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KR151 - Ich rettete 2 Millionen

KR151 - Ich rettete 2 Millionen

Titel: KR151 - Ich rettete 2 Millionen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Harrison, und ich begriff plötzlich, woher er seine Macht über die jungen Kerle aus anständigen Familien gewann. Er befahl ihnen nicht. Er kommandierte sie nicht herum.
    Er verhöhnte sie. Er sagte ihnen nach, sie seien Waschlappen, und er erreichte damit, dass sie nur den einen Wunsch hegten, ihm zu beweisen, was für tolle Burschen sie wären.
    Auch hier verfing seine Methode. Der junge Ghoose betrat die Küche. Er war etwas kleiner als Harrison, breitschultrig, aber schlank in den Hüften und sehr blond.
    Auch er drehte mir den Rücken zu. Sie taten beide einen Schritt auf den Toten zu, und ich fand, es wurde Zeit, den letzten Akt des Dramas aufzuführen.
    »Guten Abend«, sagte ich.
    Es gibt viele Methoden, Leute in Panik zu versetzen. Manchmal braucht man eine ganze Atombombe dazu, aber manchmal genügen zwei Worte. Hier genügten zwei Worte.
    Die beiden fuhren auseinander und herum, als hätte sich zwischen ihnen eine Kobra hochgeschnellt. Ghoose presste sich gegen den Tisch, und Harrison stand gekrümmt und mit vorgestreckten Armen.
    Da standen sie also, fünf Schritte von mir entfernt, und ich hatte die Kanone in der Hand, und sie hatten keine Chance mehr.
    In der Küchentür erschien Phil. Er lehnte sich gegen die Füllung und lächelte.
    Ich stand auf und ging zu Harrison. Ich trat ganz nah an ihn heran und sah ihm in die Augen. Er hatte den Mund halb offen und keuchte ein wenig. Ich hatte mir sein Gesicht ganz anders vorgestellt: kühn und energisch, sicher auch böse, aber immer gesammelt und voller Kraft. Offen gestanden, er sah irgendwie unbedeutend und dämlich aus, aber den Eindruck machen sie alle, wenn sie gestellt worden sind.
    Wenn der Boss nicht mehr der große Boss ist, der eine Bande wilder Mörder befehligt, sondern nur noch ein Gauner vor dem Revolver eines Polizisten, dann geht auch der ganze Nimbus zum Teufel.
    »Aus der Traum, Harrison«, sagte ich nahe vor seinem Gesicht. »Es hat alles nichts genutzt, nicht die Panzerwagen, nicht das Gemetzel in der Bucht, nicht das Flugzeug und auch nicht der Tod dieses Mannes hier.« Ich deutete mit dem Revolver lauf auf Brassards Leiche. »Wir fanden dich doch.«
    Er schien sich zu fassen. Seine Gestalt richtete sich auf, sein Mund schloss sich zu einem schmalen Spalt. Seine hellen stechenden Augen, die so stark mit seiner gelblichen Haut und seinem schwarzen Haar kontrastierten, musterten mich mit aller Schärfe.
    »Ihr seid eben auch tüchtig«, sagte er, noch etwas heiser. Seine Stimme war noch nicht frei. »Ihr kamt einen Tag zu früh. Morgen früh hättet ihr uns nicht mehr gefunden.«
    »Ich weiß«, antwortete ich ruhig, griff in seine Brusttasche und holte seine Waffe heraus. Ich drückte auf den Knopf und schüttelte das Magazin aus dem Griff. Die Kanone warf ich auf den Küchentisch.
    Harrison ließ mich ohne eine Bewegung gewähren.
    »Ich wusste, dass ihr mich suchtet. Der«, er bewegte den Kopf schwach nach hinten zu Brassard, »hat es mir verraten, als ich ihn fragte.«
    Ich konnte mir denken, in welcher Form er den Kapitän »befragt« hatte.
    Während er weiter sprach, ging ich zu Ghoose. Der Junge lehnte noch immer am Küchentisch. Als ich ihm die Waffe abnahm, spürte ich, dass er zitterte. Ich warf die Kanone Phil hinüber, der sie geschickt auffing und in die Tasche steckte. Harrison fuhr unterdessen in seinem Vortrag fort.
    »Natürlich teile ich nicht gern mit euch. Wer teilt schon gern? Aber da ihr am längeren Hebel sitzt, werde ich nachgeben müssen. In Ordnung, wir wollen verhandeln.«
    Er hielt uns für Gangster, für Konkurrenten. Kein Wunder, wir hatten ja auch Brassard in diesem Glauben gelassen. Vielleicht erleichterte das auch unsere Arbeit hier, und wir kamen schneller zu den Dollars, wenn er glaubte, sich damit sein Leben und seine Freiheit erkaufen zu können.
    Ich ging zu ihm zurück.
    »Welche Teilung schlägst du vor?«, fragte ich sanft.
    »Ich denke, fifty-fifty. Schließlich haben wir die Arbeit gemacht.«
    Ich lachte. »Schließlich habe ich eine Kanone in der Hand – und du nicht.«
    »Siebzig zu dreißig«, sagte er und leckte sich die Lippen.
    »Schon besser. Einverstanden. Zeig uns die Scheine.«
    Er brachte es fertig, dünn zu lächeln.
    »Du verlangst viel«, antwortete er. »Du nimmst alles, knallst uns über den Haufen und verschwindest.«
    »Vielleicht«, entgegnete ich, »aber das Risiko wirst du eingehen müssen.«
    Er verlor nicht die Ruhe. »Ich denke nicht daran.«
    Ich lächelte. »Du
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