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KR151 - Ich rettete 2 Millionen

KR151 - Ich rettete 2 Millionen

Titel: KR151 - Ich rettete 2 Millionen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ein, setzten zurück und fuhren dann, nahe an uns vorbei, davon.
    Ich stieß Phil an. »Jetzt!«, sagte ich.
    Wir überquerten die Straße, schlugen uns ohne besondere Vorsicht durch das Gebüsch zur Hinterfront durch und enterten mit einem Klimmzug die Balustrade.
    Das öffnen der Fensterläden ließ sich so reibungslos wie gestern wiederholen. Auf die Fensterscheiben nahmen wir keine Rücksicht mehr. Ich umwickelte mir die rechte Hand mit dem Taschentuch und drückte die Scheibe nach innen ein. Es gab kaum ein Klirren. Mit einem Griff durch die entstandene Öffnung entriegelte ich das Fenster und stieß es auf.
    Obwohl niemand im Haus war, flüsterten wir unwillkürlich.
    »In welches Zimmer werden sie gehen?«, fragte Phil.
    »Komm erst einmal mit in die Küche.«
    Wir gingen durch die Vorhalle. Ich öffnete die Tür zur Küche. Es hatte sich nichts verändert. Kapitän Brassard saß auf dem gleichen Stuhl und in der gleichen Haltung.
    »Wenn sie ihn fortschaffen wollen«, sagte ich zu Phil, »werden sie hier hereinkommen. Ich werde also hier warten. Du gehst in den Rauchsalon. Das ist das Zimmer, durch das wir eingedrungen sind. Sollten sie das Zimmer zuerst betreten, könnten sie aufgrund der Fensterscheibe gewarnt sein. Kommen sie zuerst zu mir, wirst du hören, wenn ich sie stelle. Dann trittst du auch in Erscheinung. Läuft es umgekehrt, komme ich zu dir hinüber. – Viel Glück.«
    Er nickte und tastete sich mit der Taschenlampe in der Hand hinaus. Ich rückte einen der Küchenstühle so, dass er halb gedeckt wurde, wenn man die Tür öffnete. Ich kontrollierte noch einmal die Trommel des Revolvers, ließ den Taschenlampenstrahl über den stummen Kapitän Brassard gleiten. Dann löschte ich das Licht und wartete.
    Es war so totenstill in der Küche, dass ich das Ticken meiner Armbanduhr hörte. Ich war gespannt und hellwach, dass ich das Gefühl hatte, meine Ohren stünden aufrecht wie bei einer Katze. Ein leises Vibrieren der Anspannung zitterte in meinen Armmuskeln, und der Smith and Wesson lag schwer in meiner Hand.
    Ich hätte gern geraucht, aber ich durfte es nicht wagen. Sie konnten den Rauch riechen wenn sie die Wohnung betraten, und schon das hätte sie warnen können.
    Die Minuten vergingen unendlich langsam. Manchmal fuhr ich hoch, wenn ich ein Geräusch zu hören glaubte, aber es war nie mehr als ein Knacken in den Bäumen vor dem Fenster.
    Von irgendeinem fernen Kirchturm schlug es zehn, dann ein Viertel, ein halb und schließlich elf.
    Ich fragte mich, ob wir uns verkalkuliert hätten, ob sie vielleicht den Teufel danach fragten, wann der nächste Mieter dieser Villa den Rest von Kapitän Brassard in der Küche fand, aber es passte nicht zu allem, was Glendal Harrison bis jetzt getan hatte, dass er nun irgend etwas dem Zufall überlassen würde.
    Sie glauben nicht, wie schwer es ist, nicht einzuschlafen, wenn man allein im Dunkeln sitzt. In mir stieg wie eine Zwangsvorstellung die Vision auf, es wäre schon alles vorbei und ich läge in einem weichen weißen Bett und hätte nichts, absolut nichts mehr zu tun, außer zu schlafen. Der Küchenstuhl war nahe daran, sich in ein solches Bett zu verwandeln.
    Dann war da ein Geräusch, das leise Brummen eines schweren Automotors, das kurze Quietschen einer Bremse, ein schwaches Klappen eines Schlages, und dann – plötzlich und schon im Augenblick des Vernehmens sehr nah – Schritte in der Halle, eine heruntergedrückte Klinke, die aufgehende Tür, das Klicken des Lichtschalters.
    Die Küche war hell, Kapitän Brassard saß am Tisch, und vor mir sah ich den Rücken des Mannes, den ich zum ersten Mal undeutlich durch die grüne Scheibe eines Panzerautos auf der 44. Straße New Yorks gesehen hatte.
    Ich sagte schon, dass ich mich so gesetzt hatte, dass die aufgehende Küchentür mich halb verdecken musste. Ich legte den Sicherungsflügel des Revolvers so langsam herum, dass es kein Geräusch gab.
    »Komm, Patric«, sagte der Mann, der mir den Rücken zuwandte, »wir machen ihn schon zurecht. Tronc ist sehr ungeschickt beim Verpacken.« Seine Stimme hatte einen tiefen, fast sonoren Klang. Irgendwie klang sie bedeutungsvoll, als gehöre sie einem Mann von Format.
    »Nichts für mich«, antwortete der zweite Mann, der noch in der Halle, aber nah an der Küchentür stehen musste. Seine Stimme war hell. Man hörte ihr an, wie jung ihr Besitzer war. »Ich kann das nicht, Glendal. Wirklich, das ist nichts für mich.«
    »Milchjunge«, höhnte Glendal
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