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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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den glotzenden Augäpfeln sah, mit dem pulsierenden Hirn, den zuckenden Organen.
    Ich schrie vor Wut über dieses Spencersche Dreigroschenmachwerk. Ich beugte mich vor und schlug schreiend darauf ein. Es stürzte um, aber seine so nackt wirkenden Lippen in diesem Kopf aus Draht und Metall murmelten weiter monoton: »Jetzt ist’s aus! Jetzt ist’s aus!«
    »Ja, jetzt ist’s aus, Spencer!« schrie ich.
    Dann wurde ich hochgeschleudert, und mein Stuhl neigte sich nach vorn.
    Es war die Stelle, wo der Stuhl über dem Krokodilbassin kopfstand.
    Ich griff mit der rechten Hand die obere Metallstange der Lehne und faßte mit den Zähnen das Kabel einer der Handschellen.
    Der Stuhl drehte sich um.
    Ich rutschte vom Sitz und hing nun nach unten, während der Stuhl über mir war.
    Ich biß die Zähne zusammen, mit denen ich das Kabel gepackt hatte. Ich krampfte die rechte Hand um die Stange.
    In schweren Wellen stieg Übelkeit in mir hoch.
    Ich spürte in meinem Kopf ein hohles Sausen, das immer stärker wurde.
    Mein rechtes Bein fühlte sich an wie ein dumpf schmerzendes, mit Bleigewichten behängtes Körperfragment, das mir gar nicht gehörte.
    Mit meinem linken Arm ging es ebenso.
    Nun hing ich über den Krokodilen.
    Sie wirkten aufgeregt und alles andere als schläfrig.
    Dann ging es weiter, nachdem ich Ewigkeiten so gehangen hatte.
    Der Stuhl kippte wieder zurück.
    Ich fand den Sitz nicht mehr, ließ mich jedoch stumpf und stuc mitschleifen.
    Vor der Tür zur Liebesgrotte hielt der Stuhl an.
    Ich zog mich keuchend auf den Sitz.
    Dann kamen diese hübschen Mädchen, diese süßen Schlager, dieses verführerische Winken und Flüstern.
    Schließlich sagte eine sanfte Mädchenstimme: »So, nun seid brav und steigt aus. Die Wunderreise ist zu Ende.«
    Ich sprang von dem haltenden Stuhl und warf mich mit der rechten Schulter gegen eine Tür.
    Sie gab allzu bereitwillig nach, ich stürzte in den Gang mit den Zerrspiegeln.
    Ich blickte auf und sah über mir ein unerhört komisches Spiegelbild Spencers.
    Er sah flach aus wie ein Pfannkuchen, und der Revolver in seiner Hand hatte Ähnlichkeit mit einem dieser flachgedrückten Stachelrochen.
    Sein Gesicht wirkte fast gutmütig und schien breit zu lächeln.
    Ich warf mich herum.
    Das Urbild freilich sah anders aus und lächelte durchaus nicht. Er schoß einmal. Der Spiegel neben mir klirrte.
    Ein Stück davon fiel neben meinem Kopf auf den Boden. Ich sah darin eine riesige spitze Nase, die offenbar mir gehören mußte.
    Spencer schoß ein zweites Mal. Ich spürte, wie mir eine Faust etwas aus der Brust reißen wollte. Vor mir zersprangen bunte Sterne. Aus.
    Als ich aus dem dumpfen, traumhaften Wirrwarr erwachte, das mich umgab, bemerkte ich, daß ich mechanisch mit halbem Bewußtsein durch den Gang gekrochen war.
    Ich blickte in den runden Kessel des Rotors, in dem Spencer hilflos an der Wand klebte.
    Er mußte gestolpert sein und in den Kessel mit den rotierenden Wänden gestürzt sein.
    Das, was sonst die Besucher des Hapgo so maßlos erheiterte, jenes durch die Fliehkraft bewirkte Angepreßtsein an die rotierende Wand, bewirkte, daß Spencer mich nur anstarren konnte. Sein Revolver klebte einen halben Meter unter ihm. Es sah unwirklich aus.
    Er schien sich mit beiden Armen gegen die Wand zu stemmen, um loszukommen.
    Ich kippte plötzlich vornüber, mir wurde wieder schwarz vor Augen.
    Als ich meine Umgebung wieder wahrnehmen konnte, stellte ich fest, daß ich Spencer gegenüber an der kreiselnden Wand haftete.
    Ich drehte den Kopf nach vorn, er klappte wie willenlos sofort wieder zur Seite.
    Ich sah, wie Spencer sich drüben mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht abstemmte und zwei Yard tiefer rutschte.
    Er tastete nach seinem Revolver und löste ihn mit zitterndem Arm von der Wand.
    Ich schob zentimeterweise meine Hand in die Hosentasche und zerrte den Revolver Croachs heraus.
    Es kostete mich unerhörte Anstrengung, die meine Kräfte fast erschöpfte, den Revolver auf Spencer zu richten.
    Immer wieder wollte mir der Arm, durch die Fliehkraft angezogen, zur Seite klappen.
    Ich stöhnte leise vor Erschöpfung und schoß.
    Dann war nur noch ein rotes Kreiseln, ein dumpfes Hämmern in meinem Kopf.
    ***
    »Wie Kansas-Bull Janson mir nachher erzählte«, sagte Phil, der neben meinem Bett saß, »war er mißtrauisch geworden, als er die Schießerei im Hapgo hörte. Du erinnerst dich, daß wir auf das Kabel schossen. Leider überlegte er es sich noch eine Weile, bevor er sich
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