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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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geschleust, der von mehreren Ausgängen unterbrochen wird, so daß niemand feststellen kann, ob einer der Besucher überhaupt bis zu Ihrem Karussell gekommen ist oder ob er nicht auf dem Weg die Lust verloren hat und durch einen der Ausgänge verschwunden ist. Die Leute, die bis auf den Vorplatz kommen, liefern ihre Wertsachen ab. Sie tragen, wenn sie über die Prämienauslösung orientiert sind — und das sind die meisten, so was spricht sich ’rum —, viel Geld in ihrer Brieftasche, in der Hoffnung, nach einem der Schauüberfälle ihr Bargeld verdoppelt zurückzubekommen. Ein Angestellter teilt die Kassetten ein in solche, die Einzelpersonen, und solche, die Leuten gehören, die zu mehreren sind. Die letzte Gruppe fällt für Sie aus. Sie können in Ihrem Karussell niemanden verschwinden lassen, der die Fahrt zusammen mit ein paar Freunden gemacht hat. Wenn aber eine Einzelperson verschwindet, wem sollte das auffallen? Sollte nun aber unter diesen Einzelgängern tatsächlich einmal einer sein, der einem Begleiter oder einer Begleiterin vorher gesagt hat: ,Ich geh’ mal ins Hapgo, warte am Ausgang auf mich!«, so ist das auch noch nicht gefährlich.
    Wie gesagt, kann der Betreffende ja vorher durch einen der Nebenausgänge verschwunden sein.
    Und daß am Ausgang kein leerer Wagen ’rauskommt, dafür ist auch gesorgt.
    Die Sache spielt sich so ab: Sie nehmen die Kassetten von Ihrem Angestellten in Empfang. In dem Elektrowagen öffnen Sie die Kassetten der Einzelgänger. Sie notieren die Höhe des jeweiligen Geldbetrages pedantisch auf einer Glastafel unter der jeweiligen Kassette. Zwei Summen interessieren Sie: Bei der niedrigsten wird die Kassette geraubt, damit Sie nicht zuviel an Prämien ausschütten müssen, und vor allem aber interessiert Sie die höchste Summe.
    »Sie interessieren sich nicht dafür, wer der Besitzer ist. Ich glaube Ihnen sogar, daß Sie keinen Blick in seine sonstigen Papiere werfen. Sie notieren sich die Nummer der Kassette und übergeben sie einem Komplicen im Karussell, und zwar dem da.«
    Ich zeigte auf den Mann, in dem ich den mittelalterlichen Henker wiedererkannte, der die Besucher auf die Stühle verfrachtete. Ich sprach langsam und ausführlich und machte lange Pausen zwischendurch, weil ich hoffte, daß Phils lange Leitung irgendwann doch einmal aufhören müßte.
    Wahrscheinlich stand er in aller Gemütsruhe im Schaltraum und wartete auf meine Rückkehr.
    »Dieser Mann da erhält von Ihnen die Nummer der ausgewählten Kassette. Die Besucher haben ja die Nummer ihrer Kassette deutlich sichtbar auf ihrem Rockaufschlag stecken. Der Einweiser hat nichts weiter zu tun, als auf die betreffende Nummer zu warten und ihn dann in Stuhl fünfzehn zu setzen. An der Stelle, wo Sie diese alberne Schreckensfigur mit dem bloßliegenden Hirn und den pulsierenden Organen stehen haben, wird der Stuhl unter Strom gesetzt. Die Leute, die hinter und vor dem Opfer in ihrem Stuhl sitzen, ahnen nichts davon. Sie ahnen nicht, daß in ihrer unmittelbaren Nähe ein Mensch ermordet wird. Sie lachen oder schreien je nach Temperament und amüsieren sich köstlich. Sie hören plötzlich ein gequältes Aufstöhnen, ein Winseln und halten das für einen großartigen Effekt, für die Bandaufnahme von einem guten Schauspieler, die über den Lautsprecher übertragen wird. Sie haben in Wirklichkeit der Todesnot eines Menschen zugehört und fanden das riesig effektvoll. Vielleicht hat das Opfer, wenn es sehr widerstandsfähig ist, im letzten Augenblick versucht, sich durch Bedienen des Notpedals von den elektrifizierten Hand- und Fußschellen zu befreien. Da ist aber nichts zu machen. Das Pedal von Stuhl fünfzehn reagiert nicht. Minuten später jedoch, wenn der Stuhl über dem Bassin mit den Nilkrokodilen, die angeblich mit Seekatzen gefüttert werden, kopfsteht, lösen sich automatisch die Fesseln und der Bauchgurt von Stuhl fünfzehn. Ein toter Mann fällt in das Bassin und wird von den ewig hungrigen Nilkrokodilen verspeist. Die Insassen der nachfolgenden Stühle stehen auch köpf über dem Todesbassin. Bei ihnen aber lösen sich nicht die Fesseln und würden sich hier nicht einmal durch Bedienen des Notpedals lösen. Es ist für ihre Sicherheit bestens gesorgt. Niemandem kann in Ihrem Karussell etwas passieren — außer dem Insassen des Stuhles fünfzehn. Die Nachfolgenden sehen nun in ungewissem Dämmerlicht unter sich ein paar riesige Krokodile. Mit einiger Phantasie können sie sehen, wie sie sich um
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