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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Banks
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bog und zu brechen drohte. Weiteren Halt fand sie an falschen Dachrinnen, Fenstersimsen und Schornsteinen.
    Sie war ganz oben und suchte sich einen Weg durch den kalten unechten Rauch, der aus den Schornsteinaufsätzen kam, als das Karussell knirschend verharrte. Das Bühnenbild, auf dem sich Lededje befand, erbebte, und sie verlor das Gleichgewicht, rutschte und fiel mit einem Schrei.
    Das Netz aus kleinen Lichtern, die angeblichen Sterne, fing sie auf und hüllte sie in eine kalte blaue Umarmung. Es wölbte und streckte sich, riss aber nicht. Die dünnen Kabel zwischen den kleinen blauen Lampen schienen sich um Lededje zu wickeln und enger zu ziehen, als sie zappelte.
    » Jetzt!«, hörte sie Veppers rufen.
    Ein Schuss fiel, ein einzelner Knall. Einen Augenblick später fühlte Lededje einen stechenden Schmerz an der rechten Hüfte, und dann, einige Momente später, kippten die kleinen falschen Sterne und der Rauch, der kein richtiger Rauch war, und das ganze verrückte Gebäude von ihr fort.
    Getragen. Sie wurde getragen, und zwar recht grob.
    Jetzt legte man sie auf eine harte Fläche.
    Ihre Gliedmaßen bewegten sich wie schlaffe Anhängsel, die gar nicht zu ihrem Körper gehörten. Wenn sie hätte raten müssen, wäre sie vielleicht davon ausgegangen, dass man sie vorsichtig hinlegte, anstatt sie einfach hinzuwerfen. Das war ein gutes Zeichen. Hoffte sie jedenfalls. Mit ihrem Kopf schien so weit alles in Ordnung zu sein. Er fühlte sich nicht annähernd so schlimm an wie beim letzten Mal.
    Lededje fragte sich, wie viel Zeit vergangen war. Vermutlich hatte man sie zum Stadthaus zurückgebracht, nur einige Segmente von der Oper entfernt. Vielleicht war sie sogar wieder im Espersium; Ausreißer wurden für gewöhnlich zu dem großen Anwesen gebracht, wo sie darauf warteten, dass Veppers über sie befand. Manchmal dauerte es Wochen, bis sie das ganze Ausmaß ihrer Strafe erfuhren. Einer von Jaskens Betäubungspfeilen hatte Lededje für einige Stunden außer Gefecht gesetzt. Zeit genug, um sie zu jedem beliebigen Ort auf dem Planeten zu bringen, oder ins All.
    Als sie dalag und gedämpfte Stimmen in der Nähe hörte, fiel ihr auf, dass sie viel klarer dachte, als sie erwartet hätte. Sie stellte fest, Kontrolle über ihre Augen zu haben, und vorsichtig öffnete sie sie einen Spaltbreit und spähte durch die Wimpern, um einen Eindruck von der Umgebung zu gewinnen. Wo war sie? Im Stadthaus? Auf dem Anwesen? Es wäre interessant gewesen, es herauszufinden.
    Halbdunkel umgab sie. Veppers stand dort, die Zähne perfekt, das Gesicht überaus elegant, mit weißer Mähne, goldener Haut, breiten Schultern und protzigem Mantel. Es war noch jemand da, den Lededje mehr fühlte als sah, und er machte etwas an ihrer Hüfte.
    Dr. Sulbazghi– grauhaarig und braunhäutig, Gesicht und Gestalt quadratisch– trat in ihr Blickfeld und gab Veppers etwas. » Ihre Messer, Sir«, sagte er.
    Veppers nahm sie, warf einen prüfenden Blick darauf und schüttelte den Kopf. » Kleines Miststück«, sagte er leise. » Ausgerechnet diese zu nehmen! Sie gehörten…«
    » Ihrem Großvater«, sagte Sulbazghi mit polternder Stimme. » Ja, das wissen wir.«
    Dr. Sulbazghi ging links von Lededje in die Hocke und sah sie an. Er hob eine Hand zu ihrem Gesicht und wischte etwas von dem hellen, millimeterdicken Make-up weg, das sie aufgetragen hatte. Er wischte die Hand an der Jacke ab, hinterließ dabei einen blassen Streifen. Es war recht dunkel um Lededje herum, und auch über Dr. S. Und die Stimmen der Männer hallten kaum, als wären sie von riesiger Leere umgeben.
    Etwas stimmte nicht. Lededje fühlte ein Ziehen an der Hüfte, aber keinen Schmerz, nicht den geringsten. Jaskens bleiches, schmales Gesicht geriet in Sicht, und die Okulinsen gaben ihm etwas Insektenhaftes. Er hockte rechts von ihr, in der einen Hand das Gewehr, in der anderen den Betäubungspfeil. Im Halbdunkel und mit Linsen, die das halbe Gesicht bedeckten, konnte man nicht sicher sein, aber er schien einen finsteren Blick auf den Pfeil zu richten. Hinter ihm ragte ein Gerüstturm zu einer riesigen Dachlandschaft empor, die in der Düsternis hing, ihre Dächer seltsam schief und kurz. Noch immer kam künstlicher Rauch aus den krummen, wackligen Schornsteinen.
    Lieber Himmel, sie befand sich nach wie vor im Opernhaus! Wie durch ein Wunder war sie schon nach kurzer Zeit zu sich gekommen, mit nur ein bisschen Benommenheit.
    » Ich glaube, ihre Lider haben gerade gezuckt«, sagte Veppers
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