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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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Schrotkörner hatten ihn im Gesicht verletzt. Ein Zahn fehlte. Unbekannte Stimmen gratulierten ihm zu dem Schuss. Er drehte sich um, aber da war niemand. Buster lächelte, als wollte er sagen: Du kannst mich weder mit noch ohne Waffen besiegen. Ich bin dir überlegen. Und im Traum hatte er gespürt, während er zu begreifen versuchte, wie sein Sohn noch hatte aufrecht stehen können, wie es in seiner Brust zu schmerzen begann. Der Schmerz breitete sich blitzschnell in den linken Arm aus, und im nächsten Augenblick hatte er die Flinte fallen lassen und war auf die Knie gesunken. Er stützte sich mit einer Hand ab und presste die andere ans Herz. Er trug ein Nachthemd. Buster kam näher, und aus seinem Blut wurden Regentropfen, die auf ihn niederfielen. Sie drangen durch den Stoff, und sein Rücken wurde nass. Ihm wurde warm. Und im Traum wusste er, dass es sich nur um Sekunden handelte, bis er starb.
    Johan Droth sammelte seine Kräfte, erhob sich von der Bettkante, trat ans Fenster und blickte in den Hof. Er strich sich mit der Hand über den Rücken und stellte fest, dass er schweißnass war. Im Schein einer Laterne sah er, dass es schneite. Kleine, durchsichtige Flocken. Er hatte Hunger. Er beschloss, das Nachthemd zu wechseln, in die Küche zu gehen und den Kühlschrank zu plündern. Es geschah immer häufiger, dass er zu dieser nächtlichen Stunde aufwachte, obwohl das nur selten an Albträumen lag. In solchen Fällen konnte er nur wieder einschlafen, wenn er sich satt gegessen hatte. Das würde sich in seinem Gewicht widerspiegeln, aber er fand, dass er sich das in seinem Alter erlauben konnte.
    Auf dem Weg durch die dunkle Diele blieb er vor Busters Zimmer stehen. Ein Lichtstreifen war unter der Tür zu sehen. Buster war wach. Droth trat näher und legte sein Ohr an die Tür. Er hörte Stimmen, konnte aber nichts verstehen. Dann begriff er, dass er nur Busters Stimme hörte. Er telefonierte. Plötzlich verstummte die Stimme, und Droth kehrte in sein Zimmer zurück. Essen und Schlaf konnten warten.
    Droth hatte gerüchteweise gehört, dass Buster schlechten Umgang pflegte. Er hatte weder Zeit, Gelegenheit noch Lust, ihn zur Rede zu stellen, und er wusste ohnehin, dass Buster sowohl machtgierig als auch leicht zu beeinflussen war. Daher ging er davon aus, dass das Gerücht der Wahrheit entsprach. Der vergangene Abend hatte diese Vermutung bestätigt. Er war sich auch ziemlich sicher, dass einige der Vorschläge, die Buster in letzter Zeit bezüglich der Geldanlagen in den USA und der Verwendung des in Curaçao versteckten Vermögens vorgebracht hatte, nicht von ihm stammten. Jemand hatte etwas gegen ihn oder die Familie in der Hand und machte sich das zunutze. Vielleicht einer der Eingeweihten. Buster hatte nicht genug Mumm, um so etwas allein durchzuziehen, aber er war verblendet genug, um sich zu einer Marionette machen zu lassen. Es war an der Zeit, herauszufinden, wer der Drahtzieher war.

Dienstag, 19 . September – Freitag, 13 . Oktober 1989

Namen und Orte
    1
    Der letzte Freier des Abends schien Mitte vierzig zu sein. Er war teuer gekleidet, beiger Mantel, großer Regenschirm. Französisch, sagte er. Sonst nichts. Er schlug vor, sie solle unter seinen Regenschirm kommen und ihn nach Hause begleiten. Der Vorschlag war verlockend, da es den ganzen Abend genieselt hatte, und sie fror. Er wohnte in der Jungfrugatan. Im Treppenhaus war es dunkel. Er sagte, das Licht sei wieder kaputt, sein Vermieter sei ein geiziger alter Sack, der das Haus verkommen lasse. Er nahm sie vorsichtig bei der Hand und führte sie die Treppe hoch. Seine Hand war warm und feucht. Sie gingen Stockwerk um Stockwerk nach oben, und als sie vor der Eisentür standen, die zum Speicher führte, begriff sie, dass etwas nicht stimmte. Sie konnte ihn jedoch nicht mehr fragen, was das solle, denn er versetzte ihr einen Schlag aufs Ohr. Sie prallte gegen die Wand, er schloss die Tür auf und zerrte sie auf den Speicher, kniete sich auf ihren Brustkorb und legte ihr die Hände um den Hals. Sie versuchte, seine Hände wegzuschieben, aber er war stärker. Dann hob er einen Arm und begann sie zu schlagen. Immer wieder. Sie war sich sicher, dass sie sterben würde.
    2
    Die Uhr auf dem Schreibtisch zeigte Viertel nach eins, und Annie begann unruhig zu werden. Abgesehen von der Bankerlampe mit dem grünen Glasschirm, deren Licht auf ihre Notizen fiel, war es in der Wohnung dunkel. Die Lampe war ein Geschenk von Max. Er hatte sie gekauft, als sie in
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