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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge
Autoren: Barnes John
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und Frieden.

 
Epilog
    »Irgendwie finde ich das nicht fair«, sagte Clio. »Um uns herum geht alles weiter, als wäre Kuf noch am Leben. Madisons Plan ist gescheitert, was für ihn selbst ohnehin den Tod zur Folge gehabt hätte. Warum musste Kuf auch sterben?«
    »Er musste es nicht.« Andy Kanegawa wandte den Blick nicht von den Anzeigen ab, die unter dem Sichtfenster angebracht waren. »Er ist einfach gestorben. Jeder stirbt irgendwann.« Er streckte die Beine aus und stöhnte. In etwas mehr als einem Jahr würde er wohl wieder imstande sein, bei normaler Gravitation zu laufen.
    »Wir schwenken jetzt in den geplanten Orbit ein, Eure Eminenz, Madame Botschafterin.«
    Durch das große Sichtfenster wirkte Arimatheas Sonne viel kleiner als von der Station oder vom Planeten betrachtet. Hier, am äußersten Punkt einer Kometenumlaufbahn, verblasste ihr Licht gegen das Leuchten der unzähligen Sterne auf dem samtigen Untergrund der tiefschwarzen Weite des Alls.
    »Ich kenne den Himmel hier nicht«, sagte Botschafterin Kirlov. »Wo ist Sol, und wo ist Randall?«
    »Das Heimatsystem liegt dort hinten«, erwiderte Andy und zeigte in die entsprechende Richtung. »Und Menkent, Randalls Sonne, liegt auf der anderen Seite des Schiffes …«
    Er blickte auf den Bildschirm, wo sich jetzt die rote Darstellung ihrer augenblicklichen Umlaufbahn immer näher an die erstrebte grüne Sollkurve anschmiegte.
    »Jetzt sind wir nahe genug, Eure Eminenz.«
    Erzbischof Uterra nickte. »Botschafterin Kirlov …« Er grinste. »Patience.« Er leckte sich die Lippen. »Hättest du auch … ich meine, wenn Kuf nicht …«
    Sie saß so ruhig da, dass die Haltegurte ihres Sitzes um sie herumschwebten, ohne sie zu berühren.
    »Ich weiß es nicht. Kuf hatte richtig vermutet. Die Ladung Bomben, die Madison in seinem eigenen Gate hatte, befand sich in einem Orbit 520 Lichtstunden von eurer Sonne entfernt. Falls der Friedensvertrag nicht geschlossen worden wäre, dann würden die Bomben jetzt ungefähr mit Lichtgeschwindigkeit bei der Station eintreffen …«
    »Aber als du das Signal gegeben hast, hattet ihr noch keinen Friedensvertrag unterzeichnet?«
    Seine Stimme klang, als versuche er mühsam, nicht zu schreien. Clio streckte die Hand aus und legte sie Andy auf die Schulter.
    »Der Vertrag kam ja überhaupt erst durch mein Signal zustande. Und die Explosion gleich ist das Zeichen für …«
    Toth-Ftari gab ein Geräusch von sich, das ungefähr wie »vlaffp« klang und wohl seine Überraschung zum Ausdruck brachte. »Sie … natürlich. Das Signal für den Generalcode? Aber Sie konnten doch nicht erwarten, dass eine Sprengkraft von 300 Gigatonnen …«
    Die Botschafterin ignorierte Toth-Ftari. »Der Bischof hat auf einen wichtigen Punkt hingewiesen. Ich weiß nicht, warum wir nicht früher daran gedacht haben: Mit einer Waffe in der Hand kann man keine friedliche Übereinkunft treffen. Wenn man wirklich einen dauerhaften Frieden erreichen will, darf man nicht so vorgehen. So dumm Ajax Madison war, er hat uns eigentlich einen Gefallen getan! Er – und natürlich auch sein Auftraggeber, wer immer das sein mag – wollte mit allen Mitteln einen Erstschlag landen. Wir kamen hierher und waren bereit zu töten, und jetzt haben wir es geschafft, den Frieden zu bewahren …«
    »Kuf sagte nur mach es«, murmelte der Erzbischof. » Was solltest du machen? Den roten Knopfdrücken, diese Welt zerstören, oder sie retten? … Alles was er sagte, war mach es …«
    »Sie wissen doch, welchen Knopf er meinte«, entgegnete Clio mit zitternder Stimme.
    »Ich weiß es«, bestätigte der Erzbischof. »Ja, ich weiß es.« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Seine letzten Gedanken galten uns. Aber wer sollte es ihm verdenken, wenn es anders gewesen wäre – nach allem, was wir ihm angetan haben! Die meisten anderen hätten uns lieber sterben lassen.«
    Er seufzte und schlug mit der Faust auf den Sitz. Durch die plötzliche Bewegung strafften sich die Rückhaltegurte, doch er nahm keine Notiz davon. »Was haben wir denn für ihn getan? Wir haben seine Kultur zerstört und dafür gesorgt, dass seine Leute zu Sklaven wurden. Wie konnte er das alles vergessen und uns vergeben?«
    »Das ist eine merkwürdige Frage für einen Erzbischof«, meint Clio.
    Uterra lachte auf, doch klang sein Lachen sehr traurig. Die anderen schwiegen verlegen.
    »Machen Sie das eigentlich immer so mit den Toten?«, fragte Botschafterin Kirlov schließlich.
    »Dank Dr.
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