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KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel
Autoren: Delfried Kaufmann
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seiner Erstarrung, riß seine großen Kuhaugen entsetzt auf, wischte unter dem Tisch weg und türmte ohne Rücksicht auf seine Würde.
    Das Beifallrufen der Anwesenden verwandelte sich in donnerndes Gelächter.
    Der Achtzehn-Dollar-Arbeiter kam auf mich zu und sagte, mit allen Zähnen grinsend: »Very good! Sehr stark! Jetzt weiterspielen!«
    Ich zögerte eine Sekunde lang. Der Gedanke lag nahe, in aller Ruhe das Spiel wieder aufzunehmen, aber mir lag nichts daran, einigen harmlosen Negern zu imponieren. Ich wollte, daß die Leute im Hintergrund von der Szene erfuhren, die ich hier veranstaltet hatte, und das konnte einen Tag oder zwei dauern. Besser also, ich kam morgen wieder.
    »Heute nicht mehr«, beschied ich also meinem spielwütigen Freund. »Vielleicht komme ich morgen wieder.«
    »Schade«, bedauerte er, »aber komm’ morgen bestimmt. Ich gewinne, wenn du die Bank hältst. Wenn sie dich wieder rauswerfen wollen, helfen wir dir alle.« Er drehte sich um und blickte in die Runde. »Nicht wahr?«
    »Okay«, scholl es im Chor zurück.
    Ich schob mich durch die Leute, die sich inzwischen angesammelt hatten. Viele schwarze Hände patschten mir anerkennend auf die Schulter. Für den Heimweg ließ ich mir viel Zeit. Ich paßte sehr gut auf, daß mir niemand folgte, und erst, als ich ganz sicher war, nahm ich die Untergrundbahn, die mich in mein Wohnviertel brachte.
    Phil wartete bei einer Flasche Trinkbarem und dem neuesten Kriminalroman auf mich. Ich mußte ihm berichten. Ich tat es gern, denn ich war recht zufrieden mit mir.
    Trotz der späten Stunden ging ich ins Badezimmer und schabte mir den Bart aus dem Gesicht. Ich konnte es mir leisten, denn ich hatte einige Dollar gewonnen, und es wäre bei einer späteren Begegnung den Leuten von ›Lucky Inn‹ höchstens aufgefallen, wenn ich diesen Gewinn nicht irgendwie zu meiner Verschönerung angelegt hätte.
    Ungefähr eine Stunde nach meiner Heimkehr rief Srontier an: »Sie haben einen guten Schlag, Cotton«, sagte er und man konnte förmlich hören, wie er grinste. »Ich war lange über die Zeit k.o. Doch was beabsichtigen Sie mit dieser Szene?«
    »Später«, wehrte ich ab. »Wie sind Sie zum Hausdiener des Spielclubs avanciert?«
    »Wie ich schon andeutete. Empfehlung meines alten Bekannten. Er dichtete mir eine Anzahl Vorstrafen an, und solche Leute suchen sie für ihr Unternehmen.«
    Ich runzelte die Stirn. Srontier war ein wenig leichtsinnig, fand ich. Es ist für einen Gangster nicht schwer zu erfahren, ob solche Angaben stimmen. Unser Kollege aus Washington mochte Glück haben, daß sie ihm vorläufig eine so untergeordnete Rolle in ihrer Organisation zugedacht hatten, daß seine Einstellung keine Nachprüfung wert war.
    »Wer hat Sie eingestellt?« fragte ich.
    »Sammy Leney, der Neger mit den Goldzähnen. Er scheint eine Art Vertrauensstelle zu haben. Ich sehe natürlich in den Zusammenhängen noch nicht klar.«
    »Was verdienen Sie?«
    »Wenig genug. Dreißig die Woche.«
    »Ich würde den Job nicht lange behalten«, sagte ich.
    »Ich hoffe, bald befördert zu werden«, antwortete er lachend.
    Ich zuckte die Schulter. »Ich an Ihrer Stelle würde vorsichtig sein«, sagte ich.
    »Keine Sorge«, meinte er.
    »Ich besuche Sie morgen wieder«, beendete ich das Gespräch. »Tun Sie Ihr Kinn außer Reichweite.«
    Nach einem Abschiedsschluck warf ich Phil hinaus und begab mich zur Ruhe.
    Am anderen Morgen tat ich genau das, was ein kleiner Gauner, der einen Siebzig-Dollar-Fischzug getan hat, auch gemacht hätte.
    Ich kleidete mich neu ein, billig, aber dafür hübsch bunt, kaufte mir ein Zigarettenetui aus Messing, das wie Gold aussah, ließ mich in einem Schönheitssaloon kräftig behandeln und vertrieb mir den Tag. Ich vergaß auch nicht, ein Zimmer in Brooklyn zu mieten, damit ich eine Adresse anzugeben hatte, falls ich danach gefragt wurde. Es war eine häßliche Bude, deren Fenster auf das Subway-Gelände hinausblickten, und die nicht ganz nach den Erfordernissen der Hygiene gepflegt war.
    Meine Wirtin, eine Frau undefinierbaren Alters, die auf den schlichten Namen Myer hörte, hatte eine Haarwäsche so nötig wie ein neues Gebiß. Man verstand kaum, was sie sagte, und sie wirkte so klebrig vor Dreck, daß sie sicherlich an der Wand hängengeblieben wäre, hätte man sie dagegengedrückt.
    Um neun Uhr machte ich mich auf die Socken nach Harlem. Als ich mich in meinem neuen Zimmer ankleidete, stand ich in Gedanken versunken vor meinem Revolver, dem
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