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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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Mädchen in New York. Muß es unbedingt eine sein, die zwanzig Yard groß ist und aus Leuchtstoffröhren besteht? Du müßtest dich ja zum Fassadenkletterer ausbilden, um überhaupt mit ihr in näheren Kontakt kommen zu können.«
    Langsam fuhren wir weiter durch die mit Farben und Licht angefüllten Straßenschluchten. Es war ein verwirrendes Bild, überwältigend, erdrückend.
    Man war manchmal versucht, die Augen zu schließen, um diesem optischen Hexensabbat zu entrinnen.
    Und trotzdem war es schön, vertraut, anheimelnd. Jedenfalls nach zwei Monaten Hühnerfarm.
    »Was gibt es Neues in New York?« fragte ich Phil, der das Abendblatt studierte.
    »Menschen verschwinden spurlos in New York. Das große Rätsel von New York.«
    »Blödsinn«, sagte ich.
    »Ich habe nur gelesen, was hier steht«, verteidigte sich Phil. Und las weiter:
    »Daß in New York täglich eine ganze Menge Leute verschwinden, ist nichts Außergewöhnliches. Manchmal wollen sie verschwinden, manchmal auch nicht. Manchmal findet man sie als Tote wieder, manchmal überhaupt nicht.«
    »Was ist das für ein blödsinniger Stil?«
    »Der Artikel ist mit S. C. signiert.«
    »Sam Croach von der ,Evening Post' Natürlich, wer sollte es sonst sein.«
    Phil las weiter:
    »Seit einiger Zeit jedoch haben diese Fälle ein Maß angenommen, das weit über das Normale hinausgeht, wenn man schon sinnigerweise das Verschwinden von Leuten als normal bezeichnen soll. Seit einiger Zeit, genau gesagt seit etwa einem Monat, verschwinden in New York um fünfzig Prozent mehr Menschen, als es bisher üblich war.«
    »Flotter Redner, der kleine Sam. Brauchte wohl etwas, um über die magere Zeit hinwegzukommen, und hat sich da diese Albernheit aus den Fingern gesogen.«
    »ln den meisten Fällen handelt es sich um vermögende Bürger aus der Provinz oder auch aus New York, deren bisheriges Leben solide, gediegen, gesetzestreu und unproblematisch war, sofern ein in unserem vielgeprüften Zeitalter lebender Mann überhaupt noch unproblematisch leben kann.
    Irgendwann waren sie plötzlich nicht mehr da — weg, fortgeblasen, atomisiert. Sie ließen ohne weitere Erklärung ein Loch in ihrer Familie, ihrem Betrieb, ihrem Freundeskreis, und niemand wußte etwas. Keine geheimnisvollen Anrufe oder Briefe hatten etwas Derartiges angekündigt, keine Briefe oder Zettel waren zurückgelassen worden, etwa mit dem heutzutage durchaus verständlichen Hinweis: ,Ich habe die Nase voll und gedenke mich aufzulösen ‘ Nein, nichts dergleichen, vielmehr ..
    »Hör auf damit. Die Sache beginnt mich zu interessieren. Ich möchte gern mehr darüber erfahren.«
    »Verstehe ich nicht.« Phil glotzte mich dumm an. »Wenn es dich doch interessiert, müßte ich denn dann nicht weiterlesen?«
    »Wir kaufen uns den ›Standard‹. Sam Croach ist ein netter Bursche, aber wenn es darum geht, Tatsachen vermittelt zu bekommen, möchte ich ihn lieber nicht lesen. Er vergißt vor lauter Geschwätz bei seinen Artikeln immer, was er einem eigentlich erzählen wollte.«
    Wir hatten die Wohnung Mr. Highs erreicht und suchten nun nach einer Möglichkeit zum Parken.
    Der Chef wohnte mitten in der Stadt. Wir warfen unsere Münze in den Parkautomaten und kauften uns den »Standard«, bevor wir bei Mr. High klingelten.
    ***
    Mr. High ist Stockamerikaner. Trotzdem kommt er mir immer vor wie frisch aus Europa importiert.
    Wir saßen in seiner Bibliothek, einem Raum, der Phil zu Anfang immer mit einiger Beklemmung erfüllte. Im Augenblick allerdings galt auch Phils Aufmerksamkeit weniger den imposanten Bücherreihen, die zwei ganze Wände in Anspruch nahmen, als vielmehr dem Artikel in dem »Standard«, den ich dem Chef vorgelegt hatte. Im Unterschied zu dem Artikel von Sam Croach vermittelte der Reporter des »Standard« nur nackte Tatsachen über dieses merkwürdige Verschwinden so vieler Leute in New York.
    »Ich glaubte zuerst, als Phil mir die Sache vorlas, daß Sam sich die ganze Geschichte aus den Fingern gesogen hat, um mal wieder was Interessantes zu bringen.«
    Mr. High schüttelte den Kopf.
    »Das dürfte er nicht. Dann käme ihm die Polizei auf den Hals, und das weiß Mr. Croach.«
    »Sicher, Mr. High«, erwiderte ich. »Nachdem ich nun im ›Standard‹ den Artikel gelesen habe, glaube ich auch, daß etwas daran ist.«
    »Und ob etwas daran ist, Jerry.« Mr. High lachte kurz auf. »Es ist so viel daran, daß wir die Sache übernommen haben. Wir werden sehen, was dahintersteckt.«
    »Das FBI hat die Sache
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