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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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irgend etwas balgen, was man mit noch größerer Phantasie für einen menschlichen Körper halten kann. Es ist zu dunkel, um Genaues zu erkennen, und gerade das erscheint den Leuten als besonders raffiniert. Alles Ungewisse, Unklare, Undeutbare wirkt erregender als Deutliches und Klares. Sie halten wiederum das Ganze für einen raffinierten Effekt, fragen sich, wie machen die Burschen das? Ist fast so gut wie das Ding mit den Spinnen. Wiederum werden sie also Zeugen eines grauenhaften Begebnisses und halten das Ganze für eine witzige Spielerei. Nach Überqueren des Bassins richtet sich der Stuhl, von seiner menschlichen Fracht befreit, wieder auf. Es kommt der zweite Teil der Rundfahrt, die Sache mit den hübschen Mädchen. Einer Ihrer Leute besteigt hier den Stuhl fünfzehn, während er vor der Tür zur Liebesgrotte anhält, und fährt in Stellvertretung weiter. Er trägt am Rockaufschlag die gleiche Nummer, die der Ermordete getragen hat. Vor dem Zerrspiegelgang rollen die Stühle ins Freie. Draußen stehen Neugierige und sehen, daß jeder Stuhl besetzt ist. Die haben ja einen enormen Zulauf! denkt man. Der Mann in dem Stuhl hinter Nummer fünfzehn sieht einen Mann aus dem Stuhl steigen, sich lachend den Schweiß vom Gesicht wischen. Er ist nicht erstaunt und sagt sich nicht: Da ist doch ein ganz anderer ’reingeklettert, da hat doch ein ganz anderer drin gesessen. Die Besucher werden ja erst einmal in einem dunklen Raum versammelt und dann aus der Dunkelheit in das Loch geworfen, durch das sie dann in den Zuchthausgang rutschen. Die Besucher werden ja auch einzeln durch das Gleitband in den Raum des Henkers befördert. Die Besucher sehen ja auch während der ganzen Fahrt nicht, wer sich vor ihnen oder hinter ihnen befindet. Die Besucher sind auch nicht so geschult und vor allem nicht daran interessiert, sich vor dem Betreten des Karussells jedes Gesicht der jeweils fünfundzwanzig Gäste einzuprägen. Ich tat das gestern — oder besser vorgestern abend — aus Gewohnheit. Mir fiel auf, daß plötzlich ein Mann da war, der nicht mit uns hereingekommen war. Und dieser Mann, der mir so bereitwillig verzieh, daß ich ihm auf den Fuß getreten hatte, obwohl diese Tatsache von mir erfunden war, das war der da.«
    Ich zeigte auf einen beleibten Mann, der mich jetzt wütend anstarrte.
    Spencer blickte ihn an und sagte: »Idiot!«
    Ich hatte den Eindruck, daß Phil nun wirklich bald etwas unternehmen könnte.
    »Weiter«, sagte Spencer freundlich.
    »Nun, Spencer, bei jeder Rundfahrt wurde also hier ein Mann ermordet. Nach jeder Rundfahrt waren Sie um eine dicke Brieftasche reicher! Eine lohnende Sache. Und so beruhigend, daß Sie nicht einmal wußten, wer dieser Mann war, wie er aussah. Sie warfen wahrscheinlich die uninteressanten Papiere achtlos ins Feuer und erfuhren hin und wieder mal in der Zeitung, daß ein gewisser Soundso vermißt wurde. Sie wußten dann nicht einmal, ob er bei Ihnen umgekommen war oder nicht vielleicht irgendwo ins Wasser gefallen oder von brutalen Gangstern erschossen worden war. Ein Mann wurde hier bei jeder Rundfahrt maschinell erledigt, ohne daß Sie oder einer Ihrer Leute Hand an ihn legte, ja nicht einmal Schwierigkeiten mit der Leiche hatte. Das erledigten die Krokodile. Und die paar Stoffetzen oder sonstigen Überreste .. .. wurden ebenso automatisch durch eine Spülanlage vom Bassin aus in die Kanalisation gespült«, ergänzte Spencer mit feinem Lächeln.
    Ich hatte noch immer den Revolverlauf im Rücken. Aber ich fühlte, daß ich bald die Nerven verlieren würde, daß ich mich bald lieber zusammenschießen lassen würde, als noch länger vor diesen verfluchten Bestien ruhig sitzen zu bleiben.
    Was war mit Phil, verdammt noch mal? Was war mit dieser Schlafmütze?
    Spencer allerdings wollte jetzt von mir wissen, was mit Sam war.
    »Sam Croach«, erwiderte ich, mich gewaltsam , zusammennehmend. »Sam Croach war, bevor er an das Hapgo geriet, ein unauffälliger, nicht vorbestrafter Mann, der vielleicht selber nicht wußte, daß er ein Schwein war. Er bestach einen Ihrer Angestellten, um eine Reportage über das Hapgo zu machen. Er durchwanderte ohne Ihr Wissen tagelang das Karussell und machte Aufnahmen. Dann erwischte er eines Tages die Situation, in der Stuhl fünfzehn in Aktion trat. Kaltblütig fotografierte er weiter, fotografierte jede Phase des Mordes mehreremal und konnte von Glück sagen, daß er dabei nicht entdeckt wurde. Vorgestern fotografierte er den Engländer Kerne in
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