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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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diszipliniert ihre Position genutzt, um neue Gebiete einzunehmen. Ihrem Wahlspruch, «die stillschweigende Übererfüllung ist unser Standard», war Johan junior wahrhaftig gerecht geworden, seit er die Führung übernommen hatte.
     
    Der Tisch im großen Saal war hufeisenförmig. In der Mitte saß Johan junior, flankiert von seinem engsten Berater Martin Hellsten und seinem einzigen Sohn Buster. Die Runde bestand aus weiteren zwölf Personen, alles Männer aus der Mittelschicht, denen ein hoher IQ , aber nicht unbedingt ein Vermögen in die Wiege gelegt worden war. In der Direktorenriege hatte es nie eine Frau gegeben. Nicht einmal zum Stenographieren, was die Dinge vereinfachte. Der jüngste Teilnehmer übernahm stets die Rolle des Sekretärs. Dem inzwischen vierundvierzigjährigen Conny Jonsson war diese Rolle fünf Jahre in Folge zugefallen, bis Buster in den Kreis aufgenommen worden war. Buster war der Jüngste der Versammlung und der Einzige unter vierzig.
    Alle sahen Johan Droth an, und dieser ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern. Er schwieg. Selbst seine langjährigen Mitarbeiter spürten, wie sich ihre Atmung veränderte, wenn er ein Zimmer betrat. Die neuen Mitglieder hatten auf einmal gerötete Gesichter. Lord Vader ist eingetroffen, hatte Buster Droth einmal gescherzt, was aber nur dazu geführt hatte, dass alle weggeschaut und recht bald das Zimmer verlassen hatten.
    Johan Droth trank einen Schluck aus seinem Wasserglas und räusperte sich: «Die meisten von euch wissen, dass ich mich für Geschichte interessiere und in der Geschichte auskenne. Mit ihr will ich also beginnen. ‹Wenn die Geschichte sich wiederholt und immer das Unerwartete geschieht, wie unfähig muss der Mensch sein, durch Erfahrung klug zu werden.› Das hat der Schriftsteller George Bernard Shaw einmal gesagt. Gibt es hier jemanden, der ihm zustimmt?» Er blickte in die Runde. Die meisten Männer sahen einander an, einige starrten auf die Tischplatte. Johan Droth verzog den Mund, womit er ihnen zu verstehen geben wollte, dass sie nichts als Arschkriecher seien. Das war einer der Gründe, weshalb er sie angestellt hatte.
    «Shaw irrte. Wir blicken auf eine beeindruckende Geschichte zurück, und man kann aus ihr lernen, um sich eine ebenso beeindruckende Zukunft zu sichern. Auch der Umstand, dass ich zu Beginn jeden Jahres alle in den majestätischen Wäldern Upplands versammle, hat historische Gründe. Mein Vater kaufte diesen Herrenhof, dessen Geschichte ein wenig an meine eigene erinnert. Bevor wir uns den Geschäften zuwenden, wollen wir etwas bei ihr verweilen.» Er lehnte sich bequem zurück.
    «Die hiesigen königlichen Eisenwerke wurden 1643 an den Vater der schwedischen Industrie, Louis De Geer, verkauft. Er war nicht in Schweden zur Welt gekommen, aber er machte Schweden zu seinem Land. Sein kaufmännisches Wissen hatte er von seinem Vater und auf seinen vielen Reisen erworben. Diese Parallele zu meinem Werdegang ist mir natürlich aufgefallen.» Er nickte, ließ seinen Blick schweifen, und jeder, der zu ihm hinübersah, nickte zustimmend. So waren sie nun einmal, die Arschkriecher: Sie hatten Angst, ihren Job, das Haus, ihr Auto und ihre Mitgliedschaft zu verlieren.
    «Wie De Geer», fuhr er fort, «haben wir die Industrien und Dienstleistungsunternehmen des Landes durch innovatives Denken vorangebracht. Wir haben ein florierendes Sicherheitsunternehmen aufgebaut, das weltweit operiert, und haben innerhalb der schwedischen Stahlindustrie große Erfolge verbuchen können. Wir stehen dem schwedischen Staat mit Rat und Tat zur Seite. In der Öffentlichkeit, aber auch hinter verschlossenen Türen. De Geer machte sich um die schwedischen Kolonien verdient. Er gründete beispielsweise die Afrikanische Compagnie in Cabo Corso, die spätere Schwedische Goldküste, das spätere Ghana. Es heißt, dass es dort immer noch ein Dorf gibt, in dem die Mohren das Schwedisch De Geers sprechen. Seit Jahrzehnten zählen wir zu den erfolgreicheren Imperien, die es verstehen, zwischen Schweden und potenziellen Kolonien Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.» Er schwieg einen Augenblick und kam zum Schluss: «Und jetzt haben wir uns hier versammelt. Mit der Aufgabe, diese Tradition weiterzuführen. Da will ich sicher sein, dass gerade Sie die Richtigen für diese Aufgabe sind.» Er betrachtete die Männer, die ausnahmslos ins Leere blickten. Einige hörten Johan Droths Rede zum ersten Mal, andere hatten schon ein Dutzend Mal Löcher in
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