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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich
Autoren: Tatjana Kruse
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»Das muss an dieser Journalistin liegen. Liebe macht Männer zu Idioten.«
    Seifferheld sagte nichts.
    »Wann stellst du uns deine Freundin endlich vor? Auf dem Standesamt oder doch schon früher?«
    »Irmi, mein Kopf tut weh.«
    Irmgard nahm die Wolldecke vom Schaukelstuhl und deckte ihren Bruder zu. »Kein Wunder, deine Wange schwillt ja auch an. Ich vereinbare gleich einen Termin beim Zahnarzt.«
    Seifferheld hielt sich die schmerzende Wange. Wie sollte er Fräulein Mergenthaler jemals wieder in die Augen schauen? »Nicht bei Dr. Beinholt«, rief er Irmi nach, aber es war schon zu spät.

8. Kapitel
Die satanische Barbarella und ihre Röntgenstrahlen
    »Na, das sieht doch jetzt wieder hervorragend aus!«, lobte sich Bodo Beinholt selbst und tauchte aus den Tiefen von Seifferhelds weit geöffnetem Kiefer auf. »Frau Mergenthaler macht noch ein Röntgenbild, dann sehen wir uns nächsten Montag zur Nachkontrolle wieder. Vergessen Sie nicht, regelmäßig die Antibiotika zu nehmen. Mit so einer eitrigen Entzündung ist nicht zu spaßen. Schönes Wochenende!«
    Beinholts Augen über dem Mundschutz blitzten fröhlich, er winkte mit einer gummibehandschuhten Hand und zog ab. Seifferheld war sein letzter Patient an diesem Tag und er hatte es eilig, zum Kegelabend zu kommen. An diesem Abend gab es in der Krone in Hessental Kampfkegeln gegen die mit allen Wassern gewaschenen Jungs von der Sektion Kegeln des TuS Öhringen.
    Mühsam erhob sich Seifferheld aus dem Behandlungsstuhl.
    Fräulein Mergenthaler – an diesem Tag hatte sie ihren kolossalen Körper in einen hellrosa Helferinnenkittel gequetscht, der über der Brust ständig aufklappte – führte ihn in das winzige Kabuff, in dem die Röntgenaufnahmen geschossen wurden.
    »Hier, ein Kontrastmittel«, sagte sie und drückte ihm einen Plastikbecher in die Hand.
    Seifferheld hatte versucht, mit ihr über den gestrigen Abend zu sprechen, aber sie hatte jeden Versuch beiseitegefegt.
    »Austrinken!«, befahl sie jetzt.
    Seifferheld trank brav. Keine Paranoia mehr. Nie wieder.
    Das war dann auch so ziemlich der letzte Gedanke, den er hegte, bevor er ohnmächtig von dem kleinen Hocker vor dem Röntgengerät rutschte und sich den Kopf aufschlug.
Ding, dong – das Bimmeln des Totenglöckchens klingt immer einen Tick zu penetrant
    Seifferheld wachte in einer Sackkarre auf.
    Sein Schädel brummte. Beide Beine waren eingeschlafen, weil sie über den Sackkarrenrand hingen und dadurch die Blutzufuhr abgeschnürt wurde. Seine Hände schmerzten, denn sie waren auf dem Rücken mit einer Kordel zusammengebunden. In seinem Mund steckte ein Knebel.
    Er hörte Engel singen.
    War er tot?
    Nein, die Engel entpuppten sich als The Ten Tenors, ein Live-Mitschnitt aus der Stadthalle Braunschweig. Sie schmetterten schwülstig aus der Stereoanlage.
    Und wenn er wirklich tot wäre, dann würde ihm nicht alles weh tun, schlussfolgerte Seifferheld.
    »Na, auch schon wach?«, erkundigte sich Heide Mergenthaler.
    Sie befanden sich in ihrer Küche. Es war etwas eng, da der Innenarchitekt die Aufstellung einer Sackkarre nicht in den Nutzungsplan integriert hatte.
    »Hmpf«, machte Seifferheld hinter dem Knebel.
    Fräulein Mergenthaler hatte eine Bügeldecke über den Küchentisch gebreitet und bügelte gerade eine Bluse.
    »Ich wollte, dass Sie wach sind, damit Sie auch mitkriegen, wie Sie für immer abtreten.«
    Applaus brandete aus den Boxen der Anlage auf.
    Seifferhelds Augen huschten durch die Küche.
    »Schmieden Sie Fluchtpläne?« Heide Mergenthaler gluckste. »Das wird Ihnen nicht glücken. Ihr Schicksal ist besiegelt.«
    Auf dem Herd stand ein Topf, aus dem köstliche Düfte entwichen. Frau Mergenthaler folgte seinem Blick. »Blumenkohl. Ist gleich fertig. Wir müssen jetzt zur Sache kommen, sonst zerfällt er mir. Und das wäre doch schade.«
    Sie stellte das Bügeleisen hochkant auf, ging zum Herd, schaltete die Platte aus und goss das Blumenkohlwasser in der Spüle ab. Dann wischte sie sich die Hände an ihrer Schürze ab, nahm eine Phiole und eine Spritze aus dem Kühlschrank und baute sich vor Seifferheld auf.
    »Ich wollte immer nur ein Stück vom Glück. Nur ein bisschen Liebe. Mehr nicht.«
    Sie zog die Spritze auf.
    »Es ist nicht nett, dass Sie mir das nicht gönnen wollen.« Sie sah Seifferheld vorwurfsvoll an. »Ich bringe ja auch nicht wahllos jeden um. Nur die Schweine, die es nicht anders verdient haben. Die sich an einer Frau wie mir bedienen und mich dann auf den Müll
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