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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin
Autoren: Patricia Amber
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wie zu einem Kind.
    „Ich verstehe deine Angst, Sonja. Aber wenn du erst Ossip Arkadjewitsch Baranins Frau bist .“
    Sie zuckte so heftig zusammen, dass er erschrak.
    „Ich werde niemals seine Frau werden. Lieber sterbe ich“, stieß sie hervor.
    Auf der Stirn ihres Bruders erschienen zwei tiefe Furchen des Unmuts.
    „Du bist ja völlig durcheinander, Sonja. Natürlich wirst du seine Frau werden. Du weißt, was davon abhängt. Außerdem hat er dich gestern Abend heldenmütig vor Tod und Schande bewahrt. Jede Frau wäre stolz, einen solchen Mann heiraten zu dürfen.“
    Sie starrte ihn an und begriff nicht, was er redete.
    „Baranow hätte mich vor Schande bewahrt?“, rief sie aufgeregt. „Er hat mich hier in diesem Zimmer überfallen, als ich im Bad saß. Er hat mich an den Haaren gerissen und mit der Peitsche geschlagen und . und . er wollte .“
    Tränen der Scham und der Verzweiflung überwältigten sie, die schrecklichen Dinge, die Baranow von ihr verlangt hatte, wollten ihr nicht über die Lippen, und sie brach in Schluchzen aus. Sergej saß kopfschüttelnd auf seinem Stuhl und betrachtete seine Schwester unzufrieden. Scheinbar hatte sie den Schock noch nicht überwunden.
    „Du redest ja völligen Unsinn, Sonja“, sagte er lehrerhaft. „Nicht Baranow hat dich hier überfallen, sondern dieser verfluchte Kosak. Irgendwie ist es ihm gelungen, aus dem Käfig zu entkommen, er ist die Treppe hinaufgeschlichen und in dein Zimmer eingedrungen. Dort hat er offensichtlich versucht, dich als Geisel zu benutzen. Du kannst Baranow dankbar sein, dass er dich vor dem Schicksal bewahrt hat, von den aufständischen Kosaken verschleppt zu werden. Er hat sein Leben für dich eingesetzt - der Verbrecher hat ihn zu Boden geschlagen, bevor es ihm gelang zu flüchten.“
    Sie starrte ihn an und begriff, dass Baranow die Wahrheit verdreht hatte. Oh, dieser gemeine, niederträchtige Lügner! „Aber nein, Sergej“, sagte sie verzweifelt und schüttelte den Kopf. „Baronow lügt. Er selbst hat mich mit der Peitsche geschlagen, ich habe mich am Vorhang festgehalten und ihn herabgerissen .“
    „Aber Sonja. Ist hier etwa ein Vorhang abgerissen?“
    Er hatte recht. Der dunkelrote Vorhang war wieder an Ort und Stelle, auch der hölzerne Zuber war verschwunden. Sie sah hinüber zur Wand und stellte fest, dass die Lederpeitsche fehlte.
    Sergei erhob sich und sah mit strenger Miene auf sie herab.
    „Nimm dich jetzt bitte zusammen, Sonja, schließlich bist du kein Kind mehr. Steh auf und komm hinunter ins Wohnzimmer. Dort wirst du ein Frühstück einnehmen, und dann reisen wir ab. Und hüte dich, irgendwelche dummen, unsinnigen Lügengeschichten zu erzählen. Hast du mich verstanden?“
    „Sergej - ich flehe dich an! Liefere mich nicht an diesen Menschen aus, es ist mein Tod!“
    „Ich will nichts mehr hören!“
    Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und schwieg. Es war nur natürlich, dass Sergei Baranow Glauben schenkte. Man glaubte immer gerne das, was für die eigenen Hoffnungen und Pläne angenehm war. Ihr Bruder würde ihr nicht helfen - seine eigene Karriere als Gardist der Zarin war ihm viel zu wichtig.
    Als er das Zimmer verlassen hatte, warf sie die Decke von sich und stand auf. Was konnte sie tun? Ihre Eltern waren weit von hier in St. Petersburg. Wie sollte sie zu ihnen gelangen? Ohne Pferd, ohne Kutsche, ohne männlichen Schutz. Eine Frau allein in diesem weiten, unwegsamen Land. Wo würde sie Zuflucht finden? Die leibeigenen Bauern würden sie ohne Zweifel an ihren Herrn ausliefern, wenn sie ihrer habhaft wurden.
    Ach, sie war sich nicht einmal sicher, ob ihre Eltern ihr glauben würden. Es wäre durchaus möglich, dass sie sie an ihren Bräutigam zurückschickten. Vor allem dann, wenn Baranow ihnen damit drohte, sie durch ein einziges Wort bei Hofe ins Unglück zu stürzen.
    Unschlüssig schob sie den Vorhang zur Seite und sah in den Hof hinunter. Es musste schon fast Mittag sein, denn die Sonne stand hoch am Himmel. Eine Reisekutsche wartete mit Gepäck beladen vor dem Eingang, und ein Stallknecht führte gerade die Pferde herbei. Weitere Reittiere standen gesattelt neben dem breiten Wassertrog. Auf der Veranda und am Brunnen lungerten Soldaten herum, rauchten, tranken und schwatzten. Woher sie gekommen waren, wusste Sonja nicht. Aber es war offensichtlich die Eskorte, von der Sergej gesprochen hatte, denn sie entdeckte auf der Veranda auch Baranow, der mit einem Offizier im Gespräch war.
    Es klopfte an
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