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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition)
Autoren: Robert Kviby
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mit dem seines Blutes.
    «Man wird Sie jagen», sagte er.
    «Meinen Sie, das kümmert mich?», fragte der Mann und krümmte den Finger.
    «Sie haben den Falschen», sagte Johan Droth ein letztes Mal.
    2
    «Was für eine Welt», sagte Lennart an der Kasse. «Man kann nicht einmal mehr zum Pinkeln anhalten, ohne umgebracht zu werden.» Er warf Sture Hult einen Blick zu, der auf den Zeitungsständer starrte. «Gut, dass wir hier in Sörmland leben, Sture, findest du nicht auch?», fuhr Lennart fort. «Kaum verlässt man Schweden, wird man umgebracht.» Sein einziger Kunde antwortete nicht, und er wandte sich ab.
    Sture Hult stattete dem Dorfladen den letzten Besuch der Woche ab. Er berührte die Boulevardzeitung, als wolle er sich vergewissern, dass die Schlagzeile keine Einbildung war. «Finanzmann Johan Droth Opfer eines Raubmords in Frankreich.» Das Konkurrenzblatt hatte eine ähnliche Schlagzeile, nannte den Namen des Opfers allerdings nicht. Er nahm die Zeitung in die Hand und blätterte, bis er die richtige Seite gefunden hatte. Dann setzte er sich an das Tischchen mit den beiden Stühlen. Lennart servierte Kaffee, der seit dem frühen Morgen auf der Warmhalteplatte geköchelt hatte. In dem Artikel stand, Johan Droth war erschossen auf einem Rastplatz südlich von Sarre-Union in Frankreich aufgefunden worden. Er hatte sich vermutlich auf dem Weg zu seinem Gutshof in Luxemburg befunden. Ein Lastwagenfahrer hatte den Toten vor zwei Tagen entdeckt. Die Identifizierung war problematisch gewesen, denn er hatte keine Papiere bei sich gehabt. Vermutlich waren sie gestohlen worden. Die Police Municipale im Elsass hatte sich mit der Autovermietung in Verbindung gesetzt, bei der Johan Droth den Wagen gemietet hatte. Nach einem Gespräch mit den Angehörigen wurde die Identität des Toten mit Sicherheit festgestellt. Die französische Polizei ging davon aus, dass es sich um einen Raubüberfall handelte. Das Opfer war mit einer Schrotflinte gleichsam hingerichtet worden. Bislang gab es keinen Verdächtigen.
    Eine Träne lief Sture Hult über die Wange, und er empfand so etwas wie Scham, als sie seine Oberlippe erreichte. Er wischte sie weg und nickte. Ein Mensch war gestorben, kein erfreuliches Ereignis, aber er empfand Freude. Er wusste, dass der Gerechtigkeit Genüge getan worden war. Er wusste nicht, von wem, aber er wusste genug, um von Gerechtigkeit sprechen zu können.
    Sture Hult bezahlte rasch und ging in die Kälte hinaus, ohne etwas anderes als die Zeitung gekauft zu haben. Er blieb auf dem Parkplatz stehen und sah den wenigen vorbeifahrenden Autos nach. Es hatte dreißig Jahre gedauert. Der Fall Karin Åkesson konnte endlich als abgeschlossen betrachtet werden.

Was übrig blieb
    1
    Der Fahrstuhl des Belgrad Interkontinental war auf dem Weg nach unten. Vitomir Jozak trug einen schwarzen Anzug. Er betrachtete sich in der Spiegelwand und zündete sich eine Zigarette an.
    Nach Rankos Beerdigung war er in Belgrad geblieben. Seine Mutter hatte geweint, seine Tanten hatten geweint. Es sei seine Schuld, hatten sie gesagt. Der große Bruder habe seinen kleinen Bruder ins Verderben gestürzt. Schweigend hatte er ihre Worte und Ohrfeigen über sich ergehen lassen. Alte Freunde hatten mit grimmiger Miene am Grab gestanden. Einigen von ihnen war der Tote egal, aber sie waren gekommen, um der Familie ihre Achtung zu bezeugen. Nichts konnte Ranko wieder zum Leben erwecken.
    Der Alte auf dem Parkplatz hatte um sein Leben gebettelt. Das taten alle. Selbst wenn sie so schwer verletzt waren, dass kein normales Leben mehr möglich war. Trotzdem wollten sie weiterleben. Vitomir hatte Droths Brieftasche, Armbanduhr und einen Ring an sich genommen und alles mitsamt dem zerlegten Gewehr in einen Sack gelegt. Auf dem Weg nach Straßburg hatte er den Sack in den Fluss Il geworfen und war dann mit einem falschen Pass in eine Maschine nach Belgrad gestiegen.
    Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, ehe sich die Türen öffneten, verließ den Fahrstuhl und trat zum vereinbarten Zeitpunkt in die Lobby. Vor ihm stand der Mann mit dem Geld, der Macht, dem Ruf und dem amerikanischen Straßenkreuzer. Er breitete die Arme aus. Der polierte Fußboden und die hellen Lampen ließen Božko wie einen Filmstar erscheinen. In seiner riesigen, goldenen Uhr spiegelte sich die halbe Lobby. Hinter ihm hatten seine Gorillas Stellung bezogen. Ganz Belgrad hielt in Erwartung des ersten Schusses den Atem an. Vitomir Jozak kam allein.
    Er bestellte Bier,
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