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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Banks
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überraschte sie, ihren Namen zu hören. Auf einmal zitterte sie und spürte, wie die bemalte Leinwand in ihrem Rücken zitterte. Ihre linke Hand flog zu einem der beiden Messer, die sie gestohlen hatte; die doppelte Scheide war am Gürtel der Arbeitshose befestigt, die sie trug. Sie kippte nach vorn, fühlte den drohenden Fall. Rasch brachte sie die Hand nach hinten und fing sich gerade noch ab.
    » Lededje?« Seine Stimme, ihr Name, hallte in den großen dunklen Tiefen des Bühnenkarussells wider. Sie kroch etwas weiter über die Leiste und glaubte zu spüren, wie sie sich unter ihren Füßen bog.
    » Lededje?«, rief Veppers erneut. » Komm schon, dies wird allmählich langweilig. In einigen Stunden erwartet mich ein sehr wichtiger Empfang, und du weißt doch, wie lange ich brauche, um mich anzuziehen und angemessen vorzubereiten. Astil wird sich ärgern, und das möchtest du doch nicht, oder?«
    Sie erlaubte sich ein spöttisches Grinsen. Es war ihr völlig schnuppe, was Astil, Veppers’ aufgeblasener Butler, dachte oder fühlte.
    » Du hattest deine Tage der Freiheit, aber das ist jetzt vorbei, finde dich damit ab«, erklang Veppers’ tiefe Stimme. » Sei ein braves Mädchen und komm zu mir. Ich verspreche, dass ich dir nicht wehtue. Zumindest nicht sehr. Ein Klaps, vielleicht. Ein Zusatz für deine Körpermale, möglicherweise. Klein natürlich, nur ein Detail. Und selbstverständlich eine ausgezeichnete Arbeit, mit großer Sorgfalt. Etwas anderes kommt nicht infrage.« Sie hörte das Lächeln in seinen Worten. » Aber mehr nicht, ich schwöre. Im Ernst, liebes Kind. Komm jetzt, solange ich noch glauben kann, dass dies nicht mehr ist als reizende Ausgelassenheit und harmlose Aufsässigkeit, kein offenkundiger Verrat und unerträglicher Affront.«
    » Leck mich«, sagte Lededje ganz, ganz leise und trat einige weitere behutsame Schritte über das dünne Holzband am unteren Rand des Bühnenbilds. Sie glaubte, ein leises Knacken unter sich zu hören, schluckte und setzte den Weg fort.
    » Ich bitte dich, Lededje!«, hallte Veppers’ Stimme durch die Dunkelheit. » Ich bemühe mich sehr, vernünftig zu sein! Ich bin vernünftig, nicht wahr, Jasken?« Sie hörte, wie Jasken etwas murmelte, und dann kehrte Veppers’ Stimme zurück. » Ja, in der Tat. Da hast du’s. Selbst Jasken hält mich für vernünftig, und er versucht dauernd, dein Verhalten zu rechtfertigen, er ist praktisch auf deiner Seite. Was kannst du mehr verlangen? So, jetzt bist du dran. Es ist deine letzte Chance. Zeig dich, junge Dame. Ich werde ungeduldig. Dies ist nicht mehr komisch. Hörst du mich?«
    Oh, klar und deutlich, dachte Lededje. Wie sehr er den Klang der eigenen Stimme mochte. Joiler Veppers hatte sich nie gescheut, der Welt über alles seine Meinung kundzutun. Und weil er so reich und mächtig war und seine Finger überall in den Medien hatte, blieb der Welt gar nichts anderes übrig, als ihm zuzuhören.
    » Ich meine es ernst, Lededje. Dies ist kein Spiel. Es hört jetzt auf, weil du es so willst, wenn du klug bist. Wenn nicht, sorge ich für ein Ende. Und glaub mir, Kritzelkind, du möchtest nicht, dass ich dieser Sache ein Ende mache.«
    Noch ein Schritt, und wieder knackte es unter ihren Füßen. Wenigstens übertönte die Stimme alle von ihr verursachten Geräusche.
    » Ich zähle bis fünf, Lededje!«, rief Veppers. » Dann machen wir’s auf die harte Tour.« Ihr Fuß strich über den dünnen Holzstreifen. » Na schön«, sagte Veppers. Sie hörte den Zorn in seiner Stimme, und obwohl sie ihn hasste und von ganzem Herzen verachtete: Dieser besondere Tonfall schickte ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Plötzlich gab es ein Geräusch wie eine Ohrfeige, und für einen Moment dachte Lededje, dass Veppers Jasken geschlagen hatte. Dann begriff sie: Er hatte in die Hände geklatscht. » Eins!«, rief er. Eine Pause, dann wiederholte sich das Klatschen. » Zwei!«
    Ihre rechte Hand, von einem knapp sitzenden Handschuh umhüllt, war so weit wie möglich ausgestreckt und ertastete den dünnen Holzstreifen, der den Rand des Bühnenbilds markierte. Dahinter sollte die Wand sein, und Leitern, Sprossen, Gerüste, vielleicht auch nur Seile, irgendetwas, das ihr die Flucht ermöglichte. Zum dritten Mal klatschte es, und ein Echo kam aus der Finsternis des Bühnenhauses. » Drei!«
    Lededje versuchte, sich an die Größe der Opernbühne zu erinnern. Sie war einige Male mit Veppers und seinem Gefolge hier gewesen, von ihm wie eine
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