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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Autoren: Tatjana Kruse
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Polizeichefin stand auf der Schwelle. Rasch hatten sich die Kochclubjungs verzogen.
    Gesine Bauer war eine eindrucksvolle Erscheinung. Groß, schlank, elegant. Mit einem kalten Blick, von dem sich Irmgard noch etwas abschneiden konnte.
    Stumm stellte sie sich an sein Bett.
    Jetzt kommt’s, dachte Seifferheld, jetzt fällt das Fallbeil. Sie wird mich wegen meiner Polizeiberichte abwatschen. Ich kann von Glück sagen, wenn mir nicht die Pension gekürzt wird. Gern wäre er unter die Decke gerutscht, aber Gesine Bauer war schneller.
    »Da haben Sie ja noch einmal Glück gehabt, Kollege Seifferheld«, sagte sie.
    Seifferheld lächelte unverbindlich. Erst ein Stück Zucker, dann die Peitsche.
    »Kompliment für Ihre Spürnase. Sie hatten von Anfang an den richtigen Riecher. Natürlich sind Sie sträflich fahrlässig vorgegangen!«
    Seifferheld nickte. Er war sehr versucht, den Blick zu senken wie ein reumütiger Schulbub. Nur das nicht! Er starrte stattdessen auf die Stelle zwischen ihren Augenbrauen. Dennoch fühlte er sich von ihrem Blick durchbohrt.
    »Tja, ich hoffe, Sie sind bald wieder auf den Beinen«, fuhr Gesine Bauer fort. »Schließlich brauchen wir Sie noch.«
    »Wie?«, entfuhr es Seifferheld. »Sie wollen mich nicht der Aufgabe entbinden, den Polizeibericht zu schreiben?«
    »Gott bewahre. Das lese ich morgens immer als Erstes.Zur Aufmunterung. Ich erwarte sekündlich den Anruf von Stephen Spielberg mit der Bitte
Der weiße Wels, Teil eins
drehen zu dürfen.« Sie kicherte. »Außerdem hüpfen die humorlosen Großkopferten der Landespolizeidirektion im Kreis. Nix da. Sie müssen weiterschreiben. Die Provinz muss subversiv bleiben! Man sieht sich.«
    Und in einer Wolke aus Gucci for men entschwand Polizeichefin Bauer.
    Seifferheld atmete auf.
    Und nahm sich vor, keine Parfümexperimente mehr zu wagen. Von nun an noch Sir Irish Moos.
Und tschüss!
    Abends um sieben in Schwäbisch Hall.
    Die vollen Glocken der St. Michaelskirche am Marktplatz setzten zum Abendgeläut an. Die alten Fachwerkmauern der Häuser vibrierten und wieder prallten die Schallwellen mit voller Wucht auf historische und zeitgenössische Bausubstanz.
    Um den seifferheldschen Küchentisch saßen Seifferheld, sein Hund und sein Harem. Und Olaf.
    Es gab wahlweise Zwiebelrostbraten à la Irmgard mit Bratkartoffeln, Lachs-Rogen an Crêpes Susanne, veganen Gemüseauflauf von Karina und Feldsalat von Signor Insalata alias Siegfried Seifferheld.
    »Sieht alles sehr lecker aus, aber ich bin irgendwie gar nicht hungrig«, sagte Olaf, der im Umgang mit drei Seifferheldfrauen noch ungeübt war und sich somit an jedem Fallstrick aufknüpfte, der ihm über den Weg baumelte. »Ich glaube, ich faste heute Abend. Das ist eh gesünder.«
    Anfänger, dachte Seifferheld.
    »Fasten ist nicht gesund. Fasten macht schwach!«, erklärte Irmgard. »Und Schwächlinge bringen’s nicht!«
    »Meine Güte, du kneifst doch nur, weil du am liebsten Gemüse essen würdest, dich aber vor Susanne nicht traust!«, höhnte Karina.
    »Er will sich nur nicht die Zähne an deinem bockelharten Hardcore-Biogemüse ausbeißen«, sagte Susanne zu Karina und zu Olaf: »Liebling, du musst etwas essen, also nimm Crêpes.« Sie sagte es liebevoll, aber ohne Einwände zuzulassen.
    »Ich halte mich an meinen Salat.« Seifferheld lächelte entschuldigend. »Ich bin noch nicht ganz wiederhergestellt.« Die durch die Sackkarre und die Handfessel verminderte Blutzufuhr in seinen Beinen und Armen hatte, Gott sei Dank, zu keinen irreversiblen Schädigungen geführt, aber er war immer noch wackelig auf den Beinen.
    »Natürlich, Papa«, sagte Susanne.
    »Armer Onkel Siggi«, sagte Karina.
    »Verzärteln bringt nichts, reiß dich lieber am Riemen«, sagte Irmgard.
    MaC gab ihm einen Kuss.
    MaC saß am Tisch neben ihm. Es war ihr erster gemeinsamer Auftritt im Familienkreis und MaC hatte bravourös alle Herzen für sich erobert, indem sie mit Susanne über den Bausparkassengedanken zu Zeiten internationaler Finanzkrisen debattierte, sich mit Karina über die Signalwirkung von politischen Performance-Aktionen unterhielt und Irmgard das Maultaschen-Familienrezept entlockte.
    »Mein armer Schatz«, flötete MaC und zwinkerte Seifferheldverstehend zu. Verstehend und verheißend. Sie hatte am Wochenende keinen Dienst. Und hatte sich als Florence Nightingale angeboten.
    Seifferheld seufzte bei diesem Gedanken freudig auf.
    »Was darf es für Sie sein, Marianne?«, fragte Irmgard.
    »Ja, entscheiden Sie
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