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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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Božko Orangensaft. Sie würden nicht lange reden, nicht viele Worte verlieren. Aber das würde genügen. Božko wusste Bescheid, und Vito war seine Worte in Gedanken hundertmal durchgegangen. Božko schwieg, während Vitomir das Wort ergriff.
    «Jetzt haben wir Schweden in der Tasche», meinte Vitomir abschließend, nachdem sie alle Details besprochen und ihre Gläser geleert hatten. «Gemeinsam machen wir’s möglich.»
    «Ich werde hier gebraucht», antwortete Božko. «Es wird Krieg geben.»
    «Ich weiß», erwiderte Vitomir. «Ich kümmere mich um alles. Ich habe einen idealen Strohmann. Einen Anwalt. Außerdem ist die Finanzierung gesichert. Aber wir müssen das Ding zusammen durchziehen. Zwei sind stärker als einer. Wir werden sehr viel Geld verdienen.»
    Božko betrachtete ihn eine Weile. Dann sah er einen seiner Gorillas an und schob die Unterlippe vor. Er nickte, als hätte ihn der Kellner gerade gefragt, ob er noch ein Glas Orangensaft wünsche.
    «Okay», sagte er und zuckte ganz leicht mit der linken Schulter.
    Vitomir Jozak lächelte und nickte. Er streckte die Hand aus, sie schüttelten sich über den Tisch hinweg die Hände und standen auf, ohne sich loszulassen. Vitomir sah Božko in die Augen: «Wir werden größer als McDonald’s, das verspreche ich dir.»
    2
    Die Direktoren des Konsortiums hatten sich wieder versammelt. Das Porträt von Johan Droth jun. hing neben dem seines Vaters im Gustaf-Adolf-Zimmer. Die Goldrahmen waren gleich groß, was zeigte, wie wichtig der Junior für die Familie gewesen war. Sein Blick war hart, und am Vorabend hatte Buster keine Stelle im Raum entdecken können, an der er dem eindringlichen Blick des Alten entgangen wäre. Die Direktoren hatten Buster einstimmig als Chef des Konsortiums vorgeschlagen, denn sie wussten, dass dies ohnehin unausweichlich war. Sein Erbe sowie die stimmberechtigten A-Aktien im Besitz der Familie ließen nichts anderes zu.
    Johan Droth war eingeäschert worden. Seine Urne würde in dem Zimmer aufgestellt werden, das er immer bewohnt hatte. Daneben würde immer ein Licht brennen.
    Buster hielt eine kurze Rede. Demütig übernehme er jetzt das Ruder, um die Familie in eine neue Ära zu führen. «Ich weiß, was mein Vater Johan und auch mein Großvater, der Gründer, gewollt hätten. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, ihre Träume für das Konsortium umzusetzen. Eine neue Zeit bricht an. Skål auf das, was gewesen ist, und auf das, was kommen wird.»
    Die Männer hoben ihre Gläser. In ihren Augen waren Erleichterung, Angst, Verachtung und Selbstbewusstsein zu lesen. Buster war ihr neuer Chef. Sie würden ihm folgen, als sei nichts gewesen.
     
    Abends in seinem Zimmer dachte Buster über die Zusammenhänge nach, über die toten Frauen und die Wahrheit, die Orha und Theorin mit ins Grab genommen hatten und die er nun nicht mehr zu fürchten brauchte. Auch Johan brauchte er nun nicht mehr zu fürchten. Er war Zeuge des Ehrgeizes seines Sohnes gewesen, und nun hatte auch er das Zeitliche gesegnet. Er hatte seinen Sohn herausgefordert und verloren. Verloren hatte auch seine uneheliche Schwester. Aber nicht Ödipus hatte Buster dazu veranlasst, seinen Vater und seine Schwester in den Tod zu schicken, sondern praktische Erwägungen und die Liebe für den von ihm gewohnten Lebensstil. Wer ihm diesen streitig machen wollte, musste ihn schon töten. Jetzt aber war die Bahn frei. Nun konnte er tun und lassen, was er wollte. Und genau das hatte er vor.
    3
    Munkenberg lag im Bett und starrte an die Decke. Es war noch nicht einmal zehn Uhr, aber er versuchte, trotzdem einzuschlafen. Es wurde über ihn geredet. Ihm wurde auf die Schulter geklopft. Eine Karriere wurde ihm in Aussicht gestellt. Er solle keine weiteren Fragen stellen und akzeptieren, dass die Dinge manchmal genauso seien, wie sie auf den ersten Blick schienen. Man erinnerte ihn an seine strahlende Zukunft. Er wurde gefragt, ob er ein Team-Player sei. Er hatte bejaht. Sein Spiegelbild verursachte ihm Übelkeit.
    4
    Jedes Mal, wenn Annie einschlief, erlebte sie es von neuem. Das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde. Das Licht, das auf ihre nackte Haut fiel und hellrot durch ihre geschlossenen Lider schien, da sie die Augen nicht mit ihren Händen schützen konnte. Wenn das Licht verschwand, kam die Angst. Die Atemzüge im Zimmer, wenn sich die Tür geschlossen hatte. Manchmal aus einem Mund, manchmal aus zweien. Tiere, die zu zweit jagten, ihre Beute umkreisten und auf den richtigen
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