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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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verstrich, und sie erwarteten ein Kind. Ohne darüber zu reden. Sie hatten es einfach getan.
    Zum ersten Mal waren sie sich in einem Jazzclub begegnet, in dem Max gespielt hatte. Annie war mit Kollegen von der Zeitung dort, und es war einer jener Abende, von denen noch so oft die Rede sein sollte, dass sie zum Mythos wurden. Wie das so ist, es gab keine Erwartungen. Alle waren schön. Die Muscheln die besten. Das Bier kein bisschen abgestanden. Und die Musik: Keiner hat das verstanden, aber sie war wie eine Droge. Nur Annie und Max wussten, dass dieser Abend ihr Leben verändern würde. Die anderen freuten sich einfach über den gelungenen Abend in dem kleinen Lokal. Es war die Zeit nach dem Debakel im Zusammenhang mit der Ermordung Olof Palmes. Sie waren froh, dass sie ein neues Lokal entdeckt hatten und nicht nur über die Situation in Schweden redeten, sondern ein paar Gläser tranken, lachten und über ihre Chefs Witze machten. Aber die beiden wussten Bescheid. Sie sahen sich an, und vier Takte machten den Jazz zur Arbeit. Max spielte den ganzen Abend. Er kannte nur wenige Flirttricks, ließ aber keinen einzigen aus. Am Tag darauf ging Annie allein in das Lokal, um Max spielen zu hören. Später am Abend begleitete er sie nach Hause.
    «Ich habe eine Theorie», sagte sie vor ihrer Haustür. «Man schreibt, weil man etwas zu sagen hat, das man nicht für sich behalten kann, und man macht Musik, weil man Sex will.»
    «Na, dann haben wir heute Abend vielleicht beide Glück», sagte er und lächelte. Sie lachte, und beide wussten, dass sie ein Paar werden würden. Später hatte Max oft gedacht, dass es mutige Worte gewesen waren. Mit ihr war es von Anfang an etwas anderes gewesen.
     
    Als Patrik sein Glas hob und die Gäste willkommen hieß, sahen sich alle an. Max’ Blick fiel auf Annie. Er hielt inne und wünschte sich, sie wären allein. Die erste unsichere Zeit einer Schwangerschaft war noch nicht überstanden, und sie wollten ihr Geheimnis noch ein paar Wochen für sich behalten. Die ganze Sache machte ihn nervös, aber auch froh. Vor allem, weil er Annie über alles liebte, aber auch ein klein wenig, weil es ihm gelungen war, mit ihr ein Kind zu zeugen. Eine innere Stimme, bei der es sich um ein Relikt aus der Steinzeit handeln musste, sagte ihm: Du bist ein Mann, der sich fortpflanzen kann! Und es gab zwei Milliarden Frauen, die sich theoretisch fragten, ob er sich dafür auch ihnen zur Verfügung stellen würde. Er dachte an den ersten Grund und sah Annie in die Augen. Den zweiten Grund spülte er mit einem Schluck Wein hinunter.
    Annie beobachtete Max. Sie bemerkte, dass er nicht mehr nüchtern war. Es ärgerte sie, dass sie so lange gearbeitet hatte.
    «Annie, du bist doch Journalistin», begann Erik. «Was hältst du eigentlich von diesem Männer-Frauen-Thema?» Er war sonnengebräunt, trug ein weißes Hemd, die Ärmel aufgekrempelt, und eine große Armbanduhr.
    «Was meinst du damit?»
    «Irgendwie hat man das Gefühl, dass in den Zeitungen eine Debatte läuft, hinter der ihr Journalisten steckt. Über Männer, wenn du verstehst.» Er lächelte.
    «Nein, ich verstehe nicht.» Annie stützte die Ellbogen auf den Tisch. «Kannst du mir das auch genauer erklären?»
    Patrik mischte sich ein. «Dieses panische Moralisieren wegen dieser Frauenmorde. Natürlich ist das furchtbar, aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass alle Männer Monster sind.»
    «Genau», meinte Erik, indem er Annie zuvorkam. «Ich habe da was von einer Aktionsgruppe gegen Pornographie gelesen. Was wollen die damit sagen? Dass Pornofilme pervers machen und jeder, der sie konsumiert, zum Frauenmörder wird?»
    Er lachte, trank einen Schluck Wein und wartete auf Annies Antwort.
    Eriks Freundin Anneli wurde rot.
    Annie sah Max an. Ihre Blicke trafen sich. Er dachte, mach ihn fertig, und hoffte, sie würde seine Gedanken lesen.
    «Ich glaube nicht, aber es kann doch nicht schaden, das Thema Pornographie aufzugreifen. Man kann darüber wie über vieles andere diskutieren. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die finden, dass über gewisse Dinge nicht diskutiert werden darf. Du etwa?»
    Erik senkte den Blick und schob den letzten Bissen auf seinem Teller hin und her. «Nein», antwortete er und schaute hoch.
    Max lächelte. Sie war sein Idol.
    «Ich will dir sagen, was mich beunruhigt. Dass über einige Dinge in der von dir erwähnten Debatte
nicht
diskutiert wird.»
    «Und zwar welche?»
    «Im Jahr 1976 wurde der Vorschlag für eine neue
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