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KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel
Autoren: Delfried Kaufmann
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Falschspiel, insgesamt nicht mehr als höchstens sechs Jahre und alles schön verknittert und mit Fettflecken versehen. Letztes Entlassungsdatum ungefähr vor vier Monaten. Dann brauche ich acht Tage dienstlichen Urlaub, um mich von Mister Exquiso schulen zu lassen.«
    »Können Sie haben, Jerry«, sagte der Chef und notierte meine Wünsche, »aber wer, bitte, ist Mister Exquiso?«
    »Der Welt größter Zauberkünstler«, lachte ich. »Jedenfalls war er es. Jetzt ist er ein alter Herr, der Unterricht im Zaubern gibt.«
    »Gut«, ging Mister High auf meinen Scherz ein, »wenn er zaubern kann, wollen wir ihn für den FBI engagieren. Sie, Jerry und alle anderen können dann pensioniert werden.«
    »Zaubern kann er natürlich nicht, aber er versteht eine Menge von Fingerfertigkeit und Kartenkunststückchen. Ich habe mal als Hobby einen Abendkursus mitgemacht, den er gehalten hat, habe anschließend fleißig geübt, bin dann aber wieder davon abgekommen. Jetzt will ich meine Kenntnisse auffrischen lassen. Ich brauche es, um den ›Lucky Inn‹-Leuten zu imponieren.«
    Während ich das sagte, streckte ich die Hände aus und spielte mit den Fingern.
    Mister High lächelte. »Ich dachte immer, sie brauchten ihre Hände nur zum Schlagen, Jerry.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Chef, und ich glaube, das ist das Geheimnis eines guten G-man, daß er mit den gleichen Händen gut schlagen – und eben Zauberkunststückchen ausführen kann.«
    Kurz und gut, ich ging zu Mister Exquiso, einem Herrn von über siebzig, der sich immer noch die Haare schwarz färbte. Seine eigenen Finger waren inzwischen zu zittrig geworden, um die Menschen noch täuschen zu können, aber er konnte prima zeigen, wie man es machte.
    Ich arbeitete acht Tage mit ihm, und wenn ich arbeiten sage, dann meine ich zwölf Stunden am Tag. Ich frischte mein ganzes Repertoire an Tricks auf, und er zeigte mir einige neue dazu.
    Sie glauben nicht, was man mit einer normalen Hand alles machen kann, wenn man’s nur versteht. Mir kam es darauf an, aus einem normalen Kartenpäckchen jede Karte verteilen zu können, die ich wünschte. Es ist ganz einfach, wenn man schnell genug ist, während des Mischens die Karten etwas zu ordnen, und wenn man so zu mischen versteht, daß die geordneten Karten nicht wieder durcheinandergeraten. Ich konnte es nach den acht Tagen ausgezeichnet. Wenn Exquiso von mir die Karo-Neun verlangte, so gab ich sie ihm aus einem 32-Blatt-Päckchen nach fünfzehn Sekunden. Mischen mit absoluter Sicherheit.
    »Sehr gut, Mister Cotton«, erklärte der Meister mit rollendem Bühnenpathos. »Sie können auftreten!«
    Einen Abend später trat ich auf, aber es war keine Bühne und kein Varieté, in dem der Auftritt stattfand, sondern das schäbige Spielzimmer in der Lucky Inn, und mein Kostüm bestand, wieder aus dem geflickten Militärmantel und dem Stoppelbart.
    Heute hatte ich zwanzig Dollar in der Tasche, die Summe, die nach den Worten des Goldzahnigen notwendig zur Übernahme der Bank war. Ich kam so früh, daß ich die Proforma-Zeremonie der Bankübernahme miterleben würde, von der Srontier gesprochen hatte, aber obwohl kaum zehn Leute im Raum waren, fand diese Zeremonie nicht statt. Der geschniegelte Neger griff einfach das Kartenpäckchen und sagte: »Ich nehme nicht an, daß jemand Interesse an der Übernahme der Bank hat.«
    Es wurde nur an einem Tisch gespielt, da noch nicht genug Leute anwesend waren, und ich spielte still und bescheiden mit meinem Reserve-Hartgeld mit und verlor wie alle anderen, obwohl sie natürlich geschickt genug waren, uns hin und wieder Gewinne zuzuschanzen.
    Als sich nach einer halben Stunde einige Leute um unseren Tisch gesammelt hatten, die stehend zusahen, und darauf warteten, daß das Spiel auch an den anderen Tischen begann, stand ich auf und sagte laut: »Wer macht ein Spielchen mit mir? Ich übernehme eine Bank, denn ich habe zwanzig Dollar.« Und ich schwenkte meinen Zwanziger. Es fanden sich sofort sechs Neger, die zustimmten und so zogen wir an den nächsten Tisch.
    Ich hatte gut gemerkt, daß es dem Goldzahn-Mann einen kleinen Ruck gegeben hatte, als er mein Angebot hörte, aber er spielte in aller Ruhe weiter.
    Ich begann das Spiel mit den sechs Kumpanen vorsichtig. Ich ließ immer die drei gewinnen, die den niedrigsten Einsatz hatten, und verdiente an den anderen. Es ging langsam, aber ich kam doch auf vierzig Dollar.
    Als sich noch weitere vier Mann an dem Spiel beteiligten, wurde ich rabiater und
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