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KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel
Autoren: Delfried Kaufmann
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kleine Bankhalter, die mühelos ersetzt werden können, fasse ich oben zu, dann genügt vielleicht die Verhaftung eines einzigen Mannes, um alles lahmzulegen. Die Schließung der einzelnen Spielstätten ist dann nur eine Formsache. Sie sollen ermitteln, wie es um die Lucky-Kette steht«, sagte Mr. High zu uns.
    Ich zuckte die Achsel. »Wir können uns den Rummel ja mal ansehen. Sagen Sie, Srontier«, wandte ich mich an meinen dunklen Kollegen, »können die ›Lucky Inns‹ in Harlem nur von Farbigen besucht werden?«
    »O nein«, antwortete er, »es sind auch Weiße da, wenige zwar – und natürlich von der letzten Sorte.« Er ließ seinen Blick über unsere Anzüge gleiten. »So können Sie nicht hingehen. Die Karten sind dann von den Tischen verschwunden, bevor Sie den Fuß über die Schwelle gesetzt haben.«
    »Okay, ich verstehe. Wir kommen in zwei Tagen, vielleicht abends um neun Uhr. Werden Sie dort sein?«
    »Sicherlich«, antwortete er, »aber warum wollen Sie erst in zwei Tagen kommen? Warum nicht gleich heute?«
    Ich strich mir über das Kinn. »Wissen .Sie, Bertie, ich werde mir einen hübschen, echten Stoppelbart stehen lassen, und wenn Phil und ich uns dann die richtigen Kleider aussuchen, dann, so hoffe ich, werden wir in Harlem nicht unangenehm auffallen.«
    ***
    Zwei Tage später standen wir abends um sieben Uhr vor dem Spiegel in meiner Wohnung. Unsere Bärte stoppelten sich wie Unterholz ums Kinn. Phil trug eine prachtvoll zerschlissene Hose und dazu ein völlig verschossenes Sommerjackett, ein Hemd ohne Kragen und als Schlips einen bunten Schal. Ich sah gegen ihn geradezu anständig aus, denn ich hatte einen zerfetzten aber leidlich geflickten Militärmantel an, unter dem enge Jeans hervorsahen.
    Wir fuhren mit der U-Bahn nach Harlem und schlumpten durch das Negerviertel in dem Tempo und in der Haltung von Leuten, die nichts versäumen, weil sie nichts zu tun haben.
    Von den Fremden, die nach New York kommen, sehen sich alle Manhattan, die Wolkenkratzer und den Broadway an, aber nur wenige verlaufen sich nach Harlem. Dabei ist für meinen Geschmack das Viertel eines der interessantesten, wenn auch nicht gerade der feinsten von New York.
    Neunzig Prozent der Leute, die dort wohnen, sind Neger oder Puertoricaner. Sie arbeiten im Hafen, in den Fabriken und in der Müllabfuhr.
    Harlem war einst der größte Slum von New York, und es gibt auch heute noch viel Elend und nicht wenig Verbrechen dort. Es ist eine Stadt, die den Negern zu gehören scheint, weil man fast nur Schwarze sieht.
    Aber in Wahrheit gehört den Negern nicht viel von dieser Stadt. Sie wohnen darin, aber die großen Geschäfte mit ihnen und ihrer Arbeitskraft machen Leute, die nicht in Harlem wohnen, und die keine dunkle Haut haben.
    Ich bin kein Finanzexperte, und ich kann Ihnen nicht in Einzelheiten auseinandersetzen, wie solche Geschäfte abgewickelt werden.
    Da gibt es zum Beispiel die großen Arbeitsvermittlungen, die die Neger aus dem Süden nach New York holen. Sie verschaffen ihnen Arbeit, nicht einmal schlechte Arbeit. Der Neger braucht eine Wohnung in New York.
    Wohnungen sind knapp. Die Vermittlung verschafft ihm, der fremd in der Riesenstadt ist, ein Zimmer gegen eine unverschämte Miete und eine noch unverschämtere Vermittlungsgebühr.
    Nach drei Monaten wird der Neger aus seinem Zimmer geworfen. Er läuft zur Vermittlung zahlt wieder eine Gebühr und erhält einen anderen Raum, aber er erfährt nie, daß die Vermittler und die Hausbesitzer alle unter einer Decke stecken, und daß sein Hinauswurf nur wegen der neuen Vermittlungsgebühr erfolgte.
    So ungefähr spielen sich die Geschäfte mit der Unwissenheit des schwarzen Mannes ab, und es gibt tausend verschiedene Abarten davon.
    Die Weißen, die sich in Harlem herumtreiben, sind ein Kapitel für sich. Die Neger arbeiten, die Weißen in Harlem arbeiten nicht mehr. Sie sind unten, letzte Stufe, Leute ohne Heim und Geld. Ich weiß nicht, warum sie sich in Harlem verkriechen. Vielleicht schämen sie sich vor Leuten ihrer Hautfarbe, vielleicht auch sind die Neger netter zu ihnen als Leute eigener Rasse.
    Okay. Phil und ich strichen also in unserem Aufzug durch Harlems Straßen, zwei weiße Penner, die die Augen gesenkt hielten, als suchten sie Zigarettenreste am Bordsteinrand.
    Wir gingen nicht schnurstracks zur ›Lucky Inn‹, sondern machten die notwendigen Umwege. Wir blieben vor den Schaufenstern stehen und begafften die Auslagen. Wir trieben uns vor einem Gemüseladen
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