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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Autoren: Tatjana Kruse
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zwischen die Rippen rammte.
    »Hmpf!«, machte Seifferheld abermals. Was so viel heißen sollte wie: Nie eine wahnsinnige Mörderin reizen! Aber die Frauen waren zu sehr mit sich beschäftigt, um Übersetzungsleistungen erbringen zu können. Sein Hmpf verhallte ungehört.
    Wann traf endlich kompetente Hilfe ein?
    Gern ein S.W.A.T.-Team des BKA. Vorzugsweise aber die schnelle Eingreiftruppe der Bundeswehr.
    Seifferheld stöhnte.
    Und dann kam es noch schlimmer.
Mörder machen Männern keine Angst – Männer fürchten nur Haarausfall und Impotenz
    »Siggiiii!«
    Die Stimme von Klaus klang normalerweise wie die des singenden Dieter Bohlen. Farblos kieksend. Aber offenbar wuchs sie in Krisensituationen über sich hinaus und tönte dann wie die Stimme des nöligen Marcel Reich-Ranicki.
    »Siggiiii, wir kommen!«
    Und da stürmte auch schon der VHS-Männerkochclub geschlossen – bis auf den schönen Nick – in die Küche von Heide Mergenthaler. Alle hatten sich mit Besteck bewaffnet, nur Bocuse hielt sich schützend eine Pfanne vor die Brust. Er wurde ja auch noch gebraucht.
    Seifferheld wunderte sich über gar nichts mehr.
    »Wir hatten eine Telefonkette eingerichtet. Das war meine Idee.« Mathematiklehrer Horst kniete sich neben Seifferheld.
    Seifferheld machte »Hmpf« und wackelte mit demKopf, aber auch Horst kam nicht auf den Gedanken, ihm den Knebel aus dem Mund zu nehmen.
    Karina säbelte immer noch mit dem stumpfen Obstmesser an der Handfessel.
    »Wer mir zu nahe kommt, den bringe ich um!«, drohte die Mergenthaler.
    Seifferheld befürchtete das Schlimmste. In der Küche war es mittlerweile enger als in einer Sardinenbüchse. Sollte Panik ausbrechen, gäbe es kein Entkommen, sondern nur ein hoffnungslos ineinander verschlungenes Menschenknäuel, in das die Mergenthaler nach Belieben ihre Giftspritze stechen konnte.
    »Sie drohen mir?«, fragte Irmgard. »Sie wollen mir drohen? Sie? Mir? Ha!«
    »Hmpf«, gurgelte es aus Seifferheld heraus, was eigentlich »Irmgard, nein, tu’s nicht!« hätte heißen sollen.
    Irmgard hatte aber bereits zum Herd gegriffen, den Kochtopf gepackt und schüttete nun den Inhalt schwungvoll auf die mörderische Zahnarzthelferin.
    Natürlich kullerte nur der Blumenkohl heraus, weil die Mergenthaler das Wasser schon abgeschüttet hatte. Der duftende Blumenkohl war als einschüchternde Geste nicht wirklich beängstigend.
    Die Mergenthaler lachte hämisch auf. »Dämliche Alte!«
    Seifferheld hob den geknebelten Kopf.
    Irmgard wäre imstande, sich in die Spritze zu werfen, um ihren Bruder zu retten. Nicht, weil sie ihren Bruder so abgöttisch liebte, sondern weil man das einfach tat, wenn man eine pflichtbewusste, ältere Schwester war.
    »Hmpf!«
    In diesem Moment glaubte Seifferheld, seinen Augen nicht zu trauen. Hinter Heide Mergenthaler, in dem geöffneten Küchenfenster, wurde der Kopf von Onis sichtbar.
    Sein Onis.
    Tauchte wie ein Deus ex Machina aus der Versenkung auf. Schwebte wie von selbst in den zweiten Stock.
    »Hmpf!«, rief Seifferheld.
    Onis zögerte nicht, sondern hechtete sofort durch das Fenster, landete auf den Schultern der Mergenthaler, die nach vorn stürzte und auf ihre Hand fiel, in der sie noch die Spritze hielt.
    Onis drückte sich von dem fallenden Körper ab und schob sich zwischen Irmgard und Olga Pfleiderer hindurch zur Sackkarre.
    »Wuff!«, bellte er selig.
    Was in der Hundesprache so viel hieß wie: Wer einen Hund sein Eigen nennt, braucht weder Tod noch Teufel und auch keine Zahnarzthelferin zu fürchten!

Epilog
Und Die goldene Sticknadel geht an …
    Einhundert Kissen »I love Germany« mit Herzchen und Blümchen – das will erst mal gestickt sein.
    Seifferheld hatte sein Wort gegeben. Es war zur Ehrensache geworden.
    Und nun war er vor die Wahl gestellt, sein Wort zu brechen oder sich zu outen.
    Natürlich gab es massenweise stickende Frauen. Im Internet reihte sich ein Forum ans andere. Frauen tauschten sich liebend gern über das Sticken aus, über die besten Techniken, die schönsten Motive, die orgasmusgleichen Gefühle bei der Fertigstellung einer besonders kniffligen Stickarbeit. Ein Hilfeaufruf hätte genügt und eine Armee von Nadeln hätte ihm zur Verfügung gestanden.
    Aber ein Mann kann nur ein gewisses Maß an Peinlichkeit ertragen. Alles, was darüber hinausgeht, raubt ihm seine Männlichkeit.
    Unterm Strich blieb Seifferheld also keine andere Wahl …
    »Sticken macht sexy«, erklärte Seifferheld. »Frauen fahren total darauf
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