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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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sprechen konnte, hatten auf denselben Zweigen gesessen und trotz Kanonenfeuer und Maschinengewehrgeknatter weitergezwitschert, ohne vor Hitler, der SS und Gauleiter Wagner Angst zu haben.
    Johan ging zu einem Wäldchen am Rand des Parkplatzes, hinter dem ein großer, brauner Acker lag. Die Natur ist die Natur, und das Leben ist das Leben, dachte er. Er blieb mit dem Rücken zu seinem Wagen stehen und betrachtete die flache Landschaft. Vielleicht war Julius Cäsar hier vorbeigeritten, als diese Wälder und Vögel Teil seines Reiches gewesen waren. Ein paar Tage vor seiner Ermordung war ein Königsvogel mit einem Lorbeerzweig im Schnabel in die Curia in Pompeji geflogen. Einige Vögel hatten ihn verfolgt und zu Tode gehackt. Johan Droth schaute zu, wie sich ein paar Vögel ihre Beute streitig machten. Ein Omen, dachte er. Aber ich glaube nicht an Omen.
    Er kehrte zum Auto zurück. Als er sich am Kofferraum abstützte, sah er aus dem Augenwinkel ein Auto auf sich zurollen, das in etwa zwanzig Meter Entfernung zum Stehen kam. Noch jemand, der sich die Beine vertreten will, dachte er und öffnete die Fahrertür. Er beschloss, seine Jacke auszuziehen und auf den Rücksitz zu legen. Er öffnete die hintere Tür, und als er sie wieder schloss, sah er, wie sich ihm der Fahrer des anderen Wagens näherte. Vielleicht wollte er nach dem Weg fragen. Den konnte er ihm auch durch das geöffnete Seitenfenster beschreiben. Er war ein alter Mann, und niemand konnte ihm einen Vorwurf machen, wenn er sich setzte. Als der Mann seinen Wagen erreichte, saß er bereits hinter dem Lenkrad. Johan Droth sah auf und geradewegs in die Mündung eines Gewehrs. Er hielt den Atem an und wartete auf den Knall, der ihn früher als befürchtet in den Tod transportieren würde. Seine Gedanken überschlugen sich, während sich der Gewehrlauf seinem Gesicht näherte. Raubüberfall, dachte er, rechnete rasch nach und kam zu dem Schluss, dass er genügend Franc im Auto hatte, um jeden Räuber zufriedenzustellen. Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als der Mann mit dem Gewehr fragte: «Nur um keinen Fehler zu machen, Sie sind doch Johan Droth?»
    Johan Droth blickte in die engstehenden Augen des Mannes. Das eine war zusammengekniffen, als konzentrierte er sich aus reiner Gewohnheit auf das Korn seines Gewehrs, was unnötig war, denn die Schrotflinte in seiner Hand war keine fünf Zentimeter von Johan Droths Gesicht entfernt.
    Johan Droth nickte.
    «Gut», antwortete der Mann. «Ich verfolge Ihr Auto nun schon seit Straßburg, und es wäre ein Jammer gewesen, wenn ich an den Falschen geraten wäre.» Er lachte und schaute sich um.
    «Was wollen Sie?», fragte Johan Droth. «Ich habe mindestens zehntausend Franc in der Brieftasche. Die können Sie gerne haben.»
    Der Mann beugte sich abrupt vor und versetzte Johan Droth mit dem Lauf einen Schlag auf die Zähne. Blutgeschmack erfüllte seinen Mund. «Wenn Sie glauben, dass ich hier bin, um Sie auszurauben, sind Sie dümmer, als ich dachte.»
    «Wovon reden Sie?», fragte Johan Droth mit Panik in der Stimme.
    Der Mann lächelte. «Ich bin nicht hierhergekommen, um Sie auszurauben, ich bin gekommen, um Sie zu töten. Normalerweise befasse ich mich nicht mehr mit solchen Dingen, aber diese Angelegenheit ist zu wichtig, als dass ich sie delegieren wollte. Ich gehe also das Risiko ein, es selbst zu tun. Erraten Sie, warum?»
    Johan Droth schüttelte vorsichtig den Kopf.
    «Mein Bruder ist tot, und das ist Ihre Schuld», sagte der Mann.
    «Ich habe niemanden umgebracht», zischte Droth. «Sie reden mit dem Falschen.»
    «Ich behaupte auch gar nicht, dass Sie ihn umgebracht haben, ich sage, dass es Ihre Schuld ist.» Der Mann beugte sich vor. «Sie haben zwei Idioten damit beauftragt, eine Journalistin kaltzumachen. Einer dieser Idioten hat meinen Bruder erschossen. Sie sind am Leben, also müssen Sie zahlen. Denn ich will, dass jemand zahlt. Kapiert?»
    «Sie haben den Falschen», wiederholte Droth. «Nennen Sie eine Summe. Sie sollen sie bekommen. Egal wie viel.»
    «Ihr Geld habe ich bereits.»
    Johan Droth sah den Mann erstaunt an.
    «Ich mache mit Ihrem Kronprinzen Geschäfte. Er hat mir zwanzig Millionen von Ihrem Geld geliehen. Ich erwäge, das Geld nicht zurückzuzahlen.»
    Buster, dachte Johan Droth und ließ den Kopf hängen.
    «Vielleicht wussten Sie davon gar nichts, aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.»
    Die Gewehrmündung drückte gegen seinen Oberkiefer, der Metallgeschmack mischte sich
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