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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Banks
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Szenen zu bilden. Sie waren riesig, enorm breit. Lededje vermutete, dass sie noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatte. » Ich habe…«, begann sie und ließ ihre Stimme dann verklingen. Das gab ihr vielleicht etwas mehr Zeit und bewahrte Veppers davor, den Verstand zu verlieren.
    » Der Generaldirektor ist jetzt bei Dr. Sulbazghi, Sir«, hörte sie Jasken sagen.
    » Tatsächlich?«, entgegnete Veppers verärgert.
    » Der Generaldirektor ist aufgebracht, Sir. Offenbar möchte er wissen, was in seinem Opernhaus vorgeht.«
    » Es ist mein verdammtes Opernhaus!«, sagte Veppers laut. » Na schön. Sagen Sie ihm, dass wir jemanden suchen. Und Sulbazghi soll die Lampen einschalten. Es spielt jetzt keine Rolle mehr.« Es folgte eine kurze Pause, und dann fügte er unwirsch hinzu: » Ja, alle Lampen!«
    » Mist!«, hauchte Lededje. Sie versuchte, noch schneller zu werden, und fühlte, wie sich die Leiste unter ihr bewegte.
    » Lededje!«, rief Veppers. » Kannst du mich hören?« Sie antwortete nicht. » Lededje, bleib, wo du bist. Rühr dich nicht von der Stelle. Wir schalten das Licht ein.«
    Und das Licht kam, von weniger Lampen als erwartet. Es war matt und nicht strahlend hell, wie befürchtet. Natürlich– die meisten Lampen waren auf die Bühne gerichtet, nicht nach oben ins Karussell des Bühnenhauses. Dennoch, das Licht genügte, einen besseren Eindruck von ihrer Umgebung zu gewinnen. Lededje sah die grauen, blauen, schwarzen und weißen Töne des Bühnenbilds, an dem sie stand, konnte aber noch immer nicht erkennen, welche Szene das riesige Bild darstellte. Weiter oben bemerkte sie Dutzende von hängenden Kulissen, einige von ihnen dreidimensional, meterdick; sie stellten Hafenszenen dar, Stadtplätze, Bauerndörfer, Berghänge und Wälder. Wie die Seiten eines riesigen illustrierten Buchs steckten sie in der Trommel des Karussells und lösten sich beim Absenken von den anderen. Lededje hatte etwa die Hälfte des Bühnenbilds hinter sich gebracht und befand sich fast genau in der Mitte über der Bühne. Ungefähr fünfzehn Meter lagen noch vor ihr. Zu weit. Sie würde es nicht schaffen. Sie konnte jetzt auch nach unten sehen. Die in helles Licht getauchte Bühne erstreckte sich zwanzig Meter unter ihr. Rasch wandte sie den Blick ab. Was konnte sie tun? Welchen anderen Ausweg gab es? Sie dachte an die Messer.
    » Ich kann sie noch immer nicht…«, begann Veppers.
    » Sir! Die Kulisse dort! Sie bewegt sich. Sehen Sie.«
    » Mist, Mist, Mist!«, hauchte Lededje und versuchte, noch schneller zu werden.
    » Lededje, bist du…«
    Sie hörte Schritte. » Sir! Sie ist dort! Ich sehe sie!«
    Ihr blieb noch Zeit genug, » Verdammter Scheiß« zu sagen. Dann hörte sie, wie das Knacken unter ihr zu einem brechenden, splitternden Geräusch wurde, und fühlte, wie sie sank, erst langsam. Lededje senkte die Hände und zog beide Messer aus den Scheiden. Ein anderes Geräusch erklang, wie ein Gewehrschuss. Die Leiste unter ihr gab ganz nach, und sie begann zu fallen.
    Jasken rief etwas.
    Sie drehte sich, stieß beide Klingen in die Leinwand des Bühnenbilds, hielt sich an den Griffen fest und zog sich so nahe wie möglich an das Bild heran, die in Handschuhen steckenden Hände an den Schultern. Die Leinwand riss, direkt vor ihren Augen, die beiden Messer schnitten schnell hindurch und näherten sich dabei den Resten der zerbrochenen Leiste.
    Sie würden gleich den unteren Rand des Bühnenbilds erreichen! Lededje glaubte, eine solche Szene in einem Film beobachtet zu haben, und dort hatte alles ganz einfach ausgesehen. Mit einem leisen Zischen drehte sie beide Klingen von vertikal auf horizontal, woraufhin sie nicht mehr nach unten rutschte. Sie blieb hängen, mit über der Leere baumelnden Beinen, und begriff, dass sie nur einen kleinen Aufschub gewonnen hatte. Die Arme taten ihr weh und begannen bereits zu zittern.
    » Was macht sie da?«, hörte sie Veppers fragen, und dann: » O mein Gott! Sie…«
    » Lassen Sie das Karussell drehen, Sir«, sagte Jasken schnell. » Wenn es in der richtigen Position ist, können wir Lededje zur Bühne hinablassen.«
    » Natürlich! Sulbazghi!«
    Lededje hörte kaum, was die beiden Männer sagten– sie atmete schwer, und das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie sah zur Seite. Die zerbrochene Leiste, die ihr bis eben Halt geboten hatte, war mit großen Klammern am unteren, doppelt gefalteten Leinwandrand des Bühnenbilds befestigt gewesen, und einige der Klammern
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