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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge
Autoren: Barnes John
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Wänden befestigt und sagte zu Kuf: »Wenn Sie Lust haben, sich ein wenig zu unterhalten, wüsste ich gerne, was diese Bilder zeigen.«
    »Gerne«, erwiderte Kuf, »in dieser Gegend kenne ich mich gut aus! Wissen Sie, zu der Zeit, als noch der Krieg gegen die terranische Festung geführt wurde, war ich dort einer der Gefangenen. Heute steht dort der Schrein vom Heiligen Thkhri'jha. Von diesem Felsblock aus hat er seine berühmte Predigt gehalten …«
    »Und die Wüste, wie ist es da?«
    Kuf wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte schon antworten, fragte sich aber ernsthaft, ob der Erzbischof wirklich eher an der Wüste interessiert war als an der Geschichte der christlichen Religion auf Randall?
    Der Erzbischof erriet Kufs Gedanken und entblößte die Zähne, wobei sich die Falten neben seinen Augen deutlich vertieften.
    »Kuf, bei meiner Arbeit höre ich von viel zu vielen Heiligen, Schreinen, Predigten … Aber ich habe schon seit vielen Jahren keine anderen Planeten mehr besuchen können. Also, wie ist es in der Wüste? Schrecklich heiß, nehme ich an. Und wenn ich einen Stein umdrehe, was springt dann darunter hervor?«
    »Mir wurde gesagt, dass es den meisten Terranern schrecklich heiß vorkommt, besonders aufgrund des hohen Kohlendioxidgehalt der Luft«, eröffnete Kuf. »Und wenn Sie einen Stein umdrehen, finden Sie meist einen – wie heißt das Wort noch in Standard … Randigator oder Hirnsauger …« Die Erinnerungen überfluteten ihn, und es fiel ihm immer leichter, von Randall zu erzählen. Uterra interessierte sich für jede Kleinigkeit, und am Ende brauchte Kuf fünf Stunden, um die fünf Bilder zu kommentieren. Kuf nannte den Erzbischof jetzt ›Erik‹, und sie unterhielten sich, als wären sie schon seit Jahren die besten Freunde.
    Schließlich seufzte Uterra laut. »Wir müssen versuchen, dich so schnell wie möglich hier aus diesem Gefängnis herauszubekommen. Es existieren hunderte von diesen Bildern und noch viele andere Dinge, über die du bestimmt eine Menge erzählen könntest. Es wäre schön, wenn du im nächsten Semester am Orbitalkolleg des Heiligen Paulus einen Grundkurs über Randall anbieten könntest – ich würde dann sicher auch kommen!«
    »Wenn du bei meinem Vortrag nicht einschläfst«, entgegnete Kuf. »Erik, ich würde dich gerne etwas fragen, aber es ist möglicherweise ungehörig …«
    »Alles was du möchtest«, sagte der Erzbischof. »Ich habe dir so viele indiskrete Fragen gestellt …«
    »Wie kommt es, dass du dich so für andere Welten interessierst, obwohl du doch …«
    »Obwohl ich so negativ auf andere Spezies reagiere?« Er zuckte die Achseln und Kuf befürchtete schon, er hätte ihn beleidigt. »Ich wollte früher Xenist werden. Aber während der umfangreichen Aufnahmeprüfungen stellte sich heraus, dass ich zu bigott dafür war … Das kommt eben vor, ich musste mich damit abfinden. Doch meine Begeisterung dafür ist immer geblieben. Vielleicht bin ich aber auch nicht mehr als ein verhinderter Tourist!«
    Kuf lachte. Das merkwürdige Geräusch verwirrte Uterra und verlangte eigentlich nach einer Erklärung, doch schließlich fiel der Erzbischof in sein Lachen ein.
    Als Uterra ging, versprach er, Kuf bald einige Bücher zu schicken. Kuf war nicht mehr so unglücklich wie noch wenige Stunden zuvor. Er sah sich noch einmal die Holos an und streckte sich dann auf der Matratze aus, um ein wenig zu schlafen.

Kapitel 5
    Es waren mehrere Tage vergangen, und Kuf hatte drei der Bücher gelesen, die der Erzbischof ihm geschickt hatte. Er machte sich soeben Notizen zu der Vorlesung, die er halten sollte, als einige Sicherheitsleute in seine Zelle traten.
    Diesmal verhielten sie sich sehr respektvoll, und auch die ansonsten übliche Trennwand zwischen ihnen und Kuf wurde nicht aktiviert. Sie hatten vermutlich einen entsprechenden Befehl erhalten, sagten ihm indes nicht, was sie eigentlich von ihm wollten.
    Sie brachten ihn in einen kleinen Raum, wo General Toth-Ftari, Bruder Raul, der Erzbischof und Clio um einen Tisch herumsaßen.
    »Wir könnten eigentlich einen kleinen Privatclub gründen«, sagte Raul. »Ich wünschte nur, wir würden uns ab und zu in einer freundlicheren Umgebung treffen.«
    »Bist du ordentlich behandelt worden, Kuf?«, fragte General Toth-Ftari.
    »So wie immer«, antwortete Kuf. Er fragte sich manchmal, ob der Freep lieber hören würde, dass man ihn ständig verprügelte und als ›elendes Mistvieh‹ beschimpfte. Ein Stuhl fehlte
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