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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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können, ehe sie alle ihre Schreibtische räumen müssten. Einige Abteilungsleiter würden bleiben, der Rest müsse gehen. Was die österreichische Firma zu bieten habe, sei ihr internationales Profil. Die Fusion bringe Produktionsstandorte in Schweden, Österreich, Deutschland, Brasilien, Belgien, in der Türkei, in China, in den USA und in Mexiko mit sich. Er betonte den Namen jedes Landes ebenso deutlich wie Palme in seiner Weihnachtsansprache über die Bombardierung Hanois. Die Pointe war, dass das Unternehmen dank der neuen Konstellation innerhalb eines Jahres an die Börse gehen könne. Das eröffne neue Möglichkeiten. Für größere Fusionen. Vielleicht für eine vertikale Integration. Einen Verkauf. Wer wisse das schon. Schlau und rücksichtslos. Vier Minuten und 45  Sekunden.
    Er setzte sich, und Johan Droth nickte wortlos. Dann richtete er seinen Blick auf das nächste Opfer, den Mann, der gegenübersaß und den Jan Karlvik begrüßt, dessen Namen er jedoch vergessen hatte. Theorin, richtig, so hatte er geheißen.
    Johan Droth knöpfte sich einen nach dem anderen vor. Keiner wurde ausgelassen – mit Ausnahme von Hellsten und Buster. Das Taxi stand mit laufendem Motor vor der Tür, und je mehr Zeit verstrich, desto lauter dröhnte der Motor. Buster erhielt während des Meetings etwa einhundert Anweisungen. Fragen, die er notieren musste, Versprechungen, die abgegeben worden waren und deren Einlösung überprüft werden mussten, Zweifelsfälle, die vor dem nächsten Meeting geklärt werden mussten, Kontakte, die herzustellen waren, Besprechungen, die vereinbart werden mussten, und Mitarbeiter, die informiert werden und besser ausscheiden sollten. Alles musste protokolliert werden.
    Am Ende des Meetings stank es im Saal nach Angstschweiß.
    2
    Buster stellte sich hinter Johan Droth und Hellsten, legte seinem Vater eine Hand auf die Schulter und wartete geduldig, bis sie ihre Unterhaltung beendet hatten und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten. Niemand hatte es eilig. Alle beherrschten die Kunst des Abwartens. Der Kaffee war gerade serviert worden, und das Diner stand kurz vor seinem Abschluss.
    «Ja?» Johan sah ihn fragend an.
    «Ich wollte euch nicht unterbrechen, aber ich gehe bald zu Bett, weil ich morgen früh aufbrechen muss, um meinen Flug zu erwischen.»
    «Wenn du dir vor dem Schlafengehen noch etwas vorlesen lassen willst, musst du dich an jemand anders wenden. Nicht einmal, als du noch Bettnässer warst, habe ich dir abends vorgelesen, Buster.»
    Buster verzog das Gesicht und schielte zu Hellsten hinüber. «Das wollte ich auch nicht, aber danke, dass du das noch einmal erwähnt hast. Ich wollte dir nur für diesen Abend danken und ein Treffen vorschlagen, sobald ich wieder zurück bin. Ich habe eine Idee für das Vermögen in Curaçao.»
    Johan Droth sah zu ihm hoch und stellte seine Tasse scheppernd auf die Tischplatte. Mehrere Männer fuhren erschrocken herum. Im Raum herrschte spürbare Nervosität. Buster sah Hellsten an, der auf seinen leeren Dessertteller starrte. Johan Droth schien noch etwas sagen zu wollen, wandte sich dann aber ab und begann eine Unterhaltung mit dem Mann zu seiner Linken, während er ein kleines Stück von seiner Torte aß. Buster betrachtete seinen Rücken. Alle im Saal musterten Buster. Er spürte, wie er errötete, und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Als er zur Tür ging, blickte ihm ein Dutzend Augenpaare nach. Auf dem Weg zu seinem Zimmer kam er an der Bar vorbei und bat um eine Flasche Jack Daniel’s und einen Kasten Cola.
    Er ertrug sie nicht. Diese Mittelmäßigen, diese Schleimer. Er wollte höher hinaus als sie alle. Ihnen würde er es noch zeigen. Er füllte ein Glas bis zur Hälfte mit Jack Daniel’s und schenkte Cola bis zum Rand nach. Dann begegnete er seinem Blick im Spiegel über der Kommode. Wenn die wüssten, dachte er und lächelte, dann würden sie sich um
mich
scharen.
    3
    Johan Droth erwachte um kurz nach vier mit einem Ruck. Er wusste nicht gleich, wo er war, obwohl er in diesem Zimmer im Lauf der Jahre Hunderte von Malen geschlafen haben musste. Er setzte sich auf die Bettkante, und langsam kam die Erinnerung zurück. Wo er war und was er hier tat. Er hatte einen unheimlichen Traum gehabt. Buster und er hatten vor dem Fenster auf dem Kiesplatz gestanden. Er hatte eben einen Schuss aus seiner Schrotflinte abgefeuert, und Buster war in die rechte Schulter getroffen worden. Das Blut sickerte in den Kies. Einige
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