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KR151 - Ich rettete 2 Millionen

KR151 - Ich rettete 2 Millionen

Titel: KR151 - Ich rettete 2 Millionen
Autoren: Delfried Kaufmann
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verkennst deine Lage völlig. Nimm die Arme hoch.«
    Er gehorchte widerwillig. Ich tastete seine Taschen ab und fand einen Schlüsselbund. Ich warf ihn hoch und fing ihn wieder auf.
    »Ich glaube, ich brauche deine Zustimmung nicht«, sagte ich. »Der Schlüssel allein genügt auch.«
    Phil nahm meine Stelle ein, während ich zum Arbeitszimmer hinüberging. Ich probierte die geeignet aussehenden Schlüssel am Tresor aus. Es war ein kompliziertes Schloss, aber ich bekam den richtigen Dreh heraus. Nach zwei Minuten konnte ich den Verschlusshebel bewegen und die schwere Tür aufziehen.
    Haben Sie schon einmal runde zwei Millionen auf einem Haufen gesehen? Ich bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht, aber jetzt sah ich sie verpackt in zwei Seesäcken von respektabler Größe.
    Ich griff mir den einen davon. Er war so schwer, dass ich ihn kaum mit einer Hand tragen konnte. Ich schleppte ihn hinüber in die Küche, wo Harrison und Ghoose immer noch vor Phils Kanone standen, die Hände brav erhoben.
    »Siehst du«, sagte ich, »ich habe deinen Reingewinn schon kassiert.«
    Sein gelbliches Gesicht bekam einen Stich ins Graue.
    »Gut, ich verstehe«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Du hast gewonnen. Ich bin einverstanden. Nimm den größeren Teil, aber lass mir den Rest. Schließlich habe ich erhebliche Mühe gehabt, an die Scheine zu kommen.«
    Ich wunderte mich, dass er noch immer bemüht war, mit mir zu verhandeln. Er hielt mich für einen Gangster, und er war selber ein Gangster. Er musste doch wissen, dass es auf der ganzen Welt nicht einen Ganoven gibt, der einem überlisteten Kollegen auch nur einen Dollar abgibt, mochte die Beute auch Millionen betragen, es sei denn, man zwingt ihn durch eine Kanone dazu, aber die Kanone hatte ich, nicht er.
    Was bezweckte er mit dem Palaver? Eigentlich hätte er ganz anders reagieren müssen, entweder mit einem Zusammenbruch oder aber mit einer letzten Verzweiflungsaktion. Das Gequatsche von Teilen und Halbpart war blödsinnig, aber ich glaube, es kann auch einem vernünftigen Mann den Verstand verwirren, wenn er zwei Millionen besitzt und sie werden ihm abgenommen.
    Wie immer, das Geld hatten wir, die Männer hatten wir, und es gab keinen Grund, die Komödie weiterzuspielen. Und außerdem, ich fühlte ein Bedürfnis im Herzen, und ich fühlte das Bedürfnis auch in der rechten Faust. Seit dem Anblick in der Lagune hatte ich eine Rechnung mit Glendal Harrison, die über das Dienstliche hinausging und nach Begleichung schrie.
    Noch einmal ging ich ganz nah an ihn heran, und noch einmal sprach ich unmittelbar in sein Gesicht.
    »Spare dir deine Reden, Harrison. Du irrst dich in der Person. Du hast keine Kollegen vor dir. Deine Säcke voll Dollars interessieren mich nicht soviel wie meine ehrliche Gehaltstüte, die mir das Innenministerium der Vereinigten Staaten monatlich überreicht. Wir nehmen keinen Schein von dem ganzen Berg, aber wir nehmen dich und deinen Freund und bringen euch dahin, wo ihr hingehört, zurück in die Staaten, vor den Richter und dann auf den Stuhl.«
    Er begriff, und er begriff mehr als nur, wer wir waren. Er begriff die ganze Hoffnungslosigkeit seiner Situation. Seine Augen öffneten sich weit.
    »FBI!«, flüsterte er. Es lag alles in den drei Buchstaben. Ein ausführliches Jammergeschrei hätte nicht so deutlich ausdrücken können, was er fühlte.
    »Yes«, sagte ich zwischen den Zähnen, »FBI. Wir werden dich verhaften. Sie werden dich einsperren, und sie werden dich befragen nach Recht und Gesetz. Sie werden dir .einen Anwalt stellen. Du darfst reden, du darfst dich verteidigen, denn so wollen es die Gesetze des Landes. – Aber ich, Harrison, ich war von Anfang an dabei. Ich habe alle Leute gesehen, denen du auf deinem Weg das Leben ausgelöscht hast, den Fahrer unseres Wagens, den Kassierer in der Bank, deine Männer in der Bucht, den letzten von ihnen auf dem Bauplatz und zum Schluss den dort auf dem Stuhl. Und darum, Harrison, bevor sie dich in den Staaten höflich und nach dem Gesetz behandeln, nimm das hier.«
    Mit einem wilden, verzweifelten Blick sah er um sich. Ich ging langsam auf ihn zu.
    »Wehr dich, Harrison!«, sagte ich.
    Er hob die Arme, aber er schlug nicht nach mir, sondern er kreuzte sie in einer erbärmlichen Geste vor seinem Gesicht. Jetzt, da er keine Maschinenpistole in der Hand hatte, da nicht andere für ihn mordeten, entpuppte er sich als das, was er wirklich war: ein erbärmlicher Feigling, den der Satan leider mit einem
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