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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Autoren: Petros Markaris
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oder bügelt. Gleichzeitig drücke ich auf den Knopf, um leiser zu stellen. Verlorene Liebesmüh, denn niemandem, der aus dem Bett hochgeschreckt ist, nützt es mehr etwas.
      Zuallererst sehe ich die Überschrift am oberen Rand des Bildschirms: »Sondersendung: Terroranschlag auf die El Greco.« Dies ist das einzige tragische Ereignis, das mir nicht durch den Kopf gegangen ist, und mit Ausnahme des Ertrinkens das schlimmste. Der Moderator spricht mit dem Korrespondenten des Senders, der in ein Fensterchen am rechten Bildschirmrand gepfercht ist. Während ich ihm zuhöre, dringt Adrianis Stimme an mein Ohr.
      »Was ist denn in dich gefahren, daß du mitten in der Nacht fernsiehst?«
      Eine Antwort ist überflüssig, denn ihr Blick fällt auf die Überschrift, und ich höre nur noch ein »Oh, mein Gott!«.
      »Wie hast du es erfahren? Hat die Polizei dich angerufen?«
      »Nein, Sevasti.«
      Und ich deute auf den Apparat. Sie sieht den auf der Ablage liegenden Hörer und begreift, daß die Verbindung noch steht. Sie packt ihn und schreit: »Sevasti!«
      »Laß das Telefon«, brülle ich, denn ich kann den Korrespondenten nicht verstehen. »Meinst du, Sevasti weiß besser Bescheid als das Fernsehen?«
      Sie läßt den Hörer los und setzt sich neben mich aufs Sofa. Sie umschlingt meinen Arm und drückt sich an mich.
      »Bis zu diesem Augenblick, Andreas, gibt es keinerlei Kontakt zum Schiff. Das Hafenamt Chania hat versucht, den Kapitän zu kontaktieren, doch ohne Erfolg.«
      »Folglich wissen wir nicht, ob es Tote gibt.«
      »Wir wissen überhaupt nichts, Andreas.«
      »Gibt es zumindest Hinweise auf die Identität der Terroristen?«
      »Auch diesbezüglich herrscht völlige Unklarheit. Sie haben keinen Kontakt zu den Behörden aufgenommen und keinerlei Forderung gestellt, woraus man etwas schließen könnte. Ebenso hat bislang keine Organisation die Verantwortung für den Terroranschlag übernommen. Die vorherrschende Meinung ist jedenfalls, daß es sich um eine Entführung nach dem Vorbild der Achille Lauro handelt.«
      Ich zerbreche mir den Kopf, um mich an den Fall der Achille Lauro zu erinnern. Einzig die Tatsache, daß er weltweit Aufsehen erregt hat, kommt mir in den Sinn.
      »Es handelt sich um das italienische Kreuzfahrtschiff, das 1985 von einer Gruppe Palästinenser unter der Führung des berüchtigten Abu Abbas gekapert wurde«, frischt der Korrespondent meine Erinnerung auf. »Die Entführung endete nach zwölf Tagen, glücklicherweise war nur ein Opfer, ein Amerikaner, zu beklagen.«
      »Wo befindet sich die El Greco jetzt gerade?«
      »Sie liegt vor dem Hafen von Souda. Und das beunruhigt die zuständigen Behörden sehr, weil -«
      »Jannis, ich muß unterbrechen, da uns die Erklärung des Regierungssprechers vorliegt. Wir melden uns gleich wieder, sobald es etwas Neues gibt.«
      Das Korrespondentenfenster wird geschlossen, doch anstelle des Regierungssprechers erscheint eine junge Frau, die gerade aus einem Vodafone-Laden tritt, während ihr ein Hüne hinterherläuft, um ihr das Werbegeschenk zu ihrem Handy zu überreichen.
      »Rohlinge!« schreit Adriani. »Gewissenloses Pack!«
      Sie hätte noch weitergeschimpft, wenn nicht in diesem Augenblick das Telefon geklingelt hätte. Sie schnellt zum Apparat. »Ach, Sevasti, was für ein Unglück!« ruft sie in den Hörer. Sie hört kurz zu, dann wirft sie mir völlig aufgelöst zu: »Sie gehen nicht an ihre Handys!«
      Da erinnere ich mich wieder daran, daß Katerina ein Mobiltelefon besitzt. Ich wähle die Nummer, um sicherzugehen, daß Sevasti sich vor lauter Aufregung nicht vertippt hat. Das Telefon läutet, aber keiner geht ran. »Weißt du Fanis' Nummer auswendig?«
      »Mach dir keine Mühe, Fanis nimmt auch nicht ab.« Mit einemmal bricht sie schreiend zusammen: »Mein kleines Mädchen ist verloren! Mein ganzer Stolz!«
      »Sei still!« rufe ich. »Ruhig! Rede das Unglück nicht herbei! Noch wissen wir nichts!«
      Ich schüttle sie, um sie zur Vernunft zu bringen, doch sie ist nicht zu bändigen. Sie schlägt sich zeternd an den Kopf: »Sie haben mir mein kleines Mädchen umgebracht! An ihrem Freudentag haben sie es umgebracht! Raus mit all den Ägyptern, Syrern, Pakistani, Sudanesen! Solln sie ins Meer zurück, wo sie rausgefischt wurden! Mitsamt ihrer Green Card, die sie legalisiert! Die Green Card bezahlt jetzt deine Tochter mit ihrem Leben!«
      Ich hebe die Hand und
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