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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral
Autoren: Otto Rahn
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Herkunft des Wortes „Gral“ bleibt allerdings dunkel, selbst die zwingende Ableitung von dem altfranzösischen Worts graal -greal ist umstritten. Im allgemeinen wird angenommen, daß die Wurzeln des Worts in dem lateinischen „gradalis“ zu suchen ist, einer Prunkschüssel, in der die Speisen stufenförmig (gradatim) aufgeschichtet liegen. In der provenzalischen Mundart wird heute noch mit „grazal“ eine Schüssel bezeichnet. Daß aus dieser Etymologie nicht auf den Ursprung der Gralssage geschlossen werden kann, wird von der Forschung weitgehend akzeptiert.
    Das Entscheidende in Wolframs mittelhochdeutschen Parzival ist seine Darstellung des Grals als ein archaisches Symbol: Er beschreibt das Mysterium als „einen Stein aus Luzifers Krone“. Diese heidnische Interpretation, die mit Wolfram von Eschenbach zum ersten Mal in der Literatur erscheint, steht gegenüber der christlichen Auffassung in einem unauflöslichen Widerspruch, ,,[...]dem einen ist das Gralsepos ein heidnisches Symbol und Ziel und [...] dem anderen ein christliches Mysterium und der Gral ein euchari-stisches Gefäß [...] solange es eine Wolfram von EschenbachForschung gibt, stehen sich (diese) zwei Parteien in hartnäckiger Fehde gegenüber“. 23
    Interessanterweise hat die katholische Kirche selbst die christliche Form der Gralslegende niemals aufgegriffen oder offiziell anerkannt. Seit den ersten Erwähnungen schweigt die Geistlichkeit zum Symbol des Grals.
    Die heidnischen Wurzeln des Grals manifestierten sich schon lange vor Wolfram von Eschenbach, dazu gehören:
    1.) Die indischen Mythologien - Rigveda, Bhagavadgita, Athar-vaveda und Mahäbhärata -, die Sonne und Mond als himmlische
    Gefäße beschreiben. 24 Dies kann als ein Urbild des Grals gelten, wobei die Sonne Milch und Brei und der Mond einen Rauschtrank (Soma) spendet. 25 Das Reich des himmlischen Soma korrespondiert mit dem Gralsschloß, das für die Gralsritter nach der Erlösung des kranken Königs als „Elysium“, als das Land „Eden“ und das „Goldene Zeitalter“ gilt.
    2.)    Keltische Mythologien, wie die vier Schätze Irlands und das walisische Mabinogion, sie nennen die gleichen heiligen Insignien, die Chrétien de Troyes als Begleiter des Grals beschreibt. So findet man in den vier Schätzen der Tuatha de Dannaan - des Geschlechts der großen irischen Muttergottheit Danu - das Schwert des Nuada, den Königsstein Lia Fail, den Kessel des Dagda und den Speer des Lugh.
    Dieser keltische Zweig versinnbildlicht in seiner Bezugnahme auf den Gral den Gedanken an Wiedergeburt und Erneuerung sowie die Harmonie eines rechtmäßigen Königtums mit dem Göttlichen.
    3.)    Die iranischen Wurzeln. Als einer der ersten wies Ludwig Emil Iselin 26 auf diese Beziehungen hin. Später erklärte Fridrich von Suhtschek nach der Übersetzung des „Hymnus von der Perle“, einer etwa 224 n. Chr. im Iran entstandene Sage um einen Königssohn, der eine verlorene Perle sucht, daß dies „die älteste erhaltene Fassung der Parzival-Legende“ 27 sei.
    Neben diesen Quellen gibt es zahlreiche Interpretationen und Betrachtungen, zu denen im deutschsprachigen Raum die in völkischen Kreisen vielbeachteten Arbeiten der ariosophischen 28 Autoren Guido von List 29 und Lanz von Liebenfels 30 gehörten. Beide beschäftigen sich mit dem „Blutsmysterium“ des Grals, das sie als eine Quelle ihrer Rassenmystik auffassen. 31 Auch bei Wolfram von Eschenbach findet sich der Ansatzpunkt, daß die „GralsGemeinschaft“ auf einer gemeinsamen Blutlinie basiere, wieder: „So vermittelt man vom Gral die Männer heimlich, Mädchen offen; sie sollen sich vermehren und durch den Dienst auch ihrer Kinder die Grals-Gemeinschaft größer machen.“ 32
    Die mittelalterliche Vorstellung des Sitzes von Seele und Lebensgeist im Blut läßt sich ebenfalls bei der schon angedeuteten Verbindung zu den Alchemisten nachweisen. 33
    Daß Lanz von Liebenfels zu den wichtigen gedanklichen Wegbereitern des nationalsozialistischen Rassegedankens zählt, wurde bereits aufgearbeitet. 34 Daß es eine direktere Berührungen zwischen Nationalsozialismus und Gralsmythos gibt, läßt sich an Hitlers Begeisterung für Wagners Werke belegen, die er in „Mein Kampf“ direkt am Anfang festhält. 35 Der Parteijurist und Generalgouverneur von Polen, Hans Frank, erwähnt folgende Äußerung Hitlers: „Aus dem ‘Parsifal’ baue ich mir meine Religion.“ 36 Andere Belege sind kritisch zu hinterfragen, so ist es an dieser
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