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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Autoren: Petros Markaris
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in der Liossion-Straße warten.
      Vielleicht ist das der Grund, warum Adriani das Gespräch eröffnet. »Wann holst du deine Sachen aus dem Lager?« fragt sie Katerina.
      »In ein paar Tagen. Gönn mir eine kleine Verschnaufpause.«
      Richtig, aber Adriani haßt es, Angelegenheiten im Haushalt auf die lange Bank zu schieben. Alles muß stets sofort und perfekt erledigt werden. »Sicher, mein Schatz, die hast du verdient. Nur weiß ich nicht, wo wir all die Dinge, die sich über die Jahre in Thessaloniki angesammelt haben, unterbringen sollen. Allein deine Bücher füllen schon ein ganzes Zimmer.«
      »Und was sollen wir machen, Mama? Sollen wir jetzt anfangen, meine Besitztümer zu zählen?«
      »Natürlich nicht!« Sie hat die nervende Angewohnheit, einem recht zu geben, gleichzeitig jedoch weiterzubohren. »Wir könnten alles, was du nicht brauchst, im Lager lassen, aber ich frage mich, ob es nicht günstiger käme, eine größere Wohnung zu mieten, statt zwei Mieten - für die Wohnung und für die Lagerung - zu bezahlen.«
      Letzteres ist an mich gerichtet. Bevor ich antworten kann, unternimmt Katerina einen weiteren Versuch, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.
      »Laß mal, Mama. Darüber unterhalten wir uns, wenn wir aus Kreta zurück sind.«
      Sie und Fanis haben eine Woche Urlaub auf Kreta gebucht, einerseits um die Promotion zu feiern, andererseits um Katerina ein bißchen Erholung zu gönnen. Sie wollen die Abendfähre nehmen.
      »Wie du meinst. Reden wir dann darüber. Es war ja nur so ein Gedanke. Aber wenn wir eine Wohnung suchen sollen, müssen wir uns ranhalten.«
      »Gucken wir erst mal, was wir mieten wollen.«
      »Eine Wohnung natürlich«, entgegnet Adriani. »Ein Einfamilienhaus wäre toll, aber unerschwinglich.«
      »Ich will auf etwas anderes hinaus. Vielleicht mieten wir eine größere Wohnung, oder aber Fanis und ich ziehen zusammen.« Diese Äußerung schlägt ein wie eine Bombe, und sie beeilt sich, sie zu erläutern. »Alles hängt von Petropoulos ab. Wenn er den Vertrag über die wissenschaftliche Mitarbeiterstelle ab Herbst unterschreibt, dann habe ich ein eigenes Einkommen und kann mit Fanis zusammen eine Wohnung mieten. Wenn Petropoulos sich als Schaumschläger erweist, dann liege ich euch weiter auf der Tasche, bis ich einen Job finde.«
      Die letzten Worte serviert sie mit einem warmen Lächeln. Adriani starrt sie immer noch mit weit aufgerissenen Augen an.
      »Na schön, Katerina, ihr wollt heiraten und verliert kein Wort darüber? Und warum habt ihr das nicht gestern bei Tisch angekündigt, als wir alle zusammensaßen?«
      Katerina lacht auf. »Vom Heiraten ist nicht die Rede. Wir wollen zusammenziehen.«
      Darauf breitet sich Schweigen aus. Ich hatte es schon halb begriffen, aber Adriani wurde auf dem falschen Fuß erwischt. Katerina wiederum schweigt, um uns Zeit zu geben, die Sache zu verdauen.
      »Wieso wollt ihr nicht gleich heiraten, wenn ihr schon beschlossen habt zusammenzuleben? Dann ist die Sache ein für allemal erledigt«, meint Adriani.
      »Weil wir nicht wissen, ob wir zusammenpassen. Vielleicht stellt sich im gemeinsamen Haushalt heraus, daß wir zu verschieden sind.«
      Adriani wirft mir einen auffordernden Blick zu, ich möge in meiner Eigenschaft als Vater eingreifen, doch ich fühle mich dazu außerstande. Ich erinnere mich, als ich mit Adriani zum zweiten Mal ausgegangen war, quälte mich bereits die Furcht, sie zu verlieren. Und Adriani ging es genauso, so daß unsere Eltern uns nach drei Monaten ihren Segen gaben und ich von da an das Recht hatte, Arm in Arm mit ihr auszugehen. Wie soll ich Adriani den Unterschied erklären zwischen damals, als man fürchtete, den anderen zU verlieren, und heute, da man fürchtet, den anderen auf Lebenszeit zu behalten?
      Adriani deutet mein Schweigen als Wunsch, meine Tochter nicht zu betrüben, und als Aufgabe für sie selbst, allein die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Daher wirft sie mir einen wütenden Blick zu und wendet sich erneut an Katerina.
      »Ihr seid zwei Jahre zusammen. Wißt ihr nicht schon alles voneinander?«
      »Mama, wir sind zwar zwei Jahre zusammen, aber wir waren nur gemeinsam in Urlaub, zusammengelebt haben wir noch nicht.«
      »Das reicht doch vollauf. Alles andere findet sich mit der Zeit. Laßt euch doch überraschen.«
      »Wir wollen aber keine Überraschungen, schon gar keine Scheidung, die heutzutage keine Überraschung,
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