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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition)
Autoren: Max Pechmann
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nur sch e menhaft. Die Lichter schimmerten wie festgefrorene Glühwürmchen durch den au f gewirbelten Schnee.
    Neben ihm saß seine Assistentin Yui Okada. Ihr bleiches Gesicht verriet, dass sie den Schwankungen des Helikopters nichts Positives abgewinnen konnte.
    Der graue Himmel, der hin und wieder zu erkennen war, machte alles and e re als Hoffnung auf besseres Wetter. Vor fünfzehn Stunden hatten sich Chad Kruger und Yui Okada noch in Seoul aufgehalten, wo beide an einem wisse n schaftlichen Kongress teilgenommen hatten. Ein Anruf seines Freundes John Arnold hatte dem schnell ein Ende bereitet. Kurz darauf hatten sie zwei So l daten abgeholt und in einem Jeep nach Kyongi-do gebracht, wo auf einem Flugplatz des koreanischen Militärs ein Sikorsky startbereit auf sie gewartet hatte. Mit dem Helikopter waren sie nach Incheon geflogen, um danach über Umwege einen Flugzeugträger zu erreichen, der vor der antarktischen Pac k eisgrenze kreuzte. Dort hatte sie ein BO 105 mitgenommen, in dem sie nun über der Ingrid-Christensen-Küste schwirrten.
    Der Pilot nahm einen erneuten Anlauf. Diesmal gelang es ihm, auf dem Landeplatz aufzusetzen.
    Als Chad die Tür des Hubschraubers öffnete, schlug ihm ein eisiger Wind entgegen. Yui kletterte nach ihm heraus. Als eine unerwartet kräftige Böe über den felsigen Boden fegte, hielt sie sich erschrocken an der Helikoptertür fest.
    Ein Mann in knallrotem Anorak und einer grauen Wollmütze auf dem Kopf näherte sich ihnen. Er winkte Kruger lässig zu. „Willkommen in uns e rer antarktischen Oase! Schön, Sie bei uns zu haben, Kruger !“ Das Brausen des Sturmes verschluckte beinahe seine Worte.
    „Ich hoffe, die Reise war nicht umsonst, Arnold “, erwiderte Chad und schüttelte dem Mann die Hand . Obwohl sich beide seit L angem kannten, war es zwischen ihnen stets dabei geblieben, sich zu Siezen und sich mit ihren Nachnamen anzusprechen. Dies lag vor allem an Arnold, der eine gewisse Abneigung gegen allzu persönliche Beziehungen hegte . Wahrscheinlich der obligatorische Komplex eines alt werdenden CIA-Agenten.
    Arnolds Gesicht nahm einen sonderbaren Ausdruck an. „Ich denke, die S a che ist seltsamer als wir glauben.“
    Chad wandte sich zur Seite. „Seltsame Dinge sind unser Geschäft. Meine Assistentin kennen Sie ja bereits.“
    Arnold verbeugte sich. „Willkommen in unserer bescheidenen Station, Miss Okada.“
    Yui reichte ihm die Hand. „Wir haben uns lange nicht gesehen.“
    Arnold grinste. „Das ist wirklich eine Schande.“
    Yui schlug ihm gegen die Schulter. „Bringen Sie uns lieber in eines Ihrer Häuser, bevor wir hier noch festfrieren.“
    Während Arnold seine beiden Gäste zu einem der Gebäude führte, sagte er: „Die Funksignale wurden am achtzehnten Juni sowohl von einem Fo r schungsschiff als auch von mehreren Stationen empfangen. Sie können sich den Aufruhr denken.“
    Endlich betraten sie den Container. Das Brausen des Sturmes verkam zu einem leisen Heulen. Ein Geruch nach Schweiß und nasser Kleidung erfüllte den Raum.
    Arnold blieb stehen. „Ein Reporter hat versucht, mit einem Hubschrauber dorthin zu gelangen. Er geriet in ein Unwetter und stürzte ab.“
    „Schön, dass Sie uns das erst jetzt sagen“, bemerkte Yui. „Ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich nicht in diese rostige Mühle gesetzt.“
    „Und die Funksignale?“, hakte Chad nach.
    Arnold setzte sich wieder in Bewegung. Sie folgten einem schmalen Gang, der von Neonleuchten erhellt wurde. „Eine eigenartige Sache. Jacobson arbe i tet noch daran.“
    „Er arbeitet noch daran?“
    Arnold stoppte erneut. „Ich hätte Ihnen von Anfang an reinen Wein ei n schenken sollen, Kruger . Immerhin hab ich Sie von diesem Kongress wegg e holt.“
    „Diese Veranstaltung ist sowieso nicht sonderlich wichtig gewesen“, erklä r te er. Die Thematik hatte sich einmal mehr um Sinn und Zweck der Gren z wissenschaften gedreht. Hin und wieder brauchten Wissenschaftler, die sich mit außergewöhnlichen Phänomenen und Artefakten beschäftigten, gewisse Streicheleinheiten und nutzten solche Kongresse zur Selbstbeweihräuch e rung. Chad , ein Vertreter dieser Zunft, konnte dieses Gehabe seiner Kollegen nachvollziehen. Als Grenzwissenschaftler stand man täglich dem Spott und Hohn der restlichen Expertenwelt gegenüber. Viele ihrer Gegner und Skept i ker übersahen, dass die Vertreter dieser außergewöhnlichen Disziplin, die sich eigentlich aus mehreren Bereichen der Wissenschaft zusammensetzte,
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