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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Autoren: Petros Markaris
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sondern nur Anwaltskosten und etliche weitere Ausgaben bedeutet. Als Juristin weiß ich, wovon ich rede.«
      Adriani erkennt, daß sie mit Schreckschüssen nicht weiterkommt, und fährt schwerere Geschütze auf. »Denkst du gar nicht an deinen Vater? Was werden seine Kollegen und seine Vorgesetzten sagen, wenn sie erfahren, daß seine Tochter in wilder Ehe lebt?«
      Mir ist klar, daß jetzt der Augenblick gekommen ist, einzuschreiten und zu erklären, daß ein Zusammenleben meiner Tochter mit Fanis meine Laufbahn kaum beeinflussen wird. Seit Jahren bin ich nicht befördert worden, obwohl ich offiziell verheiratet bin. Zurückstufen können sie mich auch nicht. Das alles müßte ich nun sagen, doch das Schlimme bei mir ist, ich verfüge nur über zwei Techniken des Diskutierens: entweder ich schimpfe, oder ich schweige. Und da ich kein Öl ins Feuer gießen will, schweige ich lieber.
      »Papa, bekommst du dadurch Schwierigkeiten?« fragt mich Katerina unvermittelt.
      »Hm, wir bei der Polizei sind der Meinung, daß Wissenschaftler und Künstler zu allem fähig sind.«
      »Siehst du, genau das sage ich auch. Findest du es schön, wenn man von deinem Papa sagt, seine Tochter sei verrückt geworden?«
      »Papas Kollegen sind nicht die einzigen, die mich für verrückt halten, weil ich meine schönsten Jahre vergeude, um eine Doktorarbeit zu schreiben. Da solltest du erst meine ehemaligen Schulfreundinnen hören.«
      Hier bricht sie das Gespräch ab mit der Ausrede, sie müsse für die Reise noch ein paar Besorgungen machen. Was bedeutet, daß Adriani nun meine Nerven strapazieren wird, um sich abzureagieren. Vorläufig betrachtet sie noch die hochgewachsenen Pflanzen auf der schmalen Veranda, die als Sichtschutz dienen und gerade noch Platz lassen für ein Tischchen und zwei Stühle. Ich benutze die Veranda nie, während Adriani manchmal im Sommer draußen sitzt, aber nur, wenn sie Okraschoten oder grüne Bohnen putzt.
      »Ist das wohl ihr Ernst?« fragt sie, sobald die Haustür ins Schloß fällt.
      Ich sage immer noch nichts. Um die traurige Wahrheit zu gestehen, auch ich würde eine Heirat vorziehen. Andererseits ist Katerina eine vernünftige junge Frau. Vor zwei Tagen hat sie es noch unter Beweis gestellt. Folglich wird sie wissen, was sie tut, selbst wenn mich der Gedanke nicht begeistert.
      »Was sollen bloß Fanis' Eltern über Katerina denken? Klar, es sind nette Leute und sie mögen sie gern, aber schließlich sind sie aus Volos, vergiß das nicht.«
      »Du quälst dich ganz umsonst«, beruhige ich sie. »Sie haben sich gern und kommen gut miteinander aus... In sechs Monaten werden sie aus eigenem Antrieb den Bund fürs Leben schließen wollen.«
      »Also wirklich, ich verstehe dich nicht. In all den Jahren siehst du tagaus, tagein nur Tote, Mordopfer, Blut und Leichen. Wie kannst du da so optimistisch sein? Das ist mir ein Rätsel! Jedenfalls sage ich dir, in sechs Monaten sind Fanis und Katerina höchstwahrscheinlich pleite. Sie werden ständig auswärts essen, da Katerina doch nicht kochen kann. Und wenn sie sich endlich dazu entschließt, es zu lernen, weil sie finanziell am Ende sind, wird Fanis um seine Versetzung nach Volos bitten.«
      »Dann bringst du ihr eben das Kochen bei.«
      »Wo denn? Sie wird nicht mehr jeden Tag zu uns nach Hause kommen, begreifst du das nicht? Und es ist ausgeschlossen, daß ich zu ihr gehe.«
      »Wieso ist das ausgeschlossen?«
      »Weil ich auf keinen Fall im Haus des Freundes meiner Tochter ein- und ausgehen will. Habe ich vielleicht Fanis je in seiner Wohnung besucht und mich um ihn gekümmert? Wären sie verheiratet, dann sähe die Sache anders aus. Dann würde ich sogar für sie kochen.«
      Um der Diskussion ein Ende zu setzen, beschließe ich, mich auf den Weg zur Dienststelle zu machen.
      Man merkt, daß es Juni ist: Die Aufnahmeprüfungen finden statt und die Mütter warten aufgeregt vor den Schulen auf die Ergebnisse ihrer Kinder. Ich atme tief durch: All das habe ich nun hinter mir - Prüfungen, Universität, Doktorat. Nun ist ein für allemal Schluß damit.
      Ich komme im Präsidium an und fahre schnurstracks zum Büro von Kriminaldirektor Gikas, meinem Vorgesetzten, hoch. Die Glückwünsche für den Erfolg meiner Tochter möchte ich zunächst bei den oberen Chargen ernten.
      Die erste, die ich sehe, ist Koula, seine Sekretärin. Sie ist zwar keine obere Charge, aber ich habe eine Schwäche für sie. Sie
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