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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin
Autoren: Patricia Amber
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als das, meine kleine Sonne!“
    Er ließ es sich nicht nehmen, sie zur Kutsche zu geleiten und ihr beim Einsteigen behilflich zu sein. Seine Hand griff dabei um ihre Taille, berührte ihr langes rotblondes Haar, das offen über ihre Schultern hing, und als sie eine rasche, erschrockene Bewegung machte, spürte sie, wie das schützende Tuch von ihren Schultern glitt. Er hatte es ihr mit einem Ruck herabgezogen.
    „Es ist wirklich zu heiß, meine Liebe, um sich in so etwas einzuwickeln“, meinte er in väterlich vorwurfsvollem Ton.
    „Es ... es ist nur wegen des Staubs“, begehrte sie auf.
    „Wir halten die Fenster geschlossen, mein Kätzchen.“
    Es gab keine Möglichkeit zu protestieren oder sich gar zu wehren. Ihr Bruder wäre der Letzte gewesen, der ihr beigestanden hätte. Fürst Baranow war ihr Bräutigam und nahm sich jetzt schon das Recht heraus, über sie zu verfügen. Er würde von nun an auf ihr Dekollete starren, das nach höfischer Mode offenherzig war und trotz der zarten Spitzen den Ansatz ihrer Brüste offenbarte. Wie merkwürdig - bei Hofe war es ihr niemals unangenehm gewesen, sich in tief ausgeschnittenen Roben zu zeigen. Im Gegenteil - sie genoss es, wenn man ihr Komplimente machte. Die Blicke der jungen Gardeoffiziere hatten sie zwar erröten lassen, doch die Gefühle, die sich dabei einstellten, waren angenehm gewesen. Jetzt aber spürte sie nichts als eisigen Schrecken, während Baranows Augen abschätzend über ihren Körper glitten.
    Eintönig zog die flache, unendlich weite Landschaft an den Fenstern der Kutsche vorüber. Gelblicher Staub wurde von den Pferdehufen aufgewirbelt, hüllte alles in ockerfarbigen Nebel und ließ die wenigen Gehöfte und Dörfchen nur wie durch einen Schleier erkennen. Immer noch brannte die Sonne unbarmherzig vom Himmel herab, und die Hitze in der Kutsche ließ jedes Gespräch ersterben. Bleierne Müdigkeit senkte sich auf die Insassen. Sonja stellte erleichtert fest, dass Baranows Kinn in die Spitzen des seidenen Hemdes herabsank, und seine Augenlider sich langsam schlossen. Gleich darauf war trotz des Knarrens der Kutsche und des Geräusches der Pferdehufe ein kräftiges Schnarchen zu hören. Sonja lehnte den Kopf an das Polster und versuchte ebenfalls einzuschlummern, doch die Furcht vor dem, was sie in den kommenden Tagen erwartete, ließ sie keinen Schlaf finden. Was würde er mit ihr tun, wenn sie ganz allein mit ihm im Zimmer war? Ihre Eltern hatten sie streng erzogen, und ihrer Meinung nach hatte eine junge Frau unberührt in die Ehe zu gehen, ihrem Mann Nachkommen zu schenken und ein Leben lang treu an seiner Seite auszuharren. Über das, was zwischen Mann und Frau geschah, hatte sie nur sehr verschwommene Vorstellungen, und auch ihr Bruder hatte dieses Thema niemals berührt. Würde Baranow von ihr verlangen, dass sie ihre Kleider auszog? Aber nein - Eheleute taten so etwas nicht. Er würde sich ihr nähern, sie berühren, vielleicht sogar küssen - ja, das würde er vermutlich tun. Die Vorstellung war widerlich genug, doch sie hatte es klaglos hinzunehmen. Und er würde dafür sorgen, dass sie ihm einen Sohn gebar. Sie schauderte, denn ihr war nicht ganz klar, was dabei geschehen würde. Auf jeden Fall stellte sie es sich schrecklich vor - aber es dauerte sicher nicht sehr lange und ging vorüber. Sie wollte es schon aushalten - schließlich war sie nicht die erste junge Frau, die verheiratet wurde.
    Nachdenklich sah sie aus dem Fenster. Draußen waren jetzt rechts und links des Weges breite Kornfelder zu sehen, Bäuerinnen mit bunten Kopftüchern standen gebückt und banden die Ähren zu Garben, junge Männer mit nacktem Oberkörper luden die Garbenbündel auf Pferdewagen. Sonja ertappte sich dabei, dass sie die Männer voller Neugier betrachtete. Wie gewandt die jungen Kerle waren, wie kräftig ihre nackten Arme schienen. Einer war mit wenigen Sprüngen auf den hochbeladenen Wagen geklettert und winkte der vorüberfahrenden Kutsche zu. Natürlich durfte sie nicht zurückwinken, aber sie lächelte. Sie hatte ihre Kindheit auf dem Landgut der Eltern verbracht und konnte sich noch gut an diese Erntearbeiten erinnern. Das kleine Landgut ihrer Eltern war schon vor einigen Jahren verkauft worden, um Sergej, der als Offizier in die Truppen der Zarin eintreten wollte, standesgemäß auszustatten.
    Am späten Nachmittag erreichte man endlich den kleinen Gutshof Pereschkowo, der bereits zum Besitz des Fürsten gehörte. Hunde umkläfften die Kutsche, als
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