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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin
Autoren: Patricia Amber
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der Tür, und die junge Magd trat ein. Sie vermied es, Sonja anzusehen. Stattdessen blickte sie zu Boden und legte ein Bündel Kleider auf einen der Stühle.
    „Das sind die Sachen, die Ihr anziehen sollt“, sagte sie mit ernster Miene. „Wegen der Kosaken, die noch in der Nähe sind.“
    Sonja schwieg. Diese junge Person musste schon gestern genau gewusst haben, was Baranow vorhatte. Sie hatte geschwiegen - aber warum sollte sie auch ihr Leben riskieren, um eine völlig unbekannte Frau vor ihrem Unglück zu warnen? Ganz sicher trieb Baranow seine niederträchtigen Spiele auch mit dem Gesinde, und niemand kümmerte sich darum, ob ein Leibeigener gequält oder zu Tode geschlagen wurde. „Schönheit ist ein Fluch“, hatte sie gesagt. Jetzt begriff Sonja den Sinn dieser Worte.
    „Der Herr hat befohlen, dass Ihr gleich nach dem Umkleiden hinunterkommen sollt. Die Soldaten sind schon ungeduldig.“
    „Es ist gut - du kannst gehen.“
    Der Herr hatte befohlen, und sie hatte zu gehorchen! War er denn schon ihr Herr? Noch war sie nicht mit ihm verheiratet - doch tatsächlich gab es kaum eine Möglichkeit, sich seinem Willen zu widersetzen.
    Was hatte er sich jetzt wieder ausgedacht? Sie untersuchte das Kleiderbündel und stellte verblüfft fest, dass es Männerkleider waren. Sogar eine gepuderte Perücke war dabei, unter der sie ihr Haar verstecken konnte. Erneute Panik erfasste sie. Was hatte die Magd gesagt? Wegen der Kosaken? Also würde man Gefahr laufen, ihnen in die Hände zu fallen. Sie erinnerte sich an den großen Mann, der gestern so plötzlich vor ihr aufgetaucht war - war das ein Kosak gewesen? Wie wild er ausgesehen hatte mit seinem schwarzen wirren Haar und dem dunklen Bart. Mit einem einzigen Schlag hatte er Baranow zu Boden gestreckt. Dunkel, sehr dunkel erinnerte sie sich, dass er auf sie zuging und etwas zu ihr sagte. Seine Stimme war tief und warm gewesen - wie seltsam.
    Sie zögerte einen Augenblick, lief rasch zum Fenster und war erleichtert, dass Baranow immer noch auf der Veranda stand und mit dem Offizier redete. Sie würde also Männerkleider tragen - vielleicht war es gut so.
    Rasch öffnete sie ihr Kleid, streifte es ab, schlüpfte aus den Röcken und zog die engen Kniehosen über. Sie mussten für einen sehr jungen, schlanken Mann gearbeitet worden sein, denn sie saßen eng an ihrem Körper. Sie behielt das Korsett an und zog das weite, mit Spitzen besetzte Hemd über, steckte es in die Hose und hakte den Bund zu. Die silbern schimmernde Weste reichte bis an die Oberschenkel und hatte unzählige winzige Knöpfchen. Darüber kam die lange weiße Jacke, die an den Knopfleisten und Bündchen dunkelrot abgesetzt war. Weiße Strümpfe, die unterm Knie von engen Bändern gehalten wurden, und schwarze Schuhe mit kleinen Absätzen vervollständigten ihren Aufzug. Es war ungehörig genug, denn die eng sitzenden Hosen und Strümpfe ließen die Form ihrer Beine deutlich hervortreten. Sie knöpfte die Jacke zu, um wenigstens die Oberschenkel vor den Blicken der Männer zu verbergen. Doch sie stellte fest, dass sie sich in diesen Kleidern seltsamerweise wohler fühlte als in der tief ausgeschnittenen Robe, die sie gestern angehabt hatte.
    Mühsam war es, das lange dichte Haar zu bändigen und so festzustecken, dass es unter der Perücke nicht hervorsah. Doch sie war diese Prozedur gewöhnt, denn sie hatte auch bei Hofe schon Perücken getragen. Als sie fertig angekleidet war, ging sie einige Male im Zimmer auf und ab, versuchte die Füße fest aufzusetzen und weite Schritte wie ein Mann zu machen. Es kam ihr eigenartig vor, sehr ungewohnt und doch gefiel es ihr. Was war daran gut, eine Frau zu sein? Ein hilfloses, schwaches Wesen, der Willkür eines Mannes ausgeliefert, der widerliche Dinge von ihr verlangte. Ja, sie wäre lieber ein Mann gewesen. War es nicht tausendmal besser, kämpfen und sterben zu dürfen, als sich erniedrigen zu lassen?
    Langsam ging sie die Stiege hinab, horchte auf das harte Geräusch ihrer genagelten Schuhe und versuchte, den Gedanken an ihre gestrige Flucht in den Keller zu verdrängen. Unten stand ein junger Bediensteter, starrte sie mit offenem Mund an und vergaß fast, sich vor ihr zu verneigen.
    „Die Herren warten im Wohnzimmer“, sagte er und sah dabei irritiert auf ihre Beine.
    Sergej, Baranow und ein bärtiger Offizier saßen bequem bei Tisch und hatten ein üppiges Frühstück vor sich stehen. Gekochtes Fleisch, in Fett schwimmende Plinsen, Würste, dicke Kascha mit
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