinsicht auf das Fundament der Burg falsch informiert worden. Vielleicht glaubte es, dass die Mauern der Festung auf der Ebene ruhten und sie schließlich untergraben werden konnten. Vielleicht hatte niemand mit einer besseren Verbindung zur Realität auf die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens hingewiesen. Aber wer wusste schon, wie die Oberkommandierenden dachten?
    Vatueil drückte sich eine Faust ans Kreuz, als er dastand und zur fernen Burg sah. Er versuchte, gerade zu stehen, und das fiel ihm mit jedem Tag schwerer, was unvorteilhaft für ihn war, da die Offiziere nicht viel für krumme Haltungen übrighatten. Das galt insbesondere für den jungen Junior-Hauptmann, der ihn offenbar nicht mochte.
    Vatueil blickte über die grauen Zelte hinweg, aus denen das Lager bestand. Die Wolken am Himmel wirkten wie ausgewaschen, und die Sonne hing hinter einem grauen Fetzen über dem ferneren von zwei Höhenzügen, die die weite Ebene begrenzten.
    » Steh gerade, Vatueil«, sagte der Junior-Hauptmann, als er aus dem Zelt des Majors kam. Er trug seine beste Uniform und hatte Vatueil aufgefordert, ebenfalls seine besten Sachen zu tragen, obwohl selbst seine besten nicht viel taugten. » Stell dich hier nicht den ganzen Tag krank. Geh da hinein, und lass dir nicht zu viel Zeit. Glaub nur nicht, dass dich dies von irgendwelchen Pflichten befreit; deine Schicht ist noch nicht zu Ende. Also los!« Der
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